Inhaltsangabe:Einleitung: 'Euer soll der Kampf sein, welcher niemals vergeblich, wenn ihr auch vergessen und auch vergangen, eure Taten, die leben ewig.' Mit diesem Gedicht des englischen Dichters William Morris endet der Film Land and Freedom (1995) von Ken Loach über den Spanischen Bürgerkrieg. Die Enkelin des Protagonisten David findet es beim Stöbern in seinem Nachlass zwischen Briefen an seine Verlobte Kitty, zwischen Zeitungsausschnitten über die Geschehnisse der 30er Jahre in Spanien und England und zwischen Fotos und anderen Erinnerungsstücken. Bei Davids Beerdigung, mit der der Film endet, liest sie es als Hommage an ihren Großvater vor. Der 1995 gedrehte Film Land and Freedom, der in der spanischen Öffentlichkeit eine heftige Debatte auslöste, fand in den bundesdeutschen Kinos hingegen wenig Resonanz. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da in Spanien die Aufarbeitung der Ereignisse zwischen 1936 und 1939 sowie der Zeit darüber hinaus einen anderen Stellenwert einnimmt als im übrigen Europa. Trotzdem ist es erstaunlich, welch geringes Interesse der Spanische Bürgerkrieg - sieht man von Spanien einmal ab - in der internationalen Öffentlichkeit hervorruft. Im folgenden wird als Grundlage der Verarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges im Film die Aufarbeitung der Ereignisse auf der Iberischen Halbinsel zwischen 1936 und 1939 in der internationalen Geschichtswissenschaft behandelt. Es wird auf die verschiedenen Zäsuren und Darstellungsschwerpunkte eingegangen, die sich in der Historiographie der letzten 50 Jahre hinsichtlich des Themenkomplexes aufzeigen lassen. da diese zum größten Teil konform mit der filmischen Verarbeitung gehen. Desweiteren wird als theoretische Basis die Problematik des Verhältnisses Film und Geschichte erarbeitet werden. Inwieweit kann das Medium Film Geschichte darstellen, wie sieht dies speziell beim Spielfilm aus und wie transportiert Film Geschichte? Parallel dazu wird im nächsten Kapitel die Darstellung des Spanischen Bürgerkrieges im Film betrachtet. Der Spanische Bürgerkrieg war der erste Krieg, in welchem dem Medium Film eine bedeutende Rolle zukam. Erstmals wurde der Film als "Waffe" eingesetzt und auf beiden Seiten zur Unterstützung der jeweiligen Ideologien benutzt. Die wichtige Rolle, die der Film in der kriegerischen Auseinandersetzung der 30er Jahre in Spanien einnahm, wird das Thema des nachfolgenden Kapitels sein. Hier werden sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme erwähnt werden, wie beispielsweise Joris Ivens Spanish Earth (1937). Fernseh- und Dokumentarfilme, die nach 1939 bis heute gedreht wurden, werden in der Gesamtbearbeitung nicht hinzugezogen. Betrachtet man die Literatur zum Thema Spanischer Bürgerkrieg und Film, so sind einige Standardwerke zu nennen: Zum einen die Darstellung Romàn Guberns, die eine ausgesprochen große Anzahl Filme aller Couleur von 1936 bis 1984 auflistet. In diesem Buch wird kurz auf die Inhalte der Filme eingegangen, sie werden gelobt oder kritisiert, die Abhandlung bleibt jedoch, bedingt durch die Fülle des Materials, nur an der Oberfläche. Die wohl umfangreichste Darstellung zum Thema ist auch heute noch Carlos Fernández Cuencas, "La guerra de España y el cine", das jedoch aufgrund der franquistischen Haltung des Autors erheblich an Wert verliert. Zu erwähnen sind außerdem die Darstellung des Franzosen Marcel Oms, der Aufsatz des spanischen Regisseurs Basilio Martín Patinos sowie das Werk der Amerikanerin Marjorie A. Valleau, "The Spanish Civil War in American and European Films". Das einzige neuere deutschsprachige Werk zum Thema stammt von Wolfgang Martin Hamdorf. In sehr ausführlicher Weise wird hier auf das Medium Film als Propagandainstrument eingegangen, wobei jedoch ausschließlich die Zeit während des Krieges behandelt wird. Hamdorf rezensierte desweiteren auch neuere Filme zum Spanischen Bürgerkrieg; so wird auf seine Besprechung zu Land and Freedom im folgenden näher Bezug genommen. Exemplarisch werden zur Abrundung der Arbeit zwei Filme untersucht werden. Zum einen der bereits erwähnte Film von Ken Loach Land and Freedom. Es ist einer der neuesten Filme, der den Spanischen Bürgerkrieg zum Inhalt hat. Ihm gegenübergestellt wird die Literaturverfilmung von Hemingways "For whom the bell tolls" (1943). An diesem Film, der bald nach dem Ende des Bürgerkrieges gedreht wurde. lässt sich die Ambivalenz Hollywoods und des amerikanischen Publikums der damaligen Zeit den europäischen Ereignissen gegenüber aufzeigen. Gang der Untersuchung: Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Verarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges im Film aufzuzeigen. Es soll deutlich gemacht werden, inwieweit sich die filmische Darstellung verändert hat, welche Intentionen hinter den jeweiligen Filmen stehen und wie die Geschehnisse des Spanischen Bürgerkrieges im Film transportiert werden. In Abgrenzung zu den oben genannten Darstellungen werden als abschließende Beispiele speziell zwei Filme untersucht, um an diesen exemplarisch die Problematik von Geschichtsverarbeitung im Spielfilm deutlich werden zu lassen. Zuletzt ist noch auf die Schwierigkeiten, die sich bei der Bearbeitung von Filmen ergeben, zu verweisen. Die Beschaffung der Filme erwies sich als ausgesprochen kompliziert. So sind beispielsweise alte Filme zwar in verschiedenen deutschen Archiven gelagert, können jedoch nur bedingt eingesehen werden. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung und kurzer Literaturüberblick3 2.Die historiographische Verarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges6 2.1Die Historiographie in Spanien7 2.2Die militärische und außenpolitische Phase: Intervention bzw. Nichtintervention8 2.2.1Der "Mythos" der Internationalen Brigaden12 2.3Die sozialhistorischen und sozioökonomischen Aspekte13 2.3.1Die "Soziale Revolution"18 2.4Die ideologische Dimension: Der Spanische Bürgerkrieg als Glaubenskrieg20 3.Zur Problematik von Film und Geschichte22 3.1Der Dokumentarfilm26 3.1.1Der Dokumentarfilm als historische Quelle26 3.1.2Der historische Dokumentationsfilm und die Geschichtswissenschaft28 3.2Der Spielfilm als historische Quelle31 3.2.1Der historische Spielfilm33 3.2.2Die Geschichtsverarbeitung im Spielfilm34 3.3Zwischenbilanz37 4.Die filmische Verarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges 1936-193939 4.1Die antifaschistischen Filme40 4.1.1Die anarchistische Antwort40 4.1.2Die kommunistischen Filmaktivitäten43 4.1.3Die Filme der Zentralregierung45 4.1.4Die internationale Solidarität - ausländische antifaschistische Filme47 4.2Filme im franquistischen Spanien50 5.Der Spanische Bürgerkrieg im Film: 1939 bis heute55 5.1Die internationale Verarbeitung55 5.2Spanien51 5.2.1"EI cine de Cruzada" - Spanien 1939-194357 5.2.2Die Annäherung der "zwei Spanien" - spanische Filme nach dem Zweiten Weltkrieg59 5.2.3Von der "Apertura" bis zur "Transición"61 6.Zwei Fallbeispiele - For whem the bell tolls (1943) und Land and Freedom (1995)65 6.1Der Blick Hollywoods - For whom the bell tolls65 6.1.1Die inhaltliche Ebene67 6.1.2Zum politischen Hintergrund des Films und der Verarbeitung der Ereignisse in Spanien68 6.1.3Zur Filmgestaltung72 6.2Land and Freedom - Die Verarbeitung der spanischen Ereignisse 60 Jahre später75 6.2.1Zum Filminhalt78 6.2.2Zur Verarbeitung des Spanischen Bürgerkrieges in Land and Freedom79 6.2.3Dramaturgische Mittel87 7.Schlussbetrachtung92 8.Bibliographie96 8.1Darstellungen96 8.2Bibliographien103 9.Filmographie104 9.1Dokumentar- und Spielfilme104 9.2Wochenschauen105 10.Anhang106 10.1Sequenzprotokoll zu For whom the bell tolls106 10.2Sequenzprotokoll zu Land and Freedom108 10.3Diskussion über die Landkollektivierung aus: Land and Freedom110 10.4Diskussion um die Eingliederung in die reguläre Volksarmee aus: Land and Freedom114
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