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  1. 'Mitwisser' : Topoi und Affektstrukturen deutschsprachiger Generationenerzählungen am Beispiel von Hanns-Josef Ortheil und Christoph Geiser
    Autor*in: Reidy, Julian
    Erschienen: 07.01.2025

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des... mehr

     

    Trotz dem Welterfolg der "Buddenbrooks" und trotz zwei weiteren Popularitätsschüben intergenerationellen Erzählens - zunächst in Form der sogenannten 'Väterliteratur' in den 1970er und 80er Jahren, sodann seit etwa den 90er Jahren in der Gestalt des sich ungebrochener Beliebtheit erfreuenden Generationenromans der Gegenwartsliteratur - trotz alledem also kommt der Gattung in der Literaturwissenschaft eine merkwürdig marginale Position zu. Das Desiderat einer diachronen, literaturgeschichtlich fundierten Auseinandersetzung mit der Gattung und insbesondere mit der Rolle und dem Nachleben ihres mutmaßlichen "Referenztext[s]" "Buddenbrooks" liegt brach, während immer wieder, mit mehr oder weniger interpretatorischer Gewalt versucht wird, die 'Väterliteratur' als eigene Subgattung von aktuellen Ausprägungen des Generationenromans abzugrenzen und der Gattung als solcher eine eng mit deutschen Vergangenheitsbewältigungsdiskursen verschränkte Formal- und Wirkungsästhetik zuzuschreiben. [...] Die Debatte um den Generationenroman soll hier nicht ausgreifend rekapituliert werden. Vielmehr möchte ich der Diskussion ein exemplarisches Addendum hinzufügen. Die Zusammenschau einiger beispielhafter Generationennarrative soll erstens nochmals schlaglichtartig zeigen, dass die in der Forschung immer wieder versuchte Binnendifferenzierung zwischen 'Väterliteratur' und aktuellen Generationenromanen unhaltbar ist. Zweitens, und damit zusammenhängend, sollen die gedächtniskulturellen Interventionen, die diese Texte oft (aber nicht immer) vornehmen, in ihrer Subtilität schärfer profiliert und aus den simplizistischen Schemata des 'Generationenkonflikts' oder der 'intergenerationellen Versöhnung' herausgelöst werden. Drittens schließlich soll durch den Einbezug eines einschlägigen Schweizer Generationenromans zudem die (bundes-)deutsche erinnerungskulturelle Vereinnahmung der Gattung generell problematisiert werden: Die Indienstnahme des Generationenromans als Vehikel der Aufarbeitung von spezifisch 'deutschen' Weltkriegstraumata und schuldhaften familiären Verstrickungen ist eben nicht haltbar, wenn im Schweizer Kontext, in dessen spezifischem "Schicksalsklima" diese individuellen und transgenerationellen Erfahrungen gar nicht gemacht wurden, doch ähnliche oder identische Darstellungsstrategien, Themensetzungen und Motivstrukturen anzutreffen sind.

     

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