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Verflochtene Ökologien. Utopische und transformative Potenziale der Literatur. Themenheft Literatur in Wissenschaft und Unterricht (LWU), Herbst 2026

Abstract submission deadline
15.04.2025
Paper submission deadline
01.02.2026

Themenheft Literatur in Wissenschaft und Unterricht (LWU), Herbst 2026
Thema: Verflochtene Ökologien. Utopische und transformative Potenziale der Literatur

Aktuelle gesellschaftliche Debatten wie die um fortschreitende Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels, Kriege und Pandemien sind gleichermaßen Ausdruck überlappender globaler Krisenereignisse wie auch einer globalisierten und vernetzten Weltgemeinschaft. Nicht zuletzt dadurch gewinnt die Aufmerksamkeit für Grenzüberschreitungen und Interferenzen zwischen sich scheinbar dualistisch gegenüberstehenden Natur- und Kulturphänomenen zunehmend an Relevanz.

Literarische Texte verfügen vor diesem Problemhintergrund über eine zweifache Qualität: Sie beobachten mit den ihnen eigenen ästhetischen Mitteln Verflechtungen und Machtverhältnisse zwischen Natur und Kultur und erweisen sich dabei als anschlussfähig an kulturtheoretische Konzepte um Ecocriticism, Posthumanismus, Interkulturalität, Intersektionalität oder Anthropozän. Darüber hinaus fungiert die Literatur aber auch als utopisch-transformativer Denkraum, in dem Möglichkeiten ausgelotet werden, um Mensch-Natur-Verhältnisse als symmetrische Verflechtung wahrzunehmen und zu gestalten.

Das Themenheft interessiert sich ausgehend von den sensorischen wie präfigurativen Potenzialen der Literatur für die Verwandtschaft zwischen literaturtheoretischen Weltverständnissen einerseits und den Ökologien des neuen Materialismus andererseits.

Während Literatur als verfremdendes, utopisches und experimentelles Medium der Ähnlichkeit und Grenzüberschreitung verstanden werden kann, das dichotome Paare wie Natur und Kultur, Mensch und Tier, Ökonomie und Ökologie sowohl durch Thematisierungen und das Personal als auch durch die spezifischen Formen des Schreibens als brüchig, durchlässig und letztlich unhaltbar vorführen kann, teilen neue Materialismen und politische Ökologien, wie sie Bruno Latour, Donna Haraway, Karen Barads oder Jane Bennetts formuliert haben, den kritischen Blick auf Dichotomien und ersetzen diese durch hybride und fluide Beziehungen zwischen vielfältigen (menschlichen und nicht-menschlichen) Entitäten, deren Handlungs- und Wirkmacht als geteilt und gleichberechtigt angesehen werden.

Ökologien der Verflechtung zu denken bedeutet angesichts dieser konzeptuellen Nähe, ökologische Poetiken der Verflechtung in den Blick zu nehmen, genauso wie eine Relektüre der Literaturgeschichte unter Berücksichtigung immer schon existenter Verflechtungen, ›Quasi-Objekte‹, Gefüge, Hybride und naturecultures.

Zu fragen wäre also nach den Entwicklungslinien von einem literaturgeschichtlich ›wahlverwandten‹ Schreiben hin zu einem ›unruhigen‹, ›vibrierenden‹ Schreiben der Gegenwart, in dem gleichermaßen ökologische, interkulturelle und neu-materialistische Wissensformationen trianguliert werden und hybride Ontologien im Zentrum stehen können. Der Interdisziplinarität des Anliegens geschuldet, sind dabei literarisch-fiktionale Texte ebenso relevant wie essayistisch-expositorische. Insofern reicht das Spektrum der nach verwobenen Ökologien zu befragenden Texte von Ovids Metamorphosen über Goethes Schriften zu morphologischen Fragen des Seins als Werden (Wahlverwandtschaften [1809]; Faust II [1832]; Die Metamorphose der Pflanzen [1798]) bis hin zu Christoph Ransmayrs Erzählband Als ich noch unsterblich war (2024), der Mythen, Naturphänomene und Reiseberichte collagiert sowie der seit 2013 von Judith Schalansky herausgegebene Reihe Naturkunden, Mikael Vogls Essay Dodos auf der Flucht (2020), Teresia Enzensbergers intertextuellen und interdiskursiven Roman Auf See (2022) bis hin zu Ulrike Draesners sprach-experimentellen Langgedicht doggerland (2020).

Verflochtene Ökologien verstehen Themen wie Naturzerstörung, kulturelle Konflikte und globale Ungleichheit nicht als getrennt, sondern unauflöslich miteinander verwoben. Das Themenheft stellt damit Schreibformen ins Zentrum, die durch ver-, aber auch entnetzende Verfahren literarischer Texte zu transformativen Potenzialen führen, Möglichkeiten der Agency jenseits dichotomer Denkweisen (voraus)entwerfen und widmet sich unter anderem folgenden Fragen:

  •          Ökologische Netzwerke und Gefüge in Kunst und Literatur von der Antike bis zur Gegenwart
  • Gelingende, scheiternde und konfliktreiche Verflechtungen in der Literatur
  • Literarische und theoretische Texte (Ökologien, Neue Materialismen, Hybridität) im Spannungsverhältnis von Antizipation und Inspiration
  • Literaturwissenschaftliche interkulturelle und intersektionale Perspektiven auf ökologische Fragen
  • Hybride Schreibformen und (intermediale) Mischgattungen als prädestiniert für vernetzendes und ökologisches Schreiben
  • Formen des kollektiven und verflochtenen Schreibens

Bitte senden Sie Ihr zweiseitiges Exposé sowie ein kurze biobibliographische Notiz bis zum 15.04.2025 an reto.roessler@uni-flensburg.de und anna.schwarzinger@uni-flensburg.de. Eine Rückmeldung der Herausgeber:innen erfolgt binnen sechs Wochen. Die fertigen Beiträge (im Umfang von 35.000 bis max. 40.000 Zeichen inkl. Leerzeichen und Literaturverzeichnis) sollen bis zum 01.02.2026 eingereicht werden. Das Themenheft erscheint im Herbst 2026.

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Fields of research

Interkulturelle Literaturwissenschaft; Ökologie; Transformation

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Submitted by: Anna Schwarzinger
Date of publication: 21.02.2025
Last edited: 21.02.2025