CfP/CfA Veranstaltungen

Büchners Elemente

Beginn
14.11.2024
Ende
16.11.2024
Deadline Abstract
15.04.2024

Jahrestagung der Büchner-Gesellschaft 2024 

14.-16.11.2024, Frankfurt am Main 

Konzeption: Roland Borgards, Esther Köhring, Oliver Völker 

Eine Veranstaltung der Georg Büchner-Gesellschaft und Forschungsstelle Georg Büchner sowie des Instituts für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität Frankfurt am Main 

Wasser, Nebel, Wolken, Felsen, Gestein, Wind, Sturm, Schnee, Erde, Donner: All dies ballt sich in den ersten Sätzen von Büchners Lenz. Neben solchen elementaren Verdichtungen in einzelnen Texten finden sich bei Büchner auch einzelne Elemente, die das ganze Werk durchkreuzen. Zum Beispiel die Erde: Im Helden-Tod kriechen heldenhaften Männer „wie Würmer aus dem Schooß der Erde“. Im Hessischen  Landboten wühlen die Bauern „ein langes Leben die Erde auf“. In Danton’s Tod erträumt sich Danton schon in der ersten Szene ein Grab „unter der Erde“ und singen die Bürger: „Die da liegen in der Erden,/ Von de Würm gefresse werden.“ Im Lenz ist allein im ersten Absatz schon fünf Mal von der „Erde“ die Rede. In Leonce und Lena heißt es: „Was ein rother Schein über den Wiesen spielt von den Kukuksblumen und die fernen Berge liegen auf der Erde wie ruhende Wolken.“ Im Woyzeck: „die Erde schwankt unter unsern Sohlen“. Im März 1834 schreibt Büchner an Wilhelmine Jaeglé: „ein schweres Gewölk wandelt über die Erde, der tiefbrausende Wind klingt wie sein melodischer Schritt“. Und dies sind noch lange nicht alle Erd-Stellen im Werk. Beim Wind, von dem Büchner in seinem Brief schreibt, ließe sich übrigens eine ähnliche Sammlung zusammenstellen. Auf elementarer Ebene ist in Büchners Texten also einiges los. 

Zwar ist über ‚Natur‘ und ‚Landschaft‘ bei Büchner schon viel gesagt worden, jedoch meist als Zeichen für das Seelenleben der Menschen. Die Elemente als solche, verstanden als die anorganischen, unbelebten Prozesse und Materien der Natur, sind aber trotz ihrer beachtlichen Präsenz im Werk bisher noch wenig untersucht worden, weder in ihrer spezifischen Ästhetik, noch in ihren wissensgeschichtlichen Kontexten. Diese Gleichzeitigkeit von dichtem Material und dünner Forschungslage bildet den Ausgangspunkt für die Jahrestagung 2024 der Büchner-Gesellschaft, in der eine systematische Auseinandersetzung mit „Büchners Elementen“ geleistet werden soll. Zu diesem Zweck soll die Büchnerforschung mit den Environmental Humanities, also den umweltorientierten Geistes- und Kulturwissenschaften ins Gespräch gebracht werden. 

Mit den Environmental Humanities ist zum einen ein spezifischer inhaltlicher Fokus verbunden: auf Erde, Gebirge und Flüsse, auf Wetter, Klima und Atmosphäre, auf die elementare Verbundenheit des Menschen mit allen ihn umgebenden Prozessen und Dynamiken. Zum anderen bieten die Environmental Humanities ein spezifisches Arsenal methodisch-theoretischer Konzepte: Entanglements und Naturecultures (Donna Haraway), Akteure und Netzwerke (Bruno Latour), Vibrant Matter und Assemblagen (Jane Bennet), agentieller Realismus und „Intra-action“ (Karen Barad). Die Tagung will Büchners Texte mithilfe dieser Konzepte neu in den Blick nehmen und fragt dabei zugleich nach einer impliziten Ästhetik der Elemente, nach ihren literarischen Darstellungsformen und gattungspoetologische Eigenschaften sowie – in wissenspoetologischer Hinsicht – nach den Elementen im produktiven Spannungsfeld zwischen neuzeitlicher Alchemie und moderner Chemie. 

So wird sich die Tagung im Zusammenspiel von Büchner-Forschung und Environmental Humanities den Elementen in Büchners Werk widmen. Als Gegenstände für Vorträge kommen dabei alle Werkkomplexe in Frage: die Schülerschriften, politische Flugschrift, die Dramen, die Erzählung, die Briefe, die naturwissenschaftlichen Schriften. Auch auf Vorschläge für vergleichende Analysen (im literaturhistorischen, komparatistischen und/oder wissenschaftsgeschichtlichen Kontext) oder Aktualisierungen des Werks (vor dem Hintergrund des Anthropozäns) sind wir gespannt. Als mögliche Themenfelder ließen sich beispielhaft nennen: 

• Wasser (oder: Wetter, Erde…) bei Büchner 

• Erde und Gestein (oder Wetter, Nebel, Feuer...) bei Büchner und Heine (oder: … und Tieck, Goethe, Günderode, Grabbe…) 

• Elementare Schönheiten und eine Ästhetik der Elemente 

• Elementare Mächte (wissenspoetologisch, in Assemblagen, als Naturkulturen) 

• Lenz als Elementarerzählung (Erzählen, Darstellen, Wissen) 

• Büchners Skalierungen der Elemente: zwischen Wassertropfen und Atmosphäre 

• Büchner im Kontext des Anthropozäns 

• … 

Die Ergebnisse der Tagung werden als Georg Büchner Jahrbuch 18 veröffentlicht. 

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (max. 400 Wörter) und kurze biobibliographische Angaben zu Ihrer Person in einer Datei an koehring@lingua.uni-frankfurt.de, borgards@lingua.uni-frankfurt.de und voelker@em.uni-frankfurt.de. 

Einsendeschluss für Abstracts ist der 15.04.2024. 

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Ansprechpartner

Einrichtungen

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik
Beitrag von: Oliver Völker
Datum der Veröffentlichung: 05.03.2024
Letzte Änderung: 05.03.2024