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Variations 28: "Environment, Science, Memory"

Deadline Abstract
15.06.2025
Deadline Beitrag
01.12.2025

Call for Papers: Variations 28 – Environment, Science, Memory 

The balsam fir tree also remembers. If caterpillars or moose browse its needles, the nibbling assault lodges itself in the chemical makeup of the tree, in a manner analogous to the changes in a chickadee’s nerve cells after a near miss with a predator. The tree’s subsequent growth is more heavily defended by unpalatable resins, like a bird turned jumpy by its bad experience with a hawk. The fir also remembers air temperatures dating back nearly a year, a memory that helps the tree to know when to winterize its cells. […] Roots and twigs have memories of light, gravity, heat, and minerals. (Haskell 2017: 37)  

Schon lange werden Erinnerung und verschiedene Vorstellungen von Umwelten als voneinander abhängig gedacht. Gegenwärtig wird diese Beziehung zwischen Umwelten und Erinnerung, zum Beispiel durch Konzepte wie »Planetarische Erinnerung« (vgl. Bond et al. 2018), zunehmend in den Vordergrund gerückt (Gülüm et al. 2024). Wie Gülüm et al. in »Memory and Environment« feststellen, laden uns Verschiebungen in der Wahrnehmung von Epistemologie, Kategorien, und Skalen dazu ein, »to understand memory and environment as embedded, co-constitutive, and co-constructed« (2024: 4). In diesem Kontext bietet insbesondere auch naturwissenschaftliche Forschung Einsicht in die Wechselwirkung von Erinnerung und verschiedenen – sowohl natürlichen als auch kulturellen – Umwelten. So beschreiben beispielsweise auch Elizabeth DeLoughrey und George Handley  in Postcolonial Environments die Umwelt als Zeugin menschlicher Geschichte (2011: 4), aus der von Menschen geprägte und veränderte Landschaften resultieren. Spuren der Vergangenheit  finden sich in natürlicher Materie genauso wie in kulturellen Umwelten und können mit dem richtigen Wissen wieder als Erinnerung zugänglich gemacht werden. Dementsprechend zeigt auch Donna Haraway in When Species Meet, dass der menschliche Körper selbst als Teil einer langen Geschichte voller Interaktionen zwischen Lebewesen verstanden werden kann (2008: 5) – einer Geschichte, die sowohl durch natur- als auch durch kulturwissenschaftliche Methoden rekonstruiert werden kann. 

Erinnerungen und Umwelten sind aber nicht nur miteinander verbunden, weil wir sie als sich gegenseitig beeinflussend verstehen können, sondern auch, weil beide Konzepte eine ähnliche, hochgradig produktive Position in wissenschaftlichen Diskursen einnehmen. Insbesondere in den Literatur- und Kulturwissenschaften bewegen sich Diskussionen von Erinnerung sowie auch von Umwelt immer wieder an den Grenzen zu den Naturwissenschaften. Das Denken des ecocriticism, zum Beispiel, kommt nicht ohne naturwissenschaftliche Erkenntnis aus. So verstehen auch Eva Horn und Hannes Bergthaller »[d]ie Einsichten der Naturwissenschaften als unverzichtbare Grundlage jedes adäquaten Verständnisses des Anthropozäns« (2019: 14). Auch Susan Nalbantian unterstreicht  dass ihre Studie Verbindungen zwischen Geistes- und Naturwissenschaft herstellt, in einer Zeit, in der integrative Annäherungen zwischen den Disziplinen unumgänglich seien (vgl. 2003: 2).  

In Anbetracht dessen widmet sich die 28. Ausgabe von Variations der Frage, wie Wissenschaft unser Verständnis von Erinnerungen und Umwelten verändert und bereichert, und wie Literatur und Kultur im Gegenzug mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in diesen Bereichen in Dialog treten. Beiträge sollen sich kreativ mit diesen mannigfachen Verflechtungen engagieren. Unter anderem können sie sich mit Fragen befassen wie: 

  • Wie beeinflusst wissenschaftlicher Diskurs unser Denken über Erinnerung und Umwelten, einschliesslich jener, die als ›natürlich‹, ›künstlich‹ oder technisch konstruiert gelten? 
  • Welche subjektiven Konzepte von Umwelt und Umgebung werden von den Geisteswissenschaften entwickelt und wie inkorporieren sie Interpretation, Wahrnehmung, und Empfinden – Dimensionen welche dann wiederum für wissenschaftliche Betrachtungen relevant werden? 
  • Wie werden Umwelten in Literatur, Kultur, und Kunst narrativ und sensorisch konstruiert und wie sind sie und ihre Konstruktionen mit Erinnerungen verbunden?  
  • Welche Rolle spielen Erinnerung und Wissenschaft für die Konservation von Umwelten?  
  • Wie beeinflussen Klimawissenschaft und ökologische Modelle kulturelle Erinnerungen? 
  • Wie hängen koloniale und postkoloniale Dimensionen mit Themen der Naturwissenschaft, Erinnerung, und Umwelten zusammen und inwiefern dienen wissenschaftliche Diskurse zur Legitimierung der Ausbeutung und Transformation kolonisierter Landschaften? 
  • Welche Rolle spielen nicht-menschliche Akteure, die biologische und ökologische Erinnerungen ändern? Wie werden diese Akteure und ihre Beziehungen in Kultur und Literatur dargestellt? 
  • Inwieweit sind Trauma, Verdrängung, und Erinnerung im Kontext des Klimawandels und der Klimakrise von Bedeutung? 

Beiträge können sich mit Literatur, visueller Kultur, Philosophie, Umweltnaturwissenschaften, Science and Technology Studies oder Erinnerungswissenschaften befassen. Wir begrüssen sowohl theoretische und methodologische Reflektionen als auch Fallstudien und vergleichende Analysen.  

 

Abstracts (300–400 Wörter) sowie eine kurze Biografie können der Redaktion bis zum 15. Juni 2025 unter folgender Adresse eingereicht werden: variations@rom.uzh.ch. Wir publizieren Artikel in deutscher, englischer und französischer Sprache. Die Benachrichtigung über Annahme oder Ablehnung der Beiträge erfolgt im Juli. Die fertigen Artikel müssen der Redaktion bis spätestens 1. Dezember vorliegen und dürfen 32’000 Zeichen nicht überschreiten. Zudem können auch themenrelevante literarische Texte und künstlerische Beiträge wie z.B. Zeichnungen, Collagen oder Fotografien eingesendet werden. 

       

Bibliographie 

 

DeLoughrey, Elizabeth M., and George B. Handley, eds. 2011. Postcolonial Ecologies: Literatures of the Environment. Oxford University Press. 

Gülüm, Erol, Paul Leworthy, Justyna Tabaszewska, and Hanna Teichler. 2024. »Memory and Environment.« Memory Studies Review 1 (1): 3–15. https://doi.org/10.1163/29498902-20240007

Haraway, Donna. 2008. When Species Meet. University of Minnesota Press. 

Haskell, David George. 2017. The Songs of Trees: Stories from Nature’s Great Connectors. Penguin Random House. 

Horn, Eva, and Hannes Bergthaller. 2019. Anthropozän zur Einführung. Junius. 

Nalbantian, Suzanne. 2003. Memory in Literature: From Rousseau to Neuroscience. Palgrave Macmillan. 

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Forschungsgebiete

Postkoloniale Literaturtheorie, Ecocriticism, Literatur und andere Künste, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Geographie/Kartographie, Poetik

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ISSN: 2235-6118

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Datum der Veröffentlichung: 25.04.2025
Letzte Änderung: 25.04.2025