Frauen lasen. Anders? Zur literarischen Tätigkeit von Klosterfrauen im 13.–15. Jahrhundert, Freiburg (09.03.–11.03.2023)
Frauen lasen. Anders? Zur literarischen Tätigkeit von Klosterfrauen im 13.–15. Jahrhundert
Internationale Tagung, Freiburg im Breisgau, 09.–11. März 2023
Organisation: Racha Kirakosian, Linus Möllenbrink, Mareike Reisch, Meret Wüthrich
Frauen haben im Mittelalter gelesen. Besonders evident wird das im Kontext religiöser Textkulturen, was angesichts der Lese- und Schreibkompetenz mittelalterlicher Nonnen nicht verwundern dürfte. Gerade deshalb bieten die verschiedenen Bereiche literarischer Tätigkeiten von Frauen im Spätmittelalter die Möglichkeit, aktuelle Debatten der Kulturwissenschaften gewinnbringend zu erörtern und fortzuentwickeln. Dementsprechend widmet sich die Tagung aus multidisziplinärer Perspektive Fragen nach literarischen Kulturen im Umfeld vormoderner Frauenkonvente. Thematische Schwerpunkte bilden dabei die Untersuchung religiöser Lesekulturen, die Überlegung, ob und inwiefern ›weibliche‹ Lektürepraktiken sichtbar werden, und schließlich die Beschäftigung mit den materiellen Zeugnissen selbst und den daran gegebenenfalls nachvollziehbaren Beziehungen zwischen Geschlecht und der Produktion sowie Verbreitung von Handschriften.
„Frauen lesen anders“ – unter diesem Titel publizierte die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger 1996 ihre bekannte Essaysammlung, in der sie zu einer Beschäftigung mit ›weiblichem‹ Leseverhalten aufruft. Vor dem Hintergrund von Queer Theory und Intersektionalitätsforschung wird die Tagung diese Forderung differenziert weiterdenken. Lassen sich an mittelalterlichen religiösen Texten geschlechtsspezifische Lektürepraktiken nachvollziehen und welche Vorstellungen von Geschlecht werden sichtbar? Den vermeintlich neutralen „Standardleser“ – der sich nach Klüger bei genauerem Hinsehen zumeist als männlich entpuppt – gilt es dabei durch die Einbeziehung sozialer und kultureller Kontexte zu diversifizieren. Angesichts der oftmals dynamischen Geschlechterkonzeptionen in der religiösen Literatur des Mittelalters erscheint dies umso dringender. Frauen lasen – aber lasen sie auch anders? Mit dieser Frage werden sich die Teilnehmer*innen der Freiburger Tagung beschäftigen und dabei vornehmlich den geistlichen Kontext, aber auch Leser*innen außerhalb von Klostermauern berücksichtigen.
Konferenzprogramm und Zeitplan
Donnerstag, 9. März 2023
10.00 h | Anmeldung |
10.30 h | Begrüßung und Einleitung |
10.45 –12.15 h | Session 1 Moderation: Racha Kirakosian (Freiburg) Ann Marie Rasmussen (Waterloo): What is Reading? Morgan Powell (Zürich): Reading as (a) Woman. Twelfth-Century Foundations of a Gendered Reading Paradigm |
12.15 –13.30 h | Mittagessen vor Ort |
13.30 –15.00 h | Session 2 Moderation: Markus Stock (Toronto) Landon Reitz (Cincinnati): Images of a Reading Mystic. Between Practice and Icon Linus Möllenbrink (Freiburg): The Naked Reader. Mary Magdalene as Image of the Reading Woman |
15.00 –15.30 h | Kaffeepause |
15.30 –17.00 h | Session 3 Moderation: Racha Kirakosian (Freiburg) Carolyn Muessig (Calgary): Listening to Women’s Voices in their Written Sermons Patricia Stoop (Antwerpen): “Reading the Fruits on the Tree of Life Planted in the Paradise of Holy Scripture”. The Production and Use of Sermons in Female Communities in the Low Countries |
18.30 h | Empfang im Carl-Schurz-Haus |
Freitag, 10. März 2023
9.00–10.30 h | Session 4 Moderation: Lea von Berg (Freiburg) Björn Klaus Buschbeck (Zurich): Nuns Travelling with Manuscripts. Book Ownership and the Dominican Observant Reform in Fifteenth-Century Southern Germany Meret Wüthrich (Freiburg): Reading and Writing in a Freiburg Convent. The Penitents of St. Mary Magdalene and Their Books |
10.30 –11.00 h | Kaffeepause |
11.00 –11.45 h | Session 4 (fortgesetzt) Linus Ubl (Jerusalem): Non-observant Nuns = non-reading Women? Historical Perspectives |
12.00 –13.30 h | Mittagessen vor Ort |
13.30 –15.00 h | Session 5 Moderation: Martina Backes (Freiburg) Jessica Barr (Amherst): Reading Women Writing Death. Beatrice of Nazareth and the Nuns of Helfta Lina Herz (Hamburg): Dorothea Schlegel liest Elisabeth von Nassau-Saarbrücken. Oder die Frage nach interfemininer Rezeptionskultur zwischen 1450 und 1805 |
15.30 –17.00 h | Kulturprogramm: Spuren lesender Frauen in Freiburg Option 1: Freiburger Münster Option 2: Handschriften Workshop |
18.30 h | Konferenzdinner |
Samstag, 11. März 2023
9.00 –10.30 h | Session 6 Moderation: Mareike E. Reisch (Stanford/Freiburg) Claire Taylor Jones (Notre Dame): Women’s Liturgical Reading. The “Regensburg Lectionary”, Oxford, Keble College, MS 49 Almut M.V. Suerbaum (Oxford): Song Production as Creative Reading. Late-medieval Religious Songs for and by Women |
10.30 –11.00 h | Kaffeepause |
11.00 –12.30 h | Session 7 Moderation: Michael Stolz (Bern) Eva Schlotheuber (Dusseldorf): Kommunikation mit dem Stift. Die Briefkultur norddeutscher Nonnen Sara S. Poor (Princeton): Reading St. Catherine. Kunigund Niklasin’s Reboot of the Catherine Miracles in SBB, Msc Hist 154 |
12.30 –13.00 h | Abschließende Worte |
Mehr Informationen und Programm der Tagung unter: https://kirakosian.uni-freiburg.de/conference
Gefördert durch die DFG, die Erzbischof Hermann Stiftung und das Profilfeld Kulturen der Gegenwart und Vergangenheit der Universität Freiburg; in Kooperation mit dem Carl-Schurz-Haus Freiburg.