CfP/CfA Veranstaltungen

(Deutsch)Rap und Gewalt - Ambivalenzen und Brüche

Beginn
22.04.2021
Ende
24.04.2021
Deadline Abstract
11.10.2020

Call for Papers
(Deutsch-)Rap und Gewalt – Ambivalenzen und Brüche

22.-24. April 2021, Schwäbisch Gmünd

Wurzelnd in der US-amerikanischen Hip-Hop-Bewegung hat sich der (Deutsch-)Rap mittlerweile zu einer der größten jugendkulturellen Strömungen entwickelt. Im Laufe seiner Geschichte wurde er als Medium der Gesellschaftskritik oder als Stimme der Minderheit(en) eingesetzt, er dient der Erzeugung von Party-Stimmung, als Mittel zur Selbststilisierung oder als Instrument der Ab- und Ausgrenzung. Dieser Vielfalt entsprechend entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Subgenres, z.B. Conscious-Rap, Queer-Rap oder „Gangsta“-Rap. Obwohl am heftigsten kritisiert, wird insbesondere letzterer aufgrund spezifischer Marktmechanismen jugendkulturell am meisten rezipiert. Politisch und sozialkritisch motivierter Rap erlangt hingegen in medialer Hinsicht eine eher geringe Präsenz, wird jedoch in spezifischen Communities ebenso rege rezipiert.

Phänomene der Gewalt sind eng mit der Hip-Hop-Bewegung verbunden, da diese als Reaktion auf soziale und institutionelle Gewalt entstand. Diese Perspektive manifestiert sich nach wie vor in politisch motivierten Rap-Subgenres, in denen die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen von Gewalt im Vordergrund steht. Bei anderen Rap-Genres, z.B. dem „Gangsta“-Rap, findet dagegen eine Verherrlichung von Gewalt unter Verwendung expliziter Worte, Sprachbilder, Motive und visueller Gestaltungsmerkmale statt; eine diesbezüglich legitime Kritik beschränkt sich allerdings meist auf die Oberfläche der Darstellung, etwa vorhandene Brüche und Widersprüche finden weniger Berücksichtigung. Gleichzeitig müssten die kritisierten Darstellungsmuster auch im Kontext weiterer gesellschaftlicher Diskurse, etwa zu Migration und Zugehörigkeit oder Sexualität und Männlichkeit, interpretiert werden.

Zwischen den Polen „offene Gewaltverherrlichung“ und „offene Gewaltkritik“ spannt sich im Rap somit ein Feld auf, das einer näheren Analyse und Auseinandersetzung bedarf. Hier gilt es, die komplexen Modi und Mechanismen der Gewaltdarstellung und der Gewaltkritik, die Akteur*innen, die diese produzieren und rezipieren, die Instanzen, die an ihrer Verbreitung und Popularisierung mitwirken und die bestehenden Wechselwirkungen im Feld des Rap in den Blick zu nehmen: Wie wird produktionsseitig an der Wirksamkeit der Darstellung gearbeitet, um Rezipient*innen zu erreichen? Inwiefern werden Gewalt und Rap im öffentlichen Diskurs verlinkt? Und wie stehen jugendliche Rezipient*innen zu den dargestellten Gewaltphänomenen, inwiefern vermögen sie diese zu reflektieren?

Vor dem Hintergrund vorangehender Überlegungen setzt sich die Tagung mit dem Gewaltmotiv und seiner (multimodalen) Darstellung im (Deutsch-)Rap auseinander. Die Facetten der Gewaltdarstellung im (Deutsch-)Rap und deren ggf. vorhandene Brüche und Ambivalenzen werden einerseits auf der Ebene der Produktion fokussiert. Andererseits erfolgt ein Blick auf die Rezeptionsprozesse, Produktionsmechanismen und -instanzen, die auf eine möglichst breite Rezeption abzielen. Ziel ist es, das Phänomen Gewalt im (Deutsch-)Rap in den Kontext gesellschaftlich relevanter, auch medialer Diskurse einzubetten und dabei auf die Vielfalt, Ambivalenzen und Brüche seiner Darstellung aufmerksam zu machen, um seine Entwicklungen und Erscheinungen aus einer vernetzen Perspektive aufzuspüren.

 

 

 

Folgende Stichworte gelten als mögliche Impulse für die Auseinandersetzung:
- Gewalt und Rap-Subgenres (z.B. Conscious-Rap, Queer-Rap, „Gangsta“-Rap)
- Brüche, Widersprüche und Ambivalenzen in der Darstellung der Gewalt
- Gesellschaftskritische Aspekt der Gewaltdarstellung
- Gewalt und Othering
- Gewalt im Deutschrap im Kontext der Migrations-, Gender- und Sexualitätsdiskurse
- Hegemoniale Männlichkeit bzw. Konstrukte von Männlichkeit und Weiblichkeit
- Produktionsmechanismen zur Erzeugung der Wirksamkeit der Gewaltdarstellung
- Diskurse über Gewalt, Kriminalität und Rap
- Gewalt, Authentizität, Realness und Credibility
- Zwischen Verharmlosung und Verherrlichung: Rezeptionsweisen der Gewalt im

(Deutsch)Rap

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (maximal 400 Wörter) mit kurzen biografischen Angaben und Ihren Kontaktdaten bis zum 11. Oktober 2020 an: deutschrap2021@ph- gmuend.de.
Die Tagung findet vom 21. bis 24. April 2021 in Schwäbisch Gmünd statt. Eine Tagungspublikation mit ausgewählten Beiträgen ist geplant.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Homepage der Tagung unterwww.deutschrap2021.de.

Wir behalten uns vor, auf (halb-)virtuelle Tagungsformate auszuweichen, sollte dies die Situation rund um Corona erfordern.

Tagungsleitung:

Prof. Dr. Nazli Hodaie I Deutsche Literatur und ihre Didaktik I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Prof. Dr. Gabriele Hofmann I Musikwissenschaft/Musikdidaktik I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Prof. Dr. Eva Kimminich I Romanistik/Kulturen Romanischer Länder I Universität Potsdam

Prof. Dr. Rosa Reitsamer I Musiksoziologie I Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

Prof. Dr. Daniel Rellstab I Germanistik im globalen Kontext I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

 

 

 

Call for Papers
(Deutsch-)Rap und Gewalt – Ambivalenzen und Brüche

22.-24. April 2021, Schwäbisch Gmünd

Rooted in US hip-hop, (Deutsch-)Rap has grown into one of the largest and most diverse movements in youth culture. Throughout its history, rap has been used as a medium for social criticism; it has been the voice of minorities and served to create a fun atmosphere; it has been a means of self-stylization, or an instrument of differentiation and exclusion. Correspondingly, different subgenres have evolved in recent decades, e.g., conscious rap, queer rap, or “gangsta” rap. Although often criticized, “gangsta” rap is especially prominent among young people also because of specific market mechanisms. Politically and socially conscious rap, on the other hand, is hardly visible in the media yet very popular in specific communities.

Phenomena of violence are closely linked to the hip-hop movement, which emerged in response to social and institutional unfairness. This is still manifest in politically motivated rap subgenres, where critical examinations of different forms of violence take center stage. Other rap genres, e.g. “gangsta” rap, explicitly glorify violence, use gory motifs, and paint violent images. Criticism aimed at “gangsta” rap, as legitimate as it is, is usually rather superficial and does not address frictions and contradictions in its representations. At the same time, the criticized patterns of representation need to be interpreted in the context of other social discourses, such as migration and belonging, or sexuality and masculinity.

Between the poles of “open glorification of violence” and “open criticism of violence” there is a vast field that requires closer analysis. It is crucial to consider the complex modes and mechanisms of representation and the criticisms of violence; the actors who produce and consume representations of violence; the institutions that are involved in their dissemination and popularization, and the interactions and negotiations of violence in the field: How is the effectiveness of the representation maximized on the production side? To what extent are violence and rap linked in public discourse? And how do young recipients view phenomena of violence in rap, to what extent do they reflect on them?

The motive of violence and its (multimodal) presentation in (German) rap takes center stage in our conference. On the one hand, we intend to focus on different facets of the depiction of violence in (German) rap, possible frictions, and ambivalences in these representations. On the other hand, we will also look at production mechanisms, distribution strategies, and processes of interpretation among the audience. Further aims are to embed the phenomenon of violence in (German) rap in the relevant discourses, to draw attention to the diversity, ambivalences, and frictions in the representation, and to depict developments and appearances from multiple perspectives.

 

 

 

The following list suggests topics, but other relevant proposals are welcome, too:
- Violence and rap subgenres (e.g. conscious rap, queer rap, “gangsta” rap)
- Frictions, contradictions, and ambivalences in the representation of violence
- Socio-critical aspects of the depiction of violence
- Violence and othering
- Violence in German rap in the context of migration, gender, and sexuality
- Hegemonic masculinity or constructions of masculinity and femininity
- Production mechanisms and the maximization of the effectiveness of representations of violence

- Discourses on violence, crime, and rap
- Violence, authenticity, realness, and credibility
- Between trivialization and glorification: modes of interpretation of violence in (German) rap

Please send your proposals (maximum 400 words) with a short bio and your contact details to: deutschrap2021@ph-gmuend.de
Application deadline is October 11, 2020.

The conference will take place in Schwäbisch Gmünd from April 21 to 24, 2021. Conference proceedings with selected contributions are planned.
For more information, please visit the conference homepage at www.deutschrap2021.de.

If need be, we will switch to a (semi-) virtual conference format.

Conference Organizers:

Prof. Dr. Nazli Hodaie I Deutsche Literatur und ihre Didaktik I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Prof. Dr. Gabriele Hofmann I Musikwissenschaft/Musikdidaktik I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Prof. Dr. Eva Kimminich I Romanistik/Kulturen Romanischer Länder I Universität Potsdam

Prof. Dr. Rosa Reitsamer I Musiksoziologie I Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien

Prof. Dr. Daniel Rellstab I Germanistik im globalen Kontext I Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literaturdidaktik, Dekonstruktion, Rezeptionsästhetik, Feministische Literaturtheorie, Medientheorie, Oral poetry / Mündlichkeit, Interdisziplinarität, Literatur und andere Künste, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Musik/Sound Studies, Intermedialität, Andere lyrische Formen

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd (PH Gmünd)
Institut der Künste
Abteilung Musik
Beitrag von: Gabriele Hofmann
Datum der Veröffentlichung: 28.09.2020
Letzte Änderung: 30.09.2020