Lecture series

RVO Poetische Welten. Lyrische Epochen und Formsprachen im Kontakt (#Leo Spitzer Lecture 2022)

Beginning
25.10.2022
End
14.02.2023

Leo Spitzer, der bedeutende Romanist und Komparatist, 1887 in Österreich-Ungarn geboren und 1960 in der Toskana gestorben, hat im Sommersemester 1958 an der Universität Heidelberg seine Vorlesung zur »Französischen Lyrik von der Renaissance bis zum XIX. Jahrhundert« gehalten, die 1961 posthum als Interpretationen zur Geschichte der französischen Lyrik am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg veröffentlicht wurde. In Erinnerung an die Vorlesung vor 65 Jahren und den weltgewandten Esprit des Literatur- und Sprachwissenschaftlers, der 1933 als Jude exilieren musste und in Istanbul und Baltimore Karriere machte, wird ab 2022/23 die Leo Spitzer Lecture am Romanischen Seminar eingerichtet. Sie soll die kosmopolitische Tradition der Auseinandersetzung mit poetischen Formsprachen in der UNESCO Literaturstadt Heidelberg stärken. Angesichts der symbolischen und ökonomischen Hegemonie der ›Großgattung‹ des Romans sowie aktueller massenmedialer Trends erscheint es umso wichtiger, den Sinn für sprachliche Präzision, Kreativität und das Gespür für Zwischentöne epochen-, nationen- und sprachenübergreifend zu schärfen. 

Im Wintersemester 2022/23 wird die Leo Spitzer Lecture in Form einer Ringvorlesung eröffnet. Sie schließt an den Heidelberger Kontakt-Master mit einem Fokus auf Sprach- und Kulturkontakt in der Romania an und stellt die Auseinandersetzung mit Lyrik aus der Perspektive des Kontakts zwischen unterschiedlichen Epochen, Formen, Stilen und Sprachen ins Zentrum. Eine unserer Grundfragen ist, wie sich in lyrischen Formsprachen unterschiedliche Spielarten von Kontakt analysieren lassen. Dabei soll aufgezeigt werden, wie diese im Epochenwandel intermedial angeeignet und transformiert werden. Gleichzeitig kommt über diese auch der Kontakt zur Welt zur Sprache, d.h. es findet im Sinn einer Politik der Form eine poetisch-politische Weltverortung ihren Ausdruck. 

Die Ringvorlesung bietet den Studierenden sowie einer interessierten Öffentlichkeit einerseits einen transnationalen Epochenüberblick und andererseits exemplarische Gedichtanalysen, die von folgenden Grundfragen ausgehen: Was lehrt uns Lyrik über die Poetik und Musikalität des Alltags? Wie prägen lyrische Formen den Lebensstil eines jeden von uns und inwiefern wollen und können sie uns gesellschaftliche Prozesse erfahrbar machen? Wo kann die Resistenz von Lyrik in einem Universitätsalltag liegen, der zunehmend auf Verwertbarkeit und Vermarktbarkeit von Literatur und Wissen angelegt ist?

Organisator:innen: PD Dr. Herle Jessen, Prof. Dr. Daniel Winkler, Romanisches Seminar, Universität Heidelberg

Zeit & Ort: Dienstag, 18:00-19:30, Neue Universität, Grabengasse 3-5, Hörsaal 14

Programm

25.10.    Herle Jessen / Daniel Winkler: Spitzer und Lyrik. Zur Einführung

08.11.    Poesie der Nachbarn. Podiumsdiskussion mit Angelika Andruchowiczund Hans Till (Verlag Das Wunderhorn, Künstlerhaus Edenkoben)

15.11.    Martin von Koppenfels (München): Metrik und Kulturpolitik in der spanischen Renaissance. Zum Erscheinen der Anthologie Spanische und hispanoamerikanische Dichtung

22.11.    Florian Borchmeyer (Berlin): Der Trobador Arnaut Daniel im warmen Regen der Liebe: Dichtung zwischen Goldschmiedekunst und Ackerbau

29.11.    Ludger Lieb (Heidelberg): Form und Klang im Minnesang

06.12.    Dietrich Scholler (Mainz): Barbarenkontakte in Petrarcas Canzone “Italia mia”

13.12.    Ursula Hennigfeld (Düsseldorf): Petrarkistische Sonette im spanischen Siglo de Oro: Kontakt und Konkurrenz

20.12.    Dirk Werle (Heidelberg): Poetische Welten und lyrische Formsprachen im Kontakt in der deutschen Lyrik des 17. Jhs. Am Beispiel Paul Flemings 

10.01.    Konstanze Baron (Tübingen): Schlachtfelder der Aufklärung. Voltaire, Friedrich und die “Ode sur la mort de la princesse de Bareith

17.01.    Elena von Ohlen (FU Berlin): “Ni maga, ni sirena”. Transatlantische weibliche Lyrik im 19. Jh.

24.01.    Joséphine Jacquier (Heidelberg): “Ma pauvre muse, hélas! qu’as-tu donc ce matin?” Antike und Moderne in Charles Baudelaires Fleurs du mal

31.01. Bernhard Walcher (Heidelberg):Heroenkult und künstlerische Selbstvergewisserung. Michelangelo, Raffael und die italienische Renaissance in der deutschsprachigen Dichtung des späten 19. Jhs.

07.02.    Kurt Hahn (Graz): Passagen des Kreativen – Avantgardistische Lyrik und transatlantische Imagination (Spanien / Hispanoamerika)

14.02.     Gerhard Poppenberg (Berlin): Lyrik in Hermeneutik und Strukturalismus – Leo Spitzer und Roman Jakobson lesen Joachim du Bellays “Si nostre vie

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Fields of research

Ibero-American literature (incl. Caribbean), Literature from Germany, Austria, Switzerland, French literature, Italian literature, Spanish literature, Literary genre, Lyric poetry

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Universität Heidelberg
Romanisches Seminar

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Grabengasse 3-5, Hörsaal 14
69117 Heidelberg
Germany
Submitted by: Daniel Winkler
Date of publication: 13.10.2022
Last edited: 13.10.2022