Kriegsbilder. Strategien bildlicher Emotionslenkung in Visualisierungen des Krieges
Leitung und Organisation: Prof. Dr. Christine Kanz; Projektmitarbeit: Judith Rießner, MA
Kriege sind schon immer mit Bildern verknüpft worden. Die Ikonographie der Kriegsbilder reicht von Darstellungen des Trojanischen Krieges auf antiken Vasen und mittelalterlichen Kämpfen auf feingewobenen Teppichen bis hin zu Kriegsbildern in den visuellen Medien der Gegenwart, in Filmen ebenso wie auf digitalen Bildschirmen. Die über die Medien vermittelten Kriegsbilder des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart mach(t)en Geschichte, indem sie unsere Wahrnehmung des Krieges und unsere Haltung zum Krieg maßgeblich prägen.
Ziel ist es zu analysieren, ob Visualisierungen des Krieges in den Medien westlicher Industrienationen spezifischen Bildmustern gehorchen, die sich in fast allen Kriegen wiederholen. Dabei soll zum einen herausgefunden werden, inwiefern Kriegsbilder ein ikonisches Bildgedächtnis gestalten und somit Geschichte machen können (Beispiel: Foto des fliehenden ‚Napalm-Mädchens’ im Vietnamkrieg). Zum anderen ist zu fragen, ob in Bildern des Krieges, ähnlich wie in Bildern des Terrorismus (vgl. Klonk 2017), bestimmte Emotionalisierungsstrategien zugrunde liegen, die bewirken, dass nicht etwa der Bildinhalt selbst, sondern die an ihn geknüpften Emotionen (wie etwa Wut, Hass, Angst) im Vordergrund stehen.
Dabei gehen wir von einem plurimedialen Medienbegriff aus, der verschiedene Bild-Genres, wie zum Beispiel Film, Foto, Kunst und digitale Bilder umfasst. Auch Literatur gehört dazu, da ja auch Texte bildlich strukturiert sein können und Visualisierungen produzieren. Bilder wiederum beanspruchen Texte für ihre Interpretation und Zirkulation bzw. sprechen gar selbst (Mitchell 2011).
Mit diesem Workshop im Rahmen eines größeren Projekts zum Thema wollen wir nicht zuletzt auch zur Beantwortung einer ethisch ausgerichteten Fragestellung beitragen, indem wir auch nach der Verantwortung der betrachtenden Person angesichts von Kriegsbildern fragen. Was lässt sich bezüglich deren Bewertung und auch deren Weiterverbreitung feststellen? Welche „ethischen“ Konventionen oder gar Richtlinien lassen sich im Umgang mit Kriegsbildern ausmachen und inwiefern sind sie zu hinterfragen und neu zu formulieren?
Kontakt (für Anmeldungslink via ZOOM)
Prof. Dr. Christine Kanz
Hochschulprofessorin für Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Neuere deutsche Literatur
Cluster Mitte (Standort: Pädagogische Hochschule OÖ | University of Education Upper Austria)
Koordinatorin Teilfach Neuere deutsche Literatur Cluster Mitte
A-4020 LINZ | Kaplanhofstraße 40 | Österreich/Austria
Tel.: +43 732 7470-7312
E-mail: christine.kanz@ph-ooe.at
Gastprofessorin für Neuere deutsche Literatur
Fachgruppe Literaturwissenschaft/Literary Studies
Universität Gent/Ghent University
B-9000 GENT|Blandijnberg 2|Belgien/Belgium
E-mail: christine.kanz@ugent.be
https://christinekanz.wordpress.com
Programm:
Donnerstag, 6. Mai 2021
14:00 Uhr: Christine Kanz (Linz): Begrüßung der Teilnehmer*innen und kurze Einführung
14.15 Uhr Keynote I: Helmut Lethen (Linz): Melancholie und Präzision. Die Leistung der Fotografie.
Kommentar: Christine Kanz
***Kurze Pause***
15:20 Uhr Keynote II: Gaby Pailer (Vancouver): „The Girl in the Picture“ – Reflexionen zu Denise Chongs Biografie des vietnamesischen ‚Napalm-Mädchens‘ Kim Phuc
Kommentar: Helmut Lethen
***Kurze Pause***
16:30 Uhr Jasmin Mersmann (Linz): Nach dem Sturm. Materielle Zeugen kriegerischer Gewalt
Kommentar: Judith Rießner
17:15 Uhr Julia Bee (Weimar): Folterinszenierungen in Kriegsfilmen – Die Lenkung von Affekten in Spielfilmen und TV-Serien
Kommentar: Gabriele Werner
18-19:30 Uhr ***Pause für individuelles Abendessen***
19:30 Uhr Karl Sibelius (Linz): Texte über und gegen den Krieg
Freitag, 7. Mai 2021
14:00 Öffnung des ZOOM-Warteraum + kurze Begrüßung
14:15 Uhr Ulrike Stamm (Linz): Der Einsatz von Bildern in genderspezifischen Perspektiven auf den Krieg im Jemen
Kommentar: Julia Bee
15:00 Uhr Gabriele Werner (Berlin): Neue Bilder vom Krieg – neue Bilder von Soldat*innen in postheroischen Zeiten
Kommentar: Arndt Niebisch (Wien)
***15 Min. Pause***
16:00 Uhr Judith Rießner (Linz): Kriegsbilder im postdramatischen Theater
Kommentar: Ulrike Stamm
16:45 Uhr Lee T. Gušić (Frankfurt a.M.): Emotionale Wirkungen von Requisiten und audiovisuellen Impulsen in Performances und Inszenierungen von Gewalt im Kontext der Jugoslawienkriege 1991–1999.
Kommentar: Gaby Pailer
***15 Min. Pause***
17:45 Uhr Nicole Vennemann (Köln): Bilder von Kriegsereignissen im Zeitalter der Social Media: Authentizität versus Ästhetik
Kommentar: Jasmin Mersman
18:30 Uhr Roundtable mit Helmut Lethen und Gaby Pailer
19:30 Uhr Resümee + Verabschiedung der Teilnehmer*innen