CfP/CfA Publikationen

[kon]-paper Nr. 11 zum Thema ›Hybrid‹ (13.04.2024)

Deadline Abstract
13.04.2024

Das interdisziplinäre Literatur- und Kulturmagazin [kon]-paper schreibt seit 2015 mit jeder Ausgabe ein Wort aus, dem sich Feuilleton- und Essaybeiträge sowie Gedichte, kurze Prosa und szenische Texte widmen. Das Titelwort der elften Ausgabe ist ebenso aktuell wie vielfältig: ›Hybrid‹.

 

Hybridität durchzieht nahezu alle Bereiche des Lebens und Denkens – und lädt gleichzeitig dazu ein, Grenzen zwischen Disziplinen, Sprachen, Arbeitsweisen oder Kunstformen aufzubrechen und zu hinterfragen. Ebenso, wie das Präfix ›kon‹ im Magazinnamen das Miteinander in unser Konzept einschreibt, steht das lateinische ›hybrida‹ für ein Vermischen, Kreuzen und Vermengen. Hier treffen mindestens zwei eigenständige Formen aufeinander, die zusammen etwas Neues bilden. Vom Aufschwung des Begriffs in der Botanik durch Gregor J. Mendels Erbsenkreuzungen im 19. Jahrhundert über Denkerïnnen wie Homi Bhabha oder Donna Haraway, deren hybride Theorien sich gegen binäre Denkmuster stellen, hin zu den von Mary Shelleys Frankenstein inspirierten Hybridwesen im Film Poor Things (2023): Konzepte und Figuren des Hybriden bewegen sich immer zwischen Vermischung und Verschmelzung, zwischen Ab- und Ausgrenzung. Doch was unterscheidet das Hybride von einer Metamorphose, Galvanisierung oder Kreolisierung? Und welche Gemeinsamkeiten lassen sich hier beobachten?

Für die elfte Ausgabe der [kon] suchen wir zugängliche Texte, die sich gezielt mit Aspekten und Figuren des Hybriden auseinandersetzen und sich sowohl inhaltlich als auch in der Form über das ganze Spektrum der Disziplinen verteilen.

Mögliche Themenfelder sind:

 

 Fabelwesen & Chimären

Ob Wolpertinger, Sphinx oder Nue, ob Meerfrau oder Medusa: Mischwesen bevölkern nicht nur weltweit antike Mythen, sie sind ebenso fester Bestandteil von Science-Fiction-Romanen, Fantasy-Serien, Computerspielen und Jugendliteratur. Alte wie neue Fabelwesen werfen jedoch die gleiche Frage auf: Ist jedes Wesen, das in unserer Imagination einen Wandel durchläuft, hybrid? Wie steht es um Vampire oder Werwölfe? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Metamorphose, Symbiose und hybrider Chimäre?

 Biologie & Natur 

Gregor J. Mendels Theorie der Pflanzenhybride revolutionierte im 19. Jahrhundert die Botanik, ergänzte Darwins Evolutionstheorie und legte den Grundstein für die spätere Genetik. Neben gezielten Tier- und Pflanzenkreuzungen – wie Mulis, Schiegen, Jostabeeren und Plumcots – treffen aufgrund der menschengemachten Klimakatastrophe auch Grizzlys auf Polarbären und zeugen Pizzlys. Zugleich wirft patentiertes Hybrid-Saatgut westlicher Firmen Fragen des Ökokolonialismus auf. 

Gesellschaft & Sprache 

Von der nationalsozialistischen ›Rassenlehre‹ hin zum Kampfbegriff vom ›großen Austausch‹ – hybride Konzepte prägten und prägen rassistische und antisemitische Narrative. Wie im Fall von sogenannten ›Bastardsprachen‹ werden hier kulturelle Machtkämpfe, Kolonialität und Deutungshoheiten greifbar. Umgekehrt brechen Homi Bhabhas Hybriditätskonzept, Donna Haraways Cyborg Manifesto oder der hybride Feminismus mit binären Konzepten. Und manchmal wird Sprache zum hybriden Spielfeld – etwa bei Übersetzungen, mehrsprachigen Texten oder solchen, die mit KI generiert werden. 

 
 Kunst & Architektur 

Wie wird Hybridität zu Werkzeug und Grundlage einer Formensprache in der bildenden Kunst, Mode, Musik oder Architektur? Der Künstler Eduardo Kac etwa verwandelt mit seinen Transgenic Projects neue Technologien provokant in Gesellschaftskritik. Andere Künstlerïnnen wie Heath Bunting und Rachel Baker verschmelzen mit ihrer netzaktivistischen Cultural Terrorist Agency Kunstbegriff und Internet zu widerständigen Praktiken. Und auf Festivals wie der Ars Electronica werden Besucherïnnen eingeladen, die transformative Kraft des Hybriden zu erkunden und sich selbst darin einzuschreiben.

 Technik & Wissenschaft 

1996 revolutionierten sichelförmige Sprint-Prothesen – sogenannte ›Cheetha-Federn‹ – die Para Leichtathletik. Aber nicht nur im Sport machen Orthopädie und Medizin Fortschritte und werfen Fragen nach der Grenze zwischen Körper und Technik auf. Verwandeln ›Hilfsorgane‹ wie Brillen, Implantate oder sogar Armbanduhren Menschen in Mischwesen, Prothesengöttïnnen, Cyborgs oder Androiden? Denn Hybridität geht in der Forschung weit über Automotoren hinaus. Sie eröffnet Horizonte und Möglichkeiten, die zugleich unser Selbst- und Weltbild  auf den Kopf stellen.

 Hybrider Alltag & hybride Arbeit

Ob im Zoom-Meeting oder beim Kombinieren von Dias, PDFs, Faxen, Gedrucktem und Handgeschriebenem – die heutige Arbeitswelt ist durchzogen von hybriden Praktiken: Im Home-Office werden Wohn- und Schlafzimmer zu Arbeitszimmern, mühevoll getrennte Identitäts-Anteile von Eltern-Sein und Teamleiterïn wieder vermengt. Die Arbeitskämpfe zeigen, wie durch Hybridisierung neue Formen von Zusammenarbeit, Hindernissen, aber auch innovativen Möglichkeiten der Teilhabe entstehen.

[kon] richtet sich an junge Geisteswissenschaftlerïnnen und Schreibende aus anderen Kontexten. Wir begrüßen Ideen und Beiträge, die sich sowohl inhaltlich als auch in ihrer Form über das ganze Spektrum der Disziplinen verteilen. Willkommen sind alle Texte, die sensibel für die politische Dimension des Schreibens und Lebens sind, insbesondere solche, die den Blick auf das Hybride um queere, postkoloniale und widerständige Perspektiven erweitern. Einsendungen sind in deutscher oder englischer Sprache willkommen. Einsendungen in anderen Sprachen sind ebenso möglich, unter der Voraussetzung, dass deren Übersetzung gewährleistet wird.

Abstracts von ca. 200–300 Wörtern für Essay- und Feuilletonbeiträge erbitten wir – zusammen mit einer Kurzbiografie und evtl. einer Literaturauswahl – bis zum 13.04.2024. Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis Ende Mai. Die Länge der fertiggestellten Essay- und Feuilleton-Beiträge wird entweder max. 9.000, 14.000 oder 19.000 Zeichen betragen. Sonderformen wie Glossen oder eine Aufteilung zwischen Magazin und Webseite sind möglich. Die Festlegung der genauen Zeichenzahl und Abgabedaten erfolgt gemeinsam mit den Ressortleiterïnnen. 

Kontakt:

Coraly von Welser und Henriette Hufgard, Ressortleiterinnen Essay

essay@kon-paper.com

Felix Lindner und Paula Odenheimer, Ressortleiterïnnen Feuilleton

feuilleton@kon-paper.com

Fabian Widerna, Ressortleiter Wortkunst

wortkunst@kon-paper.com

Pia Kristin Lobodzinski, Chefredakteurin

info@kon-paper.com

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Gender Studies/Queer Studies, Postkoloniale Literaturtheorie, Ecocriticism, Mehrsprachigkeitsforschung/Interlingualität, Interdisziplinarität, Literatur und Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften, Game Studies, Poetik

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ISSN: 2699-4291

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Friedrich-Wilhelm-Platz 2
12161 Berlin
Deutschland
Beitrag von: Pia Lobodzinski
Datum der Veröffentlichung: 11.03.2024
Letzte Änderung: 11.03.2024