Unterwegs – Reisen in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur: Aussiger Beiträge 16 (2022)
AUSSIGER BEITRÄGE 16 (2022)
Germanistische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Hrsg. vom Institut für Germanistik an der Philosophischen Fakultät
der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem (Tschechien)
in Zusammenarbeit mit dem Praesens Verlag in Wien http://ff.ujep.cz/ab/
Seit 2013 in der internationalen Datenbank Scopus gelistet.
ISSN 1802-6419
Das Reisen hat die Welt seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch stärker geprägt, als dies zuvor der Fall war. Reisen fasziniert, Reisen bildet, Reisen ist aber auch zum Statussymbol geworden und ein Privileg, das nicht allen zugänglich ist – viele Menschen sind zu anderen Formen der Mobilität wie Flucht und Migration gezwungen. Reisen und das Schreiben darüber haben die deutschsprachige Literatur seit 1945 wesentlich mitgeprägt, sei es in Form von Reiseberichten, sei es als fiktionale Verarbeitung von Reiseerfahrungen. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns haben das Reisen ebenfalls in den Vordergrund gerückt, in diesem Fall allerdings wegen seiner Unmöglichkeit und aus Gründen der Sehnsucht. In der germanistischen Literaturwissenschaft stößt das Thema des Reisens in jüngster Zeit auf vermehrtes Interesse. So haben Baumgartner/Shafi (2019) das ambivalente Verhältnis zum Reisen bei AutorInnen des 21. Jahrhunderts ausgelotet und Benay/Lajarrige (Austriaca 2006) den spezifischen Blick österreichischer Reisender untersucht.
Die Ausgabe 16/2022 der Aussiger Beiträge widmet sich Darstellungen und Interpretationen von Reisen in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur seit 1945. „Reisen“ wird hier in einem weiten Sinn verstanden, von tatsächlich stattgefundenen Reisen bis zu fiktionalen Reisebeschreibungen. Eingeschlossen sind Reisen ins vermeintlich Bekannte und solche, die als ‚exotisch‘ wahrgenommen werden, ebenso wie AutorInnen-reisen und ihre Auswirkungen auf die Entstehung von Texten (wie z.B. das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung). Nachgegangen werden soll der besonderen Bedeutung, die das Reisen in der Literatur hat.
Die Fragen, die sich aus diesem Fokus ergeben, sind zahlreich. Sie reichen von der Frage nach der Art der Darstellung, der Gattungspositionierung der ‚Reise-Texte‘ (Reisebericht, Reiseroman, Reisetagebuch etc.), die sich zwischen Fiktionalität und Faktualität bewegen, bis hin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Reise als Thema und Motiv, einschließlich der Fragen nach der sozialen Möglichkeit von Mobilität, nach Grenzen und Grenzüberschreitungen. Außerdem ergibt sich die Frage nach der Auseinandersetzung mit dem Anderen, sei es mit den ‚Bereisten‘ (Mary Pratts „travellee“ im Gegensatz zum „traveller“) oder mit anderen Reisenden, auf die man auf der Reise trifft. In der Folge ist zu fragen, wie die Reisenden sich selbst (unterwegs, in der Konfrontation mit dem Anderen) reflektieren. Auch Fragen nach Reiserouten (zentral bei den Europäischen Literaturtagen Krems 2021) und Reisezielen, deren Kanonisierung sowie deren Assoziation mit oft männlich konnotierter Entdeckerlust, sind willkommen.
Wir freuen uns über Vorschläge zu Beiträgen über Reisetexte, zum Beispiel von Sibylle Berg, Peter Handke, Karl Markus Gauß, Navid Kermani, Anna Kim, Lydia Mischkulnig, Jens Mühling, Martin Pollack, Christoph Ransmayr, Jaroslav Rudiš, Antje Rávik Strubel, Judith Schalansky, Jochen Schmidt, Ilija Trojanow, Jan Weiler, Josef Winkler.
Um die Beitragsvorschläge wird bis zum 31. Oktober 2021 (als Word-Datei im Umfang von max. 1 Seite) an die Redaktionsadresse abredaktion@ujep.cz gebeten.
Der Redaktionsrat der Aussiger Beiträge wird bis zum 15. Dezember 2021 über die Annahme entscheiden und die BeiträgerInnen über seine Entscheidung per E-Mail umgehend informieren. Die druckfertigen Beiträge werden bis zum 31. März 2022 erwartet und anschließend einem Double-blind-Peer-Review-Verfahren unterzogen.
Wir hoffen, mit diesem CfP Ihr Interesse geweckt zu haben, freuen uns auf Ihre Beitragsvorschläge und verbleiben mit freundlichen Grüßen
Renata Cornejo, Sandra Vlasta und Beate Baumann
Herausgeberinnen der AB 16 (2022)
i.A. des Redaktionsrates der Aussiger Beiträge