Ein wichtiges Zeugnis der Mentalitäts- und Kulturgeschichte österreichischer Intellektueller und Künstler zwischen 1890 und 1930. Der Briefwechsel zwischen Hermann Bahr und Hugo von Hofmannsthal ist ein herausragendes Dokument der Wiener Moderne. Er liefert die Stichworte, verhandelt die Parolen und Lektüren und kreiert den Gründungsmythos des »Jungen Wien«. Bahr setzt als Kritiker in den Feuilletons Maßstäbe, die auch heute noch gültig sind; beide Autoren sind in Reformprojekte des Theaters involviert, zu denen Hofmannsthal die Dramentexte liefert. Ihre Briefe sind ein Fundus für die Entstehung der Werke, für die zeitgenössische Literatur- und Theaterkritik und für die Geschichte des Theaters. Sie enthüllen ein riesiges Netzwerk an Beziehungen, Verstrickungen und Verwerfungen, in dem viele maßgebende Zeitgenossen versammelt sind. Durch die Integration des gleichzeitigen Briefwechsels Bahrs mit Gerty von Hofmannsthal wird das Männerduo zum Trio mit weiblicher Stimme, in dem das – platonische – (Liebes-)Verhältnis zwischen Bahr und Gerty von Hofmannsthal sichtbar wird. „Der Herausgeberin, Elsbeth Dangel-Pelloquin, ist eine vorbildliche editorische Arbeit gelungen: Der Band, der sämtliche überlieferten Briefe, Postkarten, Telegramme, die zwischen Hugo beziehungsweise Gerty von Hofmannsthal und Hermann Bahr gewechselt wurden, sowie einige Briefdokumente von nahestehenden Personen (Hofmannsthals Vater, Hofmannsthals Tochter, Bahrs Frau) wiedergibt, wird durch einen reichen Abbildungsteil abgerundet und von einem Apparatband begleitet, der außerordentlich reich an Informationen ist. Zunächst wird jedes Briefdokument von Dangel detailliert beschrieben und oft neu datiert: Bedenkt man, dass drei Viertel der Briefe ohne oder nur mit partieller Datumsangabe sind, sodass selbst Gerty von Hofmannsthal, kurz nach dem Tod ihres Mannes, im August 1929, Hermann Bahr um Hilfe bei der chronologischen Anordnung der hinterlassenen Briefe bat, so wird man einsehen, dass gerade die Datierung der Dokumente „die größte Herausforderung dieser Edition“ gewesen sei. Von nicht geringerem Wert erweist sich aber für den Leser der ausführliche Stellenkommentar: Etliche, sonst eher unklare Sachverhalte und manche kryptische Andeutungen werden damit erhellt, und es wird auf interessante und oft unerwartete Zusammenhänge hingewiesen“ (literaturkritik.de)
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