Workshop "Zukunftsdenken und Zukunftsästhetik in literarischen, kulturellen und medialen Diskursen der Moderne (1880–1950)", Bonn
Workshop
Zukunftsdenken und Zukunftsästhetik in literarischen, kulturellen und medialen Diskursen der Moderne (1880–1950)
13. und 14. Februar 2025, Universität Bonn, Genscherallee 3
In Verbindung mit dem DFG-Graduiertenkolleg „Gegenwart/Literatur“
Am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert lässt sich in literarischen, kulturellen und medialen Diskursen eine Vielzahl an Bilanzierungsversuchen und ein hohes Maß an Zukunftsreflexion bemerken. Das fin de siècle befördert eine intensive Auseinandersetzung mit dem kommenden début de siècle. Offensichtlich ist das in Genres wie Utopie und Dystopie oder in der Science Fiction, die seinerzeit gegenwärtige Reflexionen über kulturelle, technische oder wissenschaftliche Zukunftsentwürfe extrapolieren. Die zeitgenössische Gegenwart, in der diese Texte entstanden sind, erscheint in den literarischen Szenarien als eine künftige Vergangenheit, die sich mitunter radikal von der projizierten Zukunft unterscheidet. Anders gelagert sind diese Verhältnisse in Texten, die von ihrer Gegenwart aus eine mögliche Zukunft prophezeien, programmatisch entwerfen oder mit dem Ziel der Vorsorge und Absicherung prognostizieren; insgesamt also in Texten, die Zukunft mit einem Gestaltungs- oder Bewältigungsanspruch begegnen, der von der Gegenwart aus gedacht ist und diese dabei mehr oder weniger grundlegend ver-ändern will. Varianten solcher gestaltender Zukunftsreflexion in der literarischen Moderne sollen im Workshop in den Blick genommen werden. Eine Leitfrage ist dabei, wie sich die mitunter langfristig etablierten diskursiven ‚Ordnungen des Zukunftswissens‘ (Bühler/Willer 2016) um und ab 1900 transformieren, aktualisieren oder auch beenden lassen.
Programm
Donnerstag, 13. Februar 2025
14:30 Grußwort von Johannes Lehmann (Bonn, Sprecher des GRK);
Fabian Lampart (Potsdam), Christian Meierhofer (Bonn), Natalie Moser (Potsdam): Begrüßung und Einführung
15:00 Roland Spalinger (Zürich): „Die Kommenden“. Zukunftsreflexionen in der Berliner Bohème
15:45 Kaffeepause
16:15 Larissa Wilwert (Heidelberg): Jung versus Alt. Zukunftsentwürfe und Generationenkonflikte in erfundenen Gesprächen der Wiener Moderne
17:00 Helene Weinbrenner (Basel): Väter, Söhne – Kindeskinder? Zukünftige Generationen im Expressionismus
Freitag, 14. Februar 2025
9:30 Adrian Renner (Hamburg): Kraftfeld Erde. Figuren des Planetarischen im populären Zukunftsroman (1899–1930)
10:15 Philip Iser (Bonn): Die Ungleichzeitigkeit des Dystopischen. Zur Ästhetik und Konsequenz negativen Zukunftsdenkens in Artur Landsbergers Berlin ohne Juden (1925)
11:00 Kaffeepause
11:30 Moritz Strohschneider (München): Das Pochen der Vergangenheit – Debatten um das ‚Reich‘ in der Zwischenkriegszeit
12:15 Thomas Crew (Warwick): „Der Buribunke braucht kein Christentum, noch sonst eine Ideologie“: Fortschrittsgläubigkeit und Intellektuellenschelte in Carl Schmitts Satire Die Buribunken (1918)
13:00 Mittagspause
14:30 Alexander Wagner (Wuppertal): „Wohin ich immer in meinem Haus gelange, die I.G. wird zugegen sein!“ Nachträglichkeit als Modus zur Vermittlung von Zukunftswissen
15:15 Christoph Jakubowsky (Berlin): „So endet mein bisheriges Leben mit Dir und solche Aussichten trägt es in sich für die Zukunft“. Zukunftsreflexion und Zukunftsästhetik in Franz Kafkas Brief an den Vater (1919)
16:00 Kaffeepause
16:30 Tim Wegener (Potsdam): „Atombomben und Bakterien hatten ganze Arbeit geleistet“. Zukunft in Arno Schmidts Schwarze Spiegel
Contact Information
Prof. Dr. Fabian Lampart (Potsdam)
PD Dr. Christian Meierhofer (Bonn)
Dr. Natalie Moser (Potsdam)
Contact Email
meierhofer@uni-bonn.de
URL
https://www.grk-gegenwart.uni-bonn.de/de/veranstaltungen/veranstaltungsarchiv/w…