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  1. Erzähltheorie und Deixis : das Sprachporträt des "Buddenbrooks"-Erzählers
    Autor*in: Kemper, Dirk
    Erschienen: 07.01.2025

    Wie dasjenige kaum eines anderen Schriftstellers wird Thomas Manns Erzählen durch einen Individualstil geprägt, der gleichsam dessen Markenkern bildet. Nicht das Was, sondern vor allem das Wie des Erzählens scheint die ureigene Sphäre des... mehr

     

    Wie dasjenige kaum eines anderen Schriftstellers wird Thomas Manns Erzählen durch einen Individualstil geprägt, der gleichsam dessen Markenkern bildet. Nicht das Was, sondern vor allem das Wie des Erzählens scheint die ureigene Sphäre des Sprach-Magiers, und das Wie meint näherhin das Sprachgebaren seiner Erzählerfiguren. Gerade der Ton der Erzählerinstanz in den Buddenbrooks bleibt im Ohr, prägt sich ein und wird - bei genauer Betrachtung zwar fälschlich - mit Thomas Mann identifiziert. [...] Genauer betrachtet liegt etwas in diesem besonderen Ton, der auf seinen Ursprung verweist und sich so personal ausnimmt, dass wir ihn auch einer Person zuordnen wollen. An den Autor zu denken, erscheint nicht ganz falsch, doch formal steht die Erzählerinstanz an, die Thomas Mann in jedem Text neu einsetzt, erfindet und variiert. Sie erscheint uns in den Buddenbrooks zunächst nicht personal oder persönlich, weil sie nicht als handelnde Person beteiligt ist, doch die vermeintliche Abwesenheit täuscht, wie hier zu zeigen sein wird. Doch in welchem Sinne darf der Narrator, darf seine Stimme als im literarischen Text 'anwesend' beschrieben werden? Wie hören wir sie, wie erfahren wir sie, auf welche sprachlichen Signale reagieren wir genau? Mit Karl Bühler lässt sich seine 'Anwesenheit' sehr genau als Ursprung von Zeigehandlungen, als 'Origo' unterschiedlicher deiktischer Verweise verstehen. Der Erzähler in narrativ-fiktionalen Texten muss nicht einmal 'Ich' sagen, um als personale Instanz anwesend zu sein. [...] Die fiktive Welt mit ihren Figuren kann in beiden Präsentationsmodi vorgestellt werden, entweder durch 'telling' oder durch 'showing'. Man kann über eine Romanfigur sprechen und sie von außen beschreiben ('telling'), oder sie kann sich selbst durch ihr Handeln und Sprechen charakterisieren ('showing'). Für die narrative Mittlerinstanz, für den Narrator, gilt dies nicht. Er zeigt sich immer nur auf der Ebene des 'showing'. Und in diesem Begriff des 'showing' ist der Aspekt des deiktischen Zeigens unmittelbar präsent. Die 'Personalität' des Erzählers resultiert demnach aus seinem Sprachhandeln, und dieses wiederum lässt sich als System deiktischer Verweise in einer fiktiven Situation verstehen, die durch das Sprachhandeln allmählich erst entsteht.

     

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    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Mann, Thomas; Buddenbrooks; Erzähltechnik; Erzähler <Motiv>
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  2. Regionalität im russischen Kino : der Ural in den Filmen von Vasilij Sigarev
    Autor*in: Guseva, Maria
    Erschienen: 07.01.2025

    Der Name Vasilij Sigarev mag außerhalb von Russland wenig bekannt sein, und doch ist Sigarev eine markante Figur in der zeitgenössischen Theater- und Filmszene. Zunächst als vielversprechender Bühnenautor wie Vertreter einer neuen Richtung im Drama,... mehr

     

    Der Name Vasilij Sigarev mag außerhalb von Russland wenig bekannt sein, und doch ist Sigarev eine markante Figur in der zeitgenössischen Theater- und Filmszene. Zunächst als vielversprechender Bühnenautor wie Vertreter einer neuen Richtung im Drama, später dann als kontrovers diskutierter Filmregisseur erlangte er seit Anfang der 2000er Jahre zunehmende Berühmtheit. In seinen Werken setzt sich Sigarev mit tendenziell universellen Fragen auseinander; die Geschichten spielen jedoch vorwiegend im gegenwärtigen Russland. Nicht zuletzt ist dabei der regionale Bezug von Interesse. Schon aufgrund seiner Herkunft und seines Werdegangs wird Vasilij Sigarev häufig als 'Uraler Regisseur' bezeichnet. Tatsächlich ist der Ural gleich in mehrfacher Hinsicht in seinen Filmen präsent, in Bezug auf Dreh- und Handlungsorte, den Stab von Schauspieler:innen oder Sprachbesonderheiten. Insofern können Sigarevs Filme auch als Ausgangspunkt für allgemeinere Fragestellungen dienen, welche die Regionalität im Kino betreffen: Auf welche Art und Weise bzw. in welchen Formen kann sich Regionalität im Kino manifestieren und wie wird sie filmisch umgesetzt? Wie relevant sind in diesem Kontext der regionale Bezug bei der Organisation der Filmproduktion oder die Entwicklungen der Kinoinfrastruktur vor Ort? Und in welchem Verhältnis steht die regionale Prägung zum Begriff 'Regionalkino' generell? In einem übergeordneten Sinn sind damit auch Problemkreise unter dem Schlagwort 'Regionalkultur' angesprochen: Inwieweit kann sich eine gewisse Parallelität zwischen dem Kino und anderen Bereichen regionaler Kultur wie Literatur, bildende Kunst und Musik feststellen lassen? Und wie manifestiert sich der Zusammenhang mit politischen bzw. sozialen Verhältnissen vor Ort?

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Öffentliche Darbietungen, Film, Rundfunk (791); Literatur und Rhetorik (800)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Sigarev, Vassilij; Film; Ural; Ural'skij federal'nyj okrug; Regionale Identität; Regionalkultur
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  3. Europäische Peripherien : Sebald, Tübingen, Bertaux
    Autor*in: Schütte, Uwe
    Erschienen: 01.07.2025

    Am 15. Januar 1992 notierte W.G. Sebald in seinen Taschenkalender: "Den ganzen Tag an der Tübinger Arbeit über Europa verbracht. Mir alles sehr zuwider. Kein[e] Lust dorthin zu fahren". Nichtsdestotrotz reist er rund zwei Wochen später nach... mehr

     

    Am 15. Januar 1992 notierte W.G. Sebald in seinen Taschenkalender: "Den ganzen Tag an der Tübinger Arbeit über Europa verbracht. Mir alles sehr zuwider. Kein[e] Lust dorthin zu fahren". Nichtsdestotrotz reist er rund zwei Wochen später nach Deutschland, um auf Einladung von Jürgen Wertheimer am 3. Februar 1992 einen Vortrag im Rahmen des Ersten Tübinger Literatur Forums zu halten. [...] "Um Europaträume ging es damals", so Organisator Wertheimer über die Veranstaltung, doch Sebald nutzt die Gelegenheit zur Problematisierung "möglicher Fehlentwicklungen, die [er] bereits damals früh und punktgenau artikulierte und in schonungslos melancholischer 'Ratlosigkeit' darstellte. Sebald war der einzige der ganzen Gruppe, der keinen Rat geben wollte". Dergleichen scharfsichtige Skepsis war ein Kennzeichen von Sebalds Denken, unter seinen Kollegen stieß er damit, so auch in Tübingen, zumeist auf Widerspruch: "Vielen Zuhörern", so Wertheimer, "war das zuviel an Pessimismus. Manche reagierten regelrecht aggressiv auf die ganz unrhetorisch und fast emotionsfrei vorgetragenen Thesen". Auf den Erstabdruck seines Textes in der Zeitschrift "Litterae" folgte eine Zusammenfassung der kontroversen Diskussion unter dem Titel "Bemerkungen zum Beitrag von W.G. Sebald". Was aber hatte Sebald vorgetragen in Tübingen, um seine Zuhörerschaft zu entrüsten? Zwangsläufig muss die Rekonstruktion auf der Druckfassung von "Europäische Peripherien" samt der Diskussionszusammenfassung basieren, wobei ich voraussetze, dass der Essay weitgehend identisch mit dem Vortragsskript ausfällt. Dieser nimmt ohne Zweifel eine Sonderstellung in seinem literaturkritischen Werkzweig ein. Nirgends nämlich hat sich Sebald so ausführlich zu (tages-)politischen Fragen geäußert, die dabei verknüpft werden mit Axiomen seiner heterodoxen (Geschichts-)Philosophie, welche man - heuristisch angelehnt an Formulierungen Sebalds - als "Naturgeschichte der Zerstörung" bezeichnen kann. Des Weiteren äußerte er sich in Tübingen zu grundlegenden poetologischen Fragen nach den Voraussetzungen literarischen Schreibens, aber auch kulturpolitischen Phänomenen sowie zur Interdependenz zwischen sozioökonomischen Faktoren und Literaturproduktion.

     

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    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Sebald, W. G.; Rede; Europa
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  4. "nichts mehr wie vorher" : "Mogadischu Fensterplatz" von F.C. Delius als Szenario der Postsouveränität
    Erschienen: 07.01.2025

    Ich möchte vorschlagen, "Mogadischu Fensterplatz" ausgehend von der im Roman thematisierten und sprachlich reflektierten Ausnahmesituation als Szenario der Postsouveränität zu untersuchen. Ein solches Szenario stellt sich als Folge einer Zäsur ein,... mehr

     

    Ich möchte vorschlagen, "Mogadischu Fensterplatz" ausgehend von der im Roman thematisierten und sprachlich reflektierten Ausnahmesituation als Szenario der Postsouveränität zu untersuchen. Ein solches Szenario stellt sich als Folge einer Zäsur ein, die es erforderlich macht, nach neuen Kategorien, Begriffen und Darstellungsweisen für eine ungewohnte, zumeist plötzlich eingetretene Situation zu suchen. Niemand behält dabei den Überblick. Diese Konstellation von plötzlicher Ausnahme, Zäsurerfahrung, Orientierungslosigkeit und Begriffsauflösung beinhaltet eine Formveränderung souveräner Instanzen wie Subjekt, Staat und Kunst und führt hin zu einer postsouveränen Verunsicherung, die der Roman erzählerisch einzufangen versucht. Der zehn Jahre nach der tatsächlichen Entführung erschienene Roman "Mogadischu Fensterplatz", der die Ereignisse aus der Innensicht des Flugzeugs literarisch rekonstruiert, ist nicht nur ein Beispiel für die literarische Auseinandersetzung mit dem Terrorismus, sondern vor allem ein literarischer Text, der reflektiert, welche Bedeutung die Rhetorik von Zäsur, Epochenumbruch, Zeitenwende für die Selbstbeschreibung der Gesellschaft hat. Der Roman zeigt die Bemühung darum, eine dem Ereignis der Flugzeugentführung angemessene literarische Erzählweise zu finden und zugleich die Bedingungen dieser Darstellung zu reflektieren. Das Ereignis 'Mogadischu' wird hier nicht nacherzählt, sondern erzählerisch hervorgebracht.

     

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    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Delius, Friedrich Christian; Mogadischu Fensterplatz
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  5. 'Mitwisser' : Topoi und Affektstrukturen deutschsprachiger Generationenerzählungen am Beispiel von Hanns-Josef Ortheil und Christoph Geiser
    Autor*in: Reidy, Julian
    Erschienen: 07.01.2025

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des... mehr

     

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des sich ungebrochener Beliebtheit erfreuenden Generationenromans der Gegenwartsliteratur - trotz alledem also kommt der Gattung in der Literaturwissenschaft eine merkwürdig marginale Position zu. Das Desiderat einer diachronen, literaturgeschichtlich fundierten Auseinandersetzung mit der Gattung und insbesondere mit der Rolle und dem Nachleben ihres mutmaßlichen "Referenztext[s]" "Buddenbrooks" liegt brach, während immer wieder, mit mehr oder weniger interpretatorischer Gewalt versucht wird, die 'Väterliteratur' als eigene Subgattung von aktuellen Ausprägungen des Generationenromans abzugrenzen und der Gattung als solcher eine eng mit deutschen Vergangenheitsbewältigungsdiskursen verschränkte Formal- und Wirkungsästhetik zuzuschreiben. [...] Die Debatte um den Generationenroman soll hier nicht ausgreifend rekapituliert werden. Vielmehr möchte ich der Diskussion ein exemplarisches Addendum hinzufügen. Die Zusammenschau einiger beispielhafter Generationennarrative soll erstens nochmals schlaglichtartig zeigen, dass die in der Forschung immer wieder versuchte Binnendifferenzierung zwischen 'Väterliteratur' und aktuellen Generationenromanen unhaltbar ist. Zweitens, und damit zusammenhängend, sollen die gedächtniskulturellen Interventionen, die diese Texte oft (aber nicht immer) vornehmen, in ihrer Subtilität schärfer profiliert und aus den simplizistischen Schemata des 'Generationenkonflikts' oder der 'intergenerationellen Versöhnung' herausgelöst werden. Drittens schließlich soll durch den Einbezug eines einschlägigen Schweizer Generationenromans zudem die (bundes-)deutsche erinnerungskulturelle Vereinnahmung der Gattung generell problematisiert werden: Die Indienstnahme des Generationenromans als Vehikel der Aufarbeitung von spezifisch 'deutschen' Weltkriegstraumata und schuldhaften familiären Verstrickungen ist eben nicht haltbar, wenn im Schweizer Kontext, in dessen spezifischem "Schicksalsklima" diese individuellen und transgenerationellen Erfahrungen gar nicht gemacht wurden, doch ähnliche oder identische Darstellungsstrategien, Themensetzungen und Motivstrukturen anzutreffen sind.

     

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