CfP/CfA events

Verabschiedungen der „Postmoderne“. Neure Historisierungen von „Theorie“ zwischen „Post-Truth“-Narrativen und Generationengeschichte

Beginning
09.07.2020
End
10.07.2020
Abstract submission deadline
31.03.2020

Workshop des Thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ an der Humboldt-Universität zu Berlin, 9.-10. Juli 2020

So unscharf die Begriffe "Postmoderne" und "Poststrukturalismus" immer waren und bis heute geblieben sind, so sehr wird man ihnen ihren Diskussionswert zubilligen müssen: Seit Lyotards Das Postmoderne Wissen spukt der "Postmoderne"-Begriff durch Kultur- und Geisteswissenschaften, von viel Kritik und Polemik begleitet. Dabei scheint sich seit jeher eine Gegenstandsunschärfe abzuzeichnen. Obwohl das viel gescholtene "Ende der großen Erzählungen" bei Lyotard zunächst einmal nüchtern konstatiert wird, gelten dieses wie andere Schlagworte – "Relativismus", "Beliebigkeit", "Ende der Wahrheit" – bis heute als Hauptkritikpunkte an „postmodernen TheoretikerInnen“.

Jüngst lassen sich zwei neue Aktualisierungstendenzen dieser alten Debatte beobachten. Zum einen ist ein Hang zur Retrospektive zu konstatieren, zur theoriegeschichtlichen und oft auch autobiografisch getönten Aufarbeitung: Es werden Rekonstruktionsversuche des „langen Sommers der Theorie“ unternommen, die sich als Nachrufe auf eine theorieaffine Zeit darstellen (so bei Kittler, Raulff, Felsch oder Poppenberg). Auf der anderen Seite zeigt sich ein kritischer Ansturm, der das Erbe des „Poststrukturalismus“ in Philologie und Kulturwissenschaft loswerden möchte. Nicht selten wird dabei so weit gegangen, die als "post-faktisch" und "populistisch" verbuchten politischen Gegenwartserscheinungen zur Spätfolge postmoderner Theoriebildung zu (v)erklären: Von Denkern wie Jacques Derrida und Michel Foucault sollen Linien zu Putin und Trump verlaufen. Solche Genealogien werden in Feuilleton und Geisteswissenschaft zugespitzt, wobei die Verwerfung kulturwissenschaftlicher und theorieinformierter Arbeitsweisen häufig den Ausblick auf eine methodische Neuausrichtung der Philologien lenken soll (vgl. etwa Gumbrecht, Koschorke, Hösle).

Der Workshopstrebt keine weitere Rekonstruktion des inflationären Postmoderne-Begriffs an: Vielmehr soll es darum gehen, seiner Besetzung und Kontextualisierung in den genannten Debattenfeldern nachzuspüren und ihre wissenschaftsstrategischen, praxeologischen und politischen Einsätze herauszuarbeiten. Es soll untersucht werden, wie die Historisierung und damit verbundene Konstruktion von Größen wie „Postmoderne“oder „Poststrukturalismus“ heute im Dienst einer erhofften Beeinflussung der Zukunft der Geistes- und Kulturwissenschaften steht. Die folgenden Untersuchungsfelder sind dabei nur als Anregungen für eigene Forschungsfragen zu verstehen:

  • Konstruktionen der "Postmoderne" damals und heute im Vergleich
  • „Poststrukturalismus“-Kritik als Legitimationsstrategie für einen geisteswissenschaftlichen Re-Entry der Hermeneutik bzw. „Rephilologisierung“
  • Das „Postmoderne“-Bild in neueren wissenschaftlichen „Turns“ (Spekulativer Realismus, Anthropozän-Diskurs…)
  • Die „Science Wars“ der 90er Jahre und die Friedensverhandlungen der Science Studies
  • Zweck und Problematik der Darstellung von Theorie- als Generationengeschichte

Erwünscht sind Beitragsvorschläge von einer Seite Länge (500 Zeichen) samt kurzer biografischer Notiz, Einsendeschluss ist der 31. März 2020. Der Workshop wird am 9./10. Juli an der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des Thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ stattfinden. Das geplante Format sieht kurze Vorträge vor, welche die Dauer von 20 Minuten nicht überschreiten sollten und an die sich eine Diskussion anschließen lässt. Die Einsendungen sind zu richten an Florian Scherübl, M.A. (HU Berlin): scheruef@cms.hu-berlin.de

Mehr Informationen zum Thematischen Netzwerk unter https://www.literatur-wissen-medien.de/

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Poststructuralism
Postmoderne ; Science Studies ; Theoriegeschichte

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Date of publication: 17.02.2020
Last edited: 17.02.2020