"Je est un(e) auteur" - Studierendenkongress zum Thema Autobiographisches Schreiben und Autofiktion, Osnabrück
Call for Papers | Autobiographisches Schreiben und Autofiktion
Studienkongress, 7-9 August 2025
Organisiert von Levi Berger (Universität Osnabrück), Samara Budde (Universität Osnabrück) und Vincent Jakubowski (Universität Osnabrück).
Nachdem bereits 2007 das Verbot von Maxim Billers Roman "Esra" für mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat, zeigt das aktuelle Gerichtsverfahren rund um den Roman "Innerstädtischer Tod" von Christoph Peters, wie die Verbindung von Fakt und Fiktion in autofiktionaler Literatur über die Literaturwissenschaften hinaus für Verwirrung sorgt und sogar Empörung auslösen kann. Der sich anbahnende juristische Streit ist nur ein Beispiel dafür, dass autofiktionale Texte nicht nur von der Literaturwissenschaft fruchtbar bearbeitet werden können, sondern auch für andere Wissenschaften relevante Gegenstände der Auseinandersetzung darstellen. Das Thema hat gesamtgesellschaftliche Relevanz: die Verarbeitung persönlicher Erfahrungen kann immer auch zu Konflikten bezüglich der Darstellungsweise realer Personen und Begebenheiten führen. Die Produktion vermeintlicher Deutungshoheit durch einen autobiographischen Gestus ist zudem eine Form der Machtausübung, die es kritisch zu beleuchten gilt. Autofiktionale Literatur ist verbunden mit einer besonderen Rezeptionssituation und geprägt durch einen unklaren Wahrheitsanspruch, der zu Versuchen einzuladen scheint, entweder die faktuale oder die fiktionale Dimension überzubetonen. Leser*innen können dazu verleitet werden, auf eine „Spurensuche“ im Leben der Schreibenden zu gehen, indem sie versuchen, Figuren realen Personen zuzuordnen und Rückschlüsse auf Autor*innen zu ziehen.
Die Tagung richtet sich an Studierende in allen Phasen des Studiums vor Beginn der Promotion. Dabei sollen nicht nur Studierende der Philologien angesprochen werden, sondern ausdrücklich auch andere Disziplinen, z. B. Philosophie, Psychologie, Kognitionswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaft oder Sozialwissenschaften.
Die Konferenz bietet nicht nur die Möglichkeit, in maximal 20-minütigen Vorträgen eigene Forschung zu präsentieren, sondern auch, sich mit anderen interessierten Studierenden auszutauschen und zu vernetzen. In einem niedrigschwelligen Rahmen können Studierende verschiedener Fachrichtungen hier das wissenschaftliche Vortragen und Diskutieren erproben.
Mögliche Themen:
Theoretische Grundlagen
- Abgrenzung von Faktualität und Fiktionalität
- (Unklarer) Wahrheitsanspruch
- Die besondere Verbindung von Nähe und Distanz in der Rezeptionssituation
Identität und Erinnerung
- Konstruiertheit von Identität in autobiographischen Erzählungen
- Unzuverlässigkeit von Erinnerung
Gesellschaftliche und politische Dimensionen
- Rolle von autobiographischen Werken in gesellschaftlichen Diskursen
- Geschichtsschreibung und das persönliche Narrativ
- Autobiographisches Schreiben als Medium des politischen Widerstands
- Ethik und Verantwortung
- Mögliche Verletzung von Persönlichkeitsrechten vs. Kunstfreiheit
Medialität und Gattungsgrenzen
- Fiktion und Dokumentation
- Autobiographische Elemente in verschiedenen Medien: Literatur, Theater, Film, Blogs, Journalismus
- Autobiographisches Schreiben in verschiedenen literarischen Gattungen: Lyrik, Drama, Erzähltexte
Bitte sendet euer Abstract (max. 300 Wörter) sowie eine Kurzvorstellung eurer Person und etwa drei Sätze, in denen ihr die Motivation für eure Teilnahme schildert, bis zum 20.05.2025 an jungessymposium@uni-osnabrueck.de.
Die ausgewählten Teilnehmer*innen werden bis spätestens 31. Mai 2025 benachrichtigt. Die freundliche Unterstützung der Felicitas und Werner Egerland-Stiftung ermöglicht eine Kostenübernahme von Anreise und Übernachtungen für Teilnehmende anderer Universitäten.
Contact Information
Tagungsteam "Junges SympOSium" an der Universität Osnabrück
Levi Berger
Samara Budde
Vincent Jakubowski
assoziiert am Institut für Germanistik (IfG)
Fachbereich 7 - Universität Osnabrück
Neuer Graben 40
D-49074 Osnabrück
Contact Email
junges-symposium@uni-osnabrueck.de
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