Klappentext: Das Märchen gibt Antwort auf alle wichtigen Fragen des Lebens: zu Geburt, Sexualität und Tod, zu religiösen Problemen wie Jenseitsvorstellungen und Erlösung. Die Protagonisten des Märchens stehen vor existentiellen Konflikten und Rätseln. Sie überwinden Gefahren und Ängste, streben nach Liebe und Erfüllung und finden durch Klugheit, Beharrlichkeit und Glauben am Ende das verdiente Glück. Generationen von Lesern und Zuhörern fühlten und fühlen sich von den Erzählungen um Hexen, Prinzessinnen, Königen, Zauberern, Riesen und Zwergen in den Bann gezogen. Der bekannte Erzählforscher Lutz Röhrich legt in diesem Buch die Summe seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Märchen vor. In verständlicher Sprache erschließt er Menschenbild und Motivik der Volksmärchen und eröffnet neue Zugänge zu altbekannten Grimm"schen Märchen wie "Schneewittchen", "Froschkönig" oder "Rumpelstilzchen". Darüber hinaus geht es ihm aber auch um die Märchen anderer Kulturkreise und um allgemein-kulturgeschichtliche Fragen: Wie alt sind unsere Märchen und was bedeuten sie? Welche Aspekte ergeben sich aus mentalitätsgeschichtlicher oder psychologischer Sicht? Wie wandelt sich das Märchen in der Gegenwart? Der Verfasser, bekannt durch sein "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" (zuletzt BA 1/95), war bis zu seiner Emeritierung Direktor des Instituts für Volkskunde und des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg und gilt als einer der renommiertesten zeitgenössischen Märchenforscher. Er legt hier Ergebnisse seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Thema vor, wobei er das Ziel hat, das Volksmärchen trotz seiner scheinbaren Zeitlosigkeit in seinen kulturhistorischen Zusammenhängen zu verdeutlichen. Er behandelt zentrale Themen und Motive der Märchen wie Liebe und Eros, Alter und Tod, das Bild der Frau, Glück, Grausamkeit u.a. An einigen Märchentypen als Fallbeispielen zeigt er verschiedene Herangehensweisen und Interpretationsansätze sowie mögliche Überdeutungen, wenn die kulturhistorischen Aspekte nicht beachtet werden. Auch im abschließenden Teil zu Forschungsgeschichte und -methoden setzt er sich kritisch mit gängigen Theorien wie den tiefenpsychologischen Deutungsversuchen auseinander. Anregend zu lesen, mit vielen Textbeispielen und erhellenden Illustrationen, Literaturverzeichnis und Register. (1)
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