CfP/CfA Publikationen

Limbus 2024: Verschwörung/Conspiracy

Deadline Abstract
02.08.2023

Location

Victoria, Australia

Subject Fields

Art, Art History & Visual Studies,Film and Film History,German History / Studies,Journalism and Media Studies,Literature

Limbus 2024: Verschwörung/Conspiracy

Verschwörungen gibt es, seitdem die Frage nach gesellschaftlicher Macht in sozialen Zusammenhängen organisiert bzw. institutionalisiert wird. Und zentral hier ist dabei immer eine strategisch lancierte Innen-Außen Differenz bzw. Grenze gewesen, über die die internen Gesetze und Kommunikationsformen einer verschworenen Gemeinschaft oder einer kleinen Gruppe etabliert werden. Beispiele in der politischen Geschichte dafür sind Legion.

Interessanter wird es dann, wenn solche Verschwörungen seit dem 18. Jahrhundert theoretisiert werden: Als Freund-Feind-Phantasien haben sie seitdem eine eigene Narrativik zwischen Fakten und Fiktion hervorgebracht. Der Feind kommt dabei eben nicht mehr aus der Transzendenz (Teufel), sondern lebt weltimmanent als politischer Feind ‚unter uns‘.

Historisch gibt die Französische Revolution hier die entscheidenden Impulse. Die ersten Verschwörungstheorien – u.a. von Karl von Eckartshausens Über die Gefahr (1791) über die Mémoires des Jesuitenpaters Abbé Augustin Barruel (1797/98) bis zu den Proofs of a Conspiracy des englischen Freimaurers John Robison (1801) – nehmen allesamt die Aufklärungsphilosophen der ersten Stunde und den bayrischen Illuminatenbund Adam Weishaupts ins Visier, um eine angeblich Jahrhundert währende Verschwörung gegen Gottesgnadentum und Kirche zu beweisen, die letztendlich im Jakobinischen Terror endet. Kennzeichnend – besonders auch in den späteren Theorien zur jüdischen Weltverschwörung – ist dabei häufig die paranoide Struktur von Verschwörungstheorien betont worden.

In den Kultur- und Literaturwissenschaften wird die in Richard Hofstadters Grundlagenarbeit zur Paranoia (The Paranoid Style in American Politics, 1964) lange Zeit vertretene These des paranoiden Außenseiters als hauptsächlichem Produzenten und Rezipienten von Verschwörungstheorien schon seit einigen Jahrzehnten produktiv hinterfragt und analytisch erweitert. Auch im deutschen Kontext gibt es im Anschluss an Hofstadters Arbeit zur Paranoia in der US amerikanischen Gesellschaft weitführende Arbeiten zu Verschwörungstheorien, wie die historische Abhandlung von Johannes Rogalla von Bieberstein (Die These von der Verschwörung 1776-1945, 1976), oder den Sammelband von Ute Caumanns und Mathias Niendorf (Verschwörungstheorien: anthropologische Konstanten – historische Varianten, 2001), der sich mit anthropologischen Konstanten und historischen Varianten von Verschwörungstheorien befasst hat.

Publikationen wie der von Eva Horn und Michael Hagemeister herausgegebene Band zur Fiktion der jüdischen Weltverschwörung (2012), oder die Arbeit von Ralf Klausnitzer (Poesie und Konspiration, 2007) zu Texten von Schiller, Goethe und Tieck bieten zudem spezifische Ansätze zur literatur- und kulturwissenschaftlichen Adaption.

Viele der narrativen Strategien der frühen Verschwörungstheorien haben sich hartnäckig gehalten und dieser Form des Diskurses eine wiedererkennbare Stilistik gegeben: von den Texten zur Dreyfus Affäre, über die Behauptungen zur Dolchstoßlegende; von den Verschwörungsvorwürfen in totalitären Systemen (vom Nationalsozialismus bis zu den Praktiken der Stasi in der DDR)  bis in die Gegenwart digitaler Überproduktion von Verschwörungsmythen:

Dieser Band soll das Thema weiter im deutschsprachigen Raum verankern und die Erweiterung der Thematik epistemologisch und methodologisch vorantreiben. Eingeladen sind für diesen Band Beiträge, die sowohl die Verschwörungstheorien als auch die literarischen und filmischen Ausdeutungen von Verschwörung und Komplott ins Visier nehmen, bzw. sich der Rhetorik der Verschwörung und Verschwörungstheorie widmen, und so einem weiten, äußerst kontroversen Feld neue Facetten hinzufügen können.

Beitragsvorschläge werden bis zum 2. August 2023 an die unten genannten E-Mail-Adressen erbeten

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und Soziologie, Stoffe, Motive, Thematologie

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Datum der Veröffentlichung: 21.07.2023
Letzte Änderung: 21.07.2023