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Konstruktionen des Klassischen in Zentraleuropa. Literaturpolitische Produktion und Rezeption am Beispiel von Czernowitz und der Bukowina (30.11.2022)

Beginn
21.04.2022
Ende
22.04.2022
Deadline Abstract
30.11.2022

Konstruktionen des Klassischen in Zentraleuropa. Literaturpolitische Produktion und Rezeption am Beispiel von Czernowitz und der Bukowina

Czernowitz, auf Jiddisch Tschernowitz, auf Hebräisch צֶ׳רנוֹבִיץ, auf Rumänisch Cernăuți, auf Polnisch Czerniowce, auf Russisch Černovtsy, auf Ukrainisch Černivci, war das Zentrum der Bukowina, ein von der habsburgischen Administration im späten 18. Jahrhundert geschaffenes Kronland, ab 1918 Teil Großrumäniens, 1940/44 aufgeteilt in ein nördliches sowjetisches bzw. ukrainisches und ein südliches rumänisches Territorium.

Als Spezifikum von Stadt und Region darf der polykulturelle Charakter (bis ca. 1940) gelten, handelte es sich doch um ein multikonfessionelles, -linguales und -ethnisches (u.a. deutsch, jiddisch, polnisch, ukrainisch, rumänisch, ferner armenisch, romani und russisch) Gebiet mit unterschiedlichen Literatursprachen und Schriften (hebräisch, kyrillisch, lateinisch) und den damit verbundenen transregionalen Kanonisierungen. So stehen im Zentrum des Kanons Paul Celan und Rose Ausländer im Hinblick auf die deutschsprachige Lyrik und Elieser Steinbarg im Hinblick auf die jiddischsprachige Fabeldichtung. Weitere Repräsentanten erreichten den Status von nationalen Heroen, was für den als „rumänischer Goethe“ konnotierten Mihai Eminescu oder für Ol’ha Kobylans’ka als – mit jeweils unterschiedlicher Konnotation – sowjetischer und ukrainischer Nationaldichterin gilt. Entgegen dem Kanonisierungen zugrundeliegenden Einheitsprinzip mit seiner Tendenz zur Kulturalisierung und Naturalisierung literarischer Traditionen war der Knotenpunkt Czernowitz von vielfältigen transnationalen Verflechtungen über sprachliche und literarische Grenzen hinweg geprägt.

Ausgehend von diesen Prämissen sollen Konzepte des Klassischen zum Thema werden, die zum einen auf Kategorien des Vorbildlichen, Mustergültigen, Richtungsweisenden rekurrieren und zum anderen generalisierende und legitimierende Übertragungen als kulturelle Höchstleistungen eines Volkes oder einer Gesellschaft vornehmen. Im Blick auf die Literaturen der Bukowina sollen auch kulturelle, politische und ökonomische Prozesse der Konstruktion des Klassischen ermittelt werden. Dies betrifft die Ebene der jeweiligen literaturpolitischen Produktion, aber auch die der Rezeption im Spannungsfeld von nationalphilologischer Schließung und weltliterarischer Öffnung. Das „Klassikproblem“ (Voßkamp) als dialektische Spannung zwischen normativem Idealitätsanspruch und exemplarischer Geschichtlichkeit ist somit um die Dimensionen rivalisierender kultureller Erinnerungen und Netzwerkbildungen sowie die Funktionen des Klassischen in einer multiethnischen und vielsprachigen Region zu erweitern. Eingeladen werden Beiträge aus Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaft, die sich mit dem kulturell-literarischen System der Region unter dem Leitkonzept des Klassischen befassen. Sektionen der Tagung sind:

1.) Metropolen und Kulturräume: Kulturtransfer, Übersetzungen und Kanonbildungen – Das Beispiel Bukowina und Czernowitz
2.) Diskurse des Klassischen bis zur Gegenwart
3.) Institutionen der kulturellen Überlieferung
Ein Abend mit Übersetzerinnen und Übersetzern

Themenvorschläge mit Abstract (ca. 1.000 Zeichen) werden erbeten bis zum 30. November 2022 an: haab@klassik-stiftung.de.

Contact Info: 

haab@klassik-stiftung.de

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Osteuropäische Literatur (Baltikum, Russland, Ukraine), Ostmitteleuropäische Literatur (Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn), Literaturgeschichtsschreibung (Geschichte; Theorie), Mehrsprachigkeitsforschung/Interlingualität, Interdisziplinarität, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Übersetzung allgemein

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Klassik Stiftung Weimar
Datum der Veröffentlichung: 25.11.2022
Letzte Änderung: 25.11.2022