Die Frage nach den Gründungsmythen Europas ist im Zeitalter der Globalisierung besonders virulent. Will man ein europäisches Netzwerk schaffen, muss man sich auf die europäischen Dimensionen der nationalen Kulturen besinnen und ihre für den Kontinent...
more
Die Frage nach den Gründungsmythen Europas ist im Zeitalter der Globalisierung besonders virulent. Will man ein europäisches Netzwerk schaffen, muss man sich auf die europäischen Dimensionen der nationalen Kulturen besinnen und ihre für den Kontinent Identität stiftenden Potenziale verfolgen. Ein Gründungsmythos Europas ist der von der Weisheit Ägyptens. Seit der Aufklärung wird er intensiv propagiert und den anderen gründungsmythischen Säulen des Kontinents, Hebraismus und Hellenismus, gegenübergestellt. In der französischen Literatur der sogenannten klassischen Moderne spielt dieser Mythos dank der Expedition Napoleons nach Ägypten und der Entzifferung der Hieroglyphen eine große Rolle. Am Beispiel der zahlreichen Erinnerungsbilder Ägyptens kann man beobachten, wie die bekanntesten Autoren der Moderne, darunter Nerval, Baudelaire, Gautier, Mallarmé, solche mythischen Bilder als fiktive Projektionen ausweisen, jedoch deren Anspruch, Sinn und Legitimation zu stiften, nicht aufgeben.
Gründungsmythen Europas in Literatur, Musik und Kunst - Band 005 ; v.5
Scope:
Online Ressource (2075 KB, 205 S.)
Notes:
Description based upon print version of record
Electronic reproduction; Available via World Wide Web
CONTENTS; 1. Einleitung; 2. Der gründungsmythische Charakter der Erinnerung an Ägyptenund der Orientalismus; 3. Erinnerungsbilder Ägyptens und die französische Literatur derModerne; 4. Die Suche nach einer neuen Hieroglyphe in der französischenLiteratur der Moderne; 5. Der europäische Gründungsmythos von der Weisheit Ägyptens unddie Dichtung GØrard de Nervals; 6. Gustave Flauberts antimythische Betrachtung Ägyptens; 7. ThØophile Gautiers Roman de la momie und die Ästhetik derMumifizierung
8. Erinnerungsbilder Ägyptens bei Charles Baudelaire und dievergebliche Suche nach den Tiefendimensionen des modernenSubjekts9. StØphane MallarmØs Erinnerungsbilder Ägyptens in seinemliterarischen Denkmal für Charles Baudelaire; 10. Schlussbemerkung; 11. Abbildungsverzeichnis; 12. Bibliographie;