Nachwuchstagung: Grenzen und Entgrenzung - topographisch, kulturell, identitär, Aachen
Perspektiven auf Transgression, Liminalität und die Poetik des ‚Dazwischen‘
Organisation: Samuel Perepelitsa (Aachen), Dr. des Barbara Gremm (Aachen) und Yvonne Schneider (Aachen)
Keynote Speaker: Prof. Dr. Astrid M. Fellner (Saarbrücken) und PD Dr. Christoph Kleinschmidt (Tübingen)
Tagungsort
26. & 27.10.2023
Raum B 8/9, Hochschulgebäude: Ehem. Couvengymnasium, Kármánstraße 17-19, 52062 Aachen
28.10.2023
LOGOI - Institut für Philosophie & Diskurs, Jakobstraße 25a, 52064 Aachen
Kontakt
nachwuchstagung@germlit.rwth-aachen.de
Diese Tagung wird zusätzlich via Zoom übertragen. Den Zugangslink erhalten Sie via E-Mail an die o.g. Adresse.
Den Flyer zu dieser Tagung finden Sie hier.
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Abstract
„Die Grenze und die Überschreitung verdanken einander die Dichte ihres Seins: Eine Grenze, die absolut nicht überquert werden könnte, wäre inexistent; umgekehrt wäre eine Überschreitung, die nur eine scheinbare oder schattenhafte Grenze durchbrechen würde, nichtig.“ (Michel Foucault)
Mit diesen Worten berührt Michel Foucault in seiner 1963 verfassten ‚Vorrede zur Überschreitung‘ ein grundlegendes Paradoxon der Erfahrbarkeit von Grenzen, werden diese als abstraktes Konzept doch erst in der (Un-)Fähigkeit ihrer Überschreitung greif- und denkbar. Ebenso impliziert eine Entgrenzung immer auch die Existenz einer bestehenden Begrenzung. Damit liegt in dieser beschriebenen Dialektik ein Begriffspaar vor, das existenziell miteinander verwoben ist und nicht ohne sein Gegenstück erfahrbar werden kann.
Diesen Zusammenhang von Be- und Entgrenzungsprozessen möchte die vom 26. bis zum 28.10.2023 stattfindende Nachwuchstagung am Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der RWTH Aachen aufgreifen und im Hinblick auf verschiedene Schwerpunkte der Literaturwissenschaft, aber auch interdisziplinär fokussieren. Aktuelle literarische, gesellschaftspolitische und sozialphilosophische Diskurse zeigen insbesondere eine zunehmende Aus- und Verhandlung von Grenzen in Topographie, Kultur und Identität, die sich in Themen wie Migrations- und Fluchtbewegungen, Globalisierung und Partikularisierung, Inter- und Transkulturalität sowie hybriden Identitätskonzepten niederschlägt. Im Rahmen der Tagung soll in diesem Zusammenhang nicht nur der Frage nachgegangen werden, auf welche Weise sich Grenzüberschreitungen und -verschiebungen literarisch und gesellschaftlich darstellen; vielmehr soll ebenso überprüft werden, inwiefern auch in Entgrenzungsprozessen die Implikation dieser Grenzen weiterhin eingeschrieben bleibt und Folgen nach sich zieht.
Programm
Do, 26.10.2023
13:30-14:00: Samuel Perepelitsa (Aachen) / Dr. des Barbara Gremm (Aachen) / Yvonne Schneider (Aachen): Begrüßung und Einführung: Grenzen und Entgrenzung – topographisch, kulturell, identitär
14:00-14:45: Lisa Jüttner (Bielefeld): Der Körper als Grenzphänomen in Anne Dudens früher Prosa
14:45-15:30: Max Becker (Aachen): Weibliche Ekstase und Nichtssein in Mela Hartwigs Frühwerk
16:00-16:45: Fabio D’Addona (Mainz): Idyllische Grenzüberschreitungen romantischer Poesie: Novalis’ Hyazinthmärchen
16:45-17:30: Dr. des Barbara Gremm (Aachen): An der Grenze zwischen Leben und Tod. Die Hadesfahrten des Odysseus und Aenaeas
18:00-19:15: Keynote: Prof. Dr. Astrid M. Fellner (Saarbrücken): Borderthinking, Bordertexturing und diffraktive Verknüpfungen. Ein Versuch einer Grenzpoetik des „Dazwischen“
Fr, 27.10.2023
10:00-10:45: Guillaume Etienne (Namur): Zu-Fuß-Reisen und die Überschreitung temporaler, geographischer und identitärer Grenzen am Beispiel von Christiane Hoffmanns „Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“ (2022)
10:45-11:30: Magdalena Specht (München): Be- und Entgrenzung von Identität durch Sprache in Daniela Dröschers „Lügen über meine Mutter“ und Kim de l’Horizons „Blutbuch“
12:00-12:45: Dr. Christian Buhr (Aachen): dat uuas so friuntlaos man – Verwandtschaft, Identität und die Grenzen der Gewalt im Althochdeutschen Hildebrandslied
12:45-13:30: Leonie Bartel (Berlin/Oxford): Grenzenloses Weltall? Grenz- und Entgrenzungsdynamiken im ästhetischen und astronomischen Wissen vom Kosmos
Mittagspause
15:30-16:15: Tobias Esser (Aachen): Ästhetik des Bruchs – Didaktische Perspektiven auf das Kabarett-Motiv in „Der Trafikant“ von Robert Seethaler
16:15-17:00: Johanna Pfuhl-Rybizki (Klagenfurt/Weimar): Migration und Adoleszenz. Literarische Zugehörigkeitskonzepte in den Werken von Dimitrij Kapitelman, Lena Gorelik und Olga Grjasnowa
17:30-18:30: Dominik Gerst (Duisburg) / Maria Klessmann (Frankfurt/Oder) / Prof. Dr. Hannes Krämer (Duisburg): Im Zwischenraum. Grundzüge kulturwissenschaftlicher Grenzforschung
Sa, 28.10.2023
9:30-10:45: Keynote: PD Dr. Christoph Kleinschmidt (Tübingen): Literarizität und Liminalität. Der Beitrag der Literaturwissenschaft für eine Theorie der Grenze
10:45-11:30: Dr. Stephanie Großmann (Passau): Territoriale Konstituierung des Deutschen Kaiserreichs in der deutschen Lyrik zur Reichsgründung 1871
12:00-12:45: Yuval Schneider (München): Emotionen und Grenzüberschreitung in den Werken von Petrowskaja und Wodin
12:45-13:30: Simone Lettner (Salzburg/Toulouse): Polyphonie und topographische Transgression in Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“ (1939) und „Clarissa“ (1990)
Mittagspause
15:00-15:45: Samuel Perepelitsa (Aachen): An der Grenze der Entgrenzung? Herkunft, Desintegration und ‚Erlösung‘ in Olga Grjasnowas „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ und Sascha Marianna Salzmanns „Außer sich“
15:45-16:30: Martin Fietze (Rostock): Die Grenze als literarische Kategorie? Zur Erfahrung von Entfernung und Unterschied in Uwe Johnsons Frühwerk
16:30-17:15: Abschlussdiskussion