Workshops, Seminare

Workshop: Zeitschriften als Netzwerke: Konzepte, Modelle, Fragen

Beginn
27.04.2023
Ende
27.04.2023

In den letzten Jahrzehnten ist das Netzwerk in den Kultur- und Sozialwissenschaften zu einer Leitmetapher zur Beschreibung von Kultur, Wissen, Literatur der Moderne geworden. Auf den ersten Blick drängt sich diese Metapher auch auf, um Zeitschriften zu untersuchen, scheinen diese doch ganz wie Netzwerke zu funktionieren, als kollektive und diskursive Publikationsformen, die auf komplexe und hybride Weise verschiedene Texte miteinander verbinden. Aber in dieser Anwendung wird das vermeintlich Selbstverständliche problematisch, und es stellen sich eine Reihe von Fragen, die u.a. in diesem Workshop gefragt und besprochen werden (können):

Was meint man eigentlich mit Netzwerken? Wie metaphorisch und wie wörtlich ist das zu verstehen? Will man eher die offene, nicht kategorisierbare und lose Natur sozialer Beziehungen betonen oder konzentriert man sich – fast im Gegenteil – auf strikt quantitative Modellierungen sozialer Netzwerke? Wie verhalten sich die Netzwerke der Produzent*innen von Zeitschriften zu jenen der Konsument*innen? der Verlage? den persönlichen (Brief-)Netzwerken etc.? Und wie verhalten sich solche Akteur*innennetzwerke zu den textuellen, zu diskursiven oder zu semantischen Netzwerken, die Zeitschriften ja auch sind, weil in ihnen ja nicht nur Akteur*innen in Beziehung treten, sondern auch verschiedene Texte, Aussagen, Themen miteinander verbunden werden? Sind das überhaupt ‘dieselben’ Netzwerke, bzw. – forschungslogisch gewendet – wie kann man soziale Netzwerkanalyse und korpusbasierte Methoden wie Stilometrie, topic modelling, die Untersuchung semantischer Netze aufeinander beziehen?

Solche Fragen machen deutlich, dass sich hinter der Leitmetapher des ‘Netzwerkes’ verschiedene und durchaus disparate Fragestellungen verbergen. Zentrales Ziel des Workshops ist es, diese Verschiedenheit zu diskutieren, also verschiedene Ansätze in ihren jeweiligen Stärken und Schwächen vorzustellen und über ihre – spannungsreichen, aber auch potentiell fruchtbaren – Verhältnisse zueinander nachzudenken und insbesondere zu fragen, wo und wie es möglich ist, verschiedene Ansätze miteinander zu verbinden.

Programm

Donnerstag, 27. April 2023

13.00-15.00: Jana Mende und Daniel Weidner: Welcome & Einführung

Gustav Frank: Zeitschriften: Fisch oder Spinne im Netz?

Annette Werberger: Tsushteyer - Beiträge. Zur Bedeutung von Zeitschriften für die Vernetzung kleiner Avantgardegruppen in Ostmitteleuropa

15.00-15.30: Kaffeepause

15.30-17.30:

Hanno Ehrlicher: Vernetztes vernetzt erforschen: Arbeitsbericht aus dem interkulturellen Forschungsprojekt  Digitization and Analysis of Cultural Transfers in Colombian Literary Magazines (1892–1950)

Yvonne Albers & Till Grallert: Metapher und Methode: Der Netzwerkbegriff und arabische Zeitschriftenforschung

Pause

18-19.00: Carolin Duttlinger: Sichtbare und unsichtbare Netzwerke: Walter Benjamin als Akteur in der Weimarer Medienlandschaft.

Abendessen

Freitag, 28. April 2023

9.00-11.00:

Jana Kittelmann: Brief und Wochenschrift – Zur Vernetzung zweier Medien um 1750 und den Möglichkeiten ihrer Modellierung

Rainer Godel: Akademiezeitschriften in der Frühen Neuzeit. Ein Publikationsbericht

Kaffeepause

11.30-12.30: Haimo Stiehmer: Journale im Feld. Metadaten für die Autonomie-Heuristik

Mittagessen

13.30-15.30:

Anne Purschwitz & Martin Gierl: Interaktion und Dynamik aufgeklärter Journale - NWA als Instrument der Zeitschriftenforschung.

Daniel Weidner & Jana Mende: Netzwerke in Kulturzeitschriften und literarischen Zeitschriften der Weimarer Republik

Abschlussdiskussion

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Digital Humanities, Literatur des 20. Jahrhunderts

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
Germanistisches Institut
Komparatistik
Beitrag von: Jana-Katharina Mende
Datum der Veröffentlichung: 04.04.2023
Letzte Änderung: 04.04.2023