Konferenzen, Tagungen

Literaturwissenschaft im 21. Jahrhundert. Festtagung anlässlich des 100jährigen Jubiläums der DVjs

Beginn
03.06.2023
Ende
03.06.2023

Literaturwissenschaft im 21. Jahrhundert

Festtagung anlässlich des 100jährigen Jubiläums der DVjs
Berlin, Literarisches Colloquium, 3. Juni 2023

Im Jahr 2023 feiert die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (DVjs) ihr 100jähriges Bestehen. Sie nimmt dies zum Anlass für eine Festveranstaltung, die am Samstag, den 3. Juni 2023, in den Räumen des Literarischen Colloquiums am Wannsee in Berlin stattfinden wird. Aufgrund begrenzter Kapazitäten Teilnahme nur nach persönlicher Einladung.

Programm

13.00–13.45   Ankunft, kleiner Imbiss

13.45              Begrüßung und Einführung

14.00              Rita Felski: How Not To Talk About Experience

14.50              Françoise Lavocat: Is character still a subject matter of literary theory?

15.40–16.10   Kaffeepause

16.10              Franco Moretti: Wo aber Gefahr ist... Historical problems, theoretical chance

In the talk I will look at several problematic recent developments, and reflect on whether they offer us a chance to come up with a literary theory for the 21st century.

17.00–19.30    Podiumsdiskussion mit Jake Fraser (Reed College, Portland), Eva Horn (Universität Wien), Racha Kirakosian (Universität Freiburg), Todd Kontje (UC San Diego) und Chenxi Tang (UC Berkeley)

ab 20.00     Empfang und Feier

100 Jahre DVjs. Konzept und Fragestellung

Mit der Gründung der DVjs im Jahr 1923 waren hohe Erwartungen verbunden. Die DVjs sollte nicht lediglich eine germanistische Fachzeitschrift sein, sondern die „Geschichte des deutschen Geistes“ als ganze in ihrer „Wechselwirkung“ mit der „Geistesgeschichte anderer Völker“ abbilden. Das Jubiläum fordert Antworten auf die Frage heraus, wie dieses damals innovative Programm unter den soziopolitischen, kulturellen, medialen, wissenschaftlichen und fachspezifischen Bedingungen des 21. Jahrhunderts fortgeschrieben werden kann.

Im Jubiläumsjahr wird die DVjs von ihrem üblichen Verfahren abweichen und statt der unabhängigen Einsendungen vier von den Herausgeber_innen kuratierte thematische Schwerpunkthefte herausbringen. Heft 1 (März 2023) trägt den Titel „Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte: Eine Provokation?“ Heft 2 (Juni 2023) wird sich unter diesem Vorzeichen mit Perspektiven auf Mittelalter- und Frühneuzeitforschung befassen. Heft 3 (September 2023) widmet sich der Geschichte der DVjs, während Heft 4 (Dezember 2023) nach „Gegenwartsliteratur als Herausforderung des Literarischen“ fragt.

In Ergänzung dazu wollen wir auf der Festveranstaltung die Zukunftsperspektiven der Literaturwissenschaft erörtern. Hier stehen vor allem vier Fragekomplexe zur Diskussion:

  1. Was bedeutet es, die Germanistik, die das fachliche Zentrum der DVjs bildet, aus der Tradition einer im 19. Jahrhundert verankerten deutschen Nationalphilologie herauszulösen? Wichtige Anstöße zu einer modifizierten Literaturgeschichtsschreibung kommen vor allem aus der Imperiumsforschung, die den deutschen Sprachraum nicht im Sinne der frühen Germanistik auf einen nationalkulturellen Bestand hin zuschneidet, sondern als den Raum eines interimperialen Ideenverkehrs konzeptualisiert und in einen gesamteuropäischen Kontext einbettet.
  2. Wie lässt sich das Studium der Einzelphilologien überzeugend zu einer Globalgeschichte der Literatur zusammenführen, die sich mit entsprechenden Bestrebungen auf dem Feld der Geschichtswissenschaft messen kann? Eine solche Globalgeschichte der Literatur kann nicht nur eine über das Einzugsgebiet der bisherigen Komparatistik hinaus räumlich erweiterte Geschichte wechselseitiger Beeinflussungen sein. Sie muss mit der zusätzlichen Möglichkeit umgehen können, dass strukturell ähnliche Ursachen auch unabhängig voneinander gleichartige kulturelle Wirkungen zeitigen. Die Herausforderung würde mithin darin bestehen, Modelle einer Weltliteraturgeschichtsschreibung zu entwerfen, die auf zwei Prinzipien ruhen: Verflechtung und Vergleich, und die es dadurch erlauben, sowohl motivische, form- und gattungsgeschichtliche Querverbindungen als auch Parallelentwicklungen und sich ohne wechselseitige Beeinflussung herausbildende Isomorphien zu erfassen.
  3. Welche Auswirkungen hat die wohl größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts, nämlich die Umweltproblematik und insbesondere der Klimawandel, auf das Selbstverständnis auch der Literaturwissenschaft? Hier wird ihre Aufgabe darin bestehen, der Mächtigkeit literarisch geprägter Imaginationen im Verhältnis zwischen Mensch und Natur Rechnung zu tragen. In einer noch grundsätzlicheren Weise wird die in der europäischen Geistesgeschichte gezogene Trennlinie zwischen Mensch und Natur angesichts neuester Entwicklungen sowohl ökologischer als auch technologischer Art zunehmend zweifelhaft. Dies hat Auswirkungen nicht allein auf das Menschenbild der humanistischen Tradition, sondern auch auf die disziplinäre Verortung der Humanwissenschaften.
  4. Wie kann die Literaturwissenschaft auf die Veränderungen des Literarischen in der Medienrealität heutiger Gesellschaften reagieren? Welche Forschungsparadigmen sind den neuen Praxen des Literarischen jenseits herkömmlicher Vorstellungen von Buch, Text, Autorschaft, Lektüre, Literaturdistribution und literarischer Öffentlichkeit gemäß?

Der Akzent der Veranstaltung soll auf intensiven Diskussionen liegen. Sie sieht deshalb nur drei Vorträge und eine größere Gesprächsrunde auf der Basis knapper Statements vor, gefolgt von einem feierlichen Abendempfang.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literaturtheorie, Poetik, Literatur des 21. Jahrhunderts

Links

Einrichtungen

Literarisches Colloquium Berlin
Datum der Veröffentlichung: 02.06.2023
Letzte Änderung: 02.06.2023