CfP/CfA Veranstaltungen

Tagung „100 Jahre Hörspiel – Die Anfänge der radiophonen Literatur in der Weimarer Republik“

Beginn
24.10.2024
Ende
25.10.2024
Deadline Abstract
29.02.2024

Im Oktober 1924 lief das erste deutsche Hörspiel mit dem Namen Zauberei auf dem Sender und kurze Zeit später bildete sich eine große Bandbreite neuartiger, radiophoner Literatur heraus. Die unterschiedlichen Hörspielformate umfassten sowohl mediale Transpositionen als auch zahlreiche Originaltexte für den Funk, darunter Kinderhörspiele, Unterhaltungsserien und medientechnisch, klanglich sowie literarästhetisch experimentelle Formate.

Seit einigen Jahren erst rücken Hörspiele in der literatur- und medienwissenschaftlichen Forschung überhaupt in den Blick, und die Literatur- und Mediendidaktik entdeckt die Möglichkeiten des Mediums für die literarästhetische Kompetenzförderung oder auch die Vermittlung von Formen multimodalen Erzählens. Nicht zuletzt Adaptationen, die die Mehrheit der Produktionen bildeten und später in der Hörspieltheorie zu Unrecht als sekundäre Leistungen abgewertet wurden, bilden hier interessante Untersuchungsgegenstände.

Ein Blick in die zeitgenössische Rundfunkliteratur der Weimarer Republik zeigt, wieviel Hörspiele tatsächlich produziert und gesendet wurden, doch die Hörspielgeschichte benennt immer dieselben wenigen ‚Highlights‘. Diese eingeschränkte Perspektive verwehrt den Blick auf die Ursprünge heutiger Hörspielformate ebenso wie auf die poetologischen Verhandlungen und deren Implikationen für printmediale oder theatrale Schreibweisen. Denn obwohl es hinlänglich bekannt ist, dass einige kanonisierte Autoren – etwa Benjamin, Brecht, Bronnen, Döblin, Toller – sich mit dem Hörspiel auseinandergesetzt haben, gibt es große Wissenslücken bezüglich des Umfangs und Stellenwerts dieser Auseinandersetzung sowie der Frage, wer (noch) was und wie an radiophonen Texten beigetragen hat. Weitgehend unerforscht ist, inwiefern die „große Zeit des Abenteuers im akustischen und phonetischen Gefild“ (Fritz Walter Bischoff) die Schreibweise der Autoren und letztlich der literarischen Moderne verändert hat.

Das gilt auch mit Blick auf Impulse für (audio-)literale Entwicklungen nach 1945. Während beispielsweise in der Kinder- und Jugendliteraturforschung (KJL-Forschung) eine breite Forschungslage zur geschichtlichen Entwicklung der KJL besteht, bilden die Anfänge und Entwicklungen des Kinderhörspiels einen blinden Fleck.

Die Tagung soll am 24. und 25. Oktober in Münster stattfinden. Wir freuen uns über einen Themenvorschlag mit Abstract für einen Beitrag von max. 30 Minuten Länge bis zum 29.2.2024 an sebastian.bernhardt@uni-muenster.de und britta.herrmann@uni-muenster.de. Die Beiträge sollten sich einer der beiden Sektionen zuordnen:

1. Archiv und Gedächtnis

  • Welche Hörspiele jenseits der bekannten Texte und kanonisierten Namen finden sich, wie wurden sie wahrgenommen?
  • Wie entwickeln sich die verschiedenen Genres des Hörspiels?
  • Welche kulturellen, sozialen, politischen, geschlechterbezogenen, pädagogischen, ethischen Verhandlungen werden in und mit den Hörspielen geführt?
  • Welcher „Erwartungshorizont“ der Zeitgenossen wird über das Hörspiel aufgerufen oder erzeugt, bedient oder unterlaufen?
  • Welche Formen der Adaptation und des multimodalen Erzählens lassen sich rekonstruieren?
  • Welche Relevanz kommt der diachronen Auseinandersetzung mit radiophonen Texten für die die Poetikgeschichte und/oder die Lehrkräftebildung zu?

2. Sonale Materialitäten/Ästhetiken

  • Wie werde die sonalen Materialitäten des Hörspiels und ihre ästhetischen Möglichkeiten zeitgenössisch diskutiert (etwa in Rundfunkzeitschriften, Rezensionen, Bildern u.ä.)?
  • Welche dramaturgischen Richtlinien werden entwickelt? Welches zeitgenössische Hörwissen fließt in die Hörspielästhetik ein (aus Musik, Technosphären, urbanen Räumen, avantgardistischen Programmen o.ä.)?
  • Welche Aspekte der Rezeptionssteuerung lassen sich beobachten und werden verhandelt (Wirkung über das Ohr, emotionale Effekte, 'immersive' Erlebnisse…)?
  • Gibt es Unterschiede beim Einsatz akustischer Zeichen in verschiedenen Genres (etwa beim Kinderhörspiel?)
  • Welche Rolle kann die klangliche Ästhetik historischer Hörspielen im Rahmen des Literatur- und Medienunterrichts spielen?

Wir bemühen uns um eine Übernahme der Reise- und Unterbringungskosten. Eine Veröffentlichung der Beiträge im Nachgang ist geplant.           

Bei Nachfragen melden Sie sich gern bei uns.

Wir freuen uns auf Ihre Beitragsvorschläge.

Herzliche Grüße

Prof. Dr. Sebastian Bernhardt und Prof. Dr. Britta Herrmann

sebastian.bernhardt@uni-muenster.de und britta.herrmann@uni-muenster.de

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literaturdidaktik, Literatur und Musik/Sound Studies, Literatur und Medienwissenschaften, Intermedialität, Gattungspoetik, Kinder- und Jugendliteratur, Literatur des 20. Jahrhunderts

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU)
Datum der Veröffentlichung: 22.01.2024
Letzte Änderung: 22.01.2024