CFP: Challenging authorship. Hidden networks of the creative process
LMU-Princeton Summer Seminar in Literature
Challenging authorship. Hidden networks of the creative process
to be held at LMU Munich, June 5–7, 2023
Organized by Joel Lande, Susanne Reichlin, Carlos Spoerhase, and Nikolaus Wegmann
Was bedeutet Autorschaft? Die Antwort auf diese Frage scheint offensichtlich: Ein Autor ist der singuläre Schöpfer eines literarischen Kunstwerks. Wenngleich der vielberufene Tod des Autors einerseits sowie die im Gegenzug proklamierte Rückkehr des Autors die traditionelle Vorstellung des autonom schaffenden literarischen Genies erschüttert hat, werden in der Literaturwissenschaft literarische Werke noch immer in erster Linie einem einzelnen Individuum zugeschrieben. Allerdings sind gerade in den letzten Jahren verschiedene Formen von Autorschaft in den Fokus der Forschung gerückt, die dieser Vorstellung entgegenstehen: Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die gemeinschaftlich arbeiten; Autorinnen und Autoren, die von Helferinnen und Helfern mit Ideen und Materialien versorgt werden; Romancières und Romanciers, die ihre Familien in die literarische Tätigkeit einbeziehen; Ghostwriter, die Bücher im Namen Anderer verfassen; Herausgeberinnen und Herausgeber sowie Verlegerinnen und Verleger, die Manuskripte bearbeiten und für den Druck vorbereiten; und Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die bei der Arbeit auf digitale und maschinelle Technologien zurückgreifen.
Autorinnen und Autoren sind in der Tat in höchstem Maße auf Verlagshäuser, private und professionelle Kontakte sowie familiäre Beziehungen angewiesen. Kollaborative Zusammenhänge und unterstützende Netzwerke – menschliche ebenso wie nicht-menschliche – spielen eine entscheidende Rolle im literarischen Schaffensprozess. Im angezeigten Seminar möchten wir etwas Licht auf die oftmals übersehenen und selten gewürdigten Mitautorinnen und Mitautoren werfen. Das Erkenntnisinteresse gilt der Frage, auf welche historisch und situativ variable Weise diese Mitautorinnen und Mitautoren den literarischen Schaffensprozess und die literaturbezogenen Vermittlungsvollzüge prägen. Welche Auswirkungen hat ein genaueres Bild ihres Beitrags für unsere Vorstellung von Kreativität? Inwiefern verändert der Perspektivwechsel weg vom genialen Individuum und hin zur kollektiven Dimension literarischen Schreibens unsere Auffassung von literaturwissenschaftlichen Untersuchungsgegenständen? Lassen sich in Bezug auf die Haltung zu Originalität und zum Neuartigen unterschiedliche historische Phasen unterscheiden?
Das Summer Seminar befasst sich mit dem Autor als einer Instanz, die eng mit zahlreichen anderen Akteuren, Institutionen und Praktiken verwoben ist. Im Rahmen des Summer Seminars wird es drei Gastvorträge geben: Die Literaturwissenschaftlerin Julika Griem, der Lyriker und Ideenhistoriker Hannes Bajohr und der Autor und Soziologe Juan S. Guse sowie die Schriftstellerin und Professorin für Kreatives Schreiben Annette Pehnt mit einem Kollektiv werden gegenwärtige Herausforderungen und Tendenzen der Literatur und des literarischen Marktes in den Blick nehmen. Fortgeschrittene Masterstudierende und Doktorandinnen und Doktoranden beziehungsweise Graduate Students aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA, die sich für die skizzierten Fragen interessieren, sind eingeladen, sich für das LMU-Princeton Summer Seminar zu bewerben, das vom 5. bis zum 7. Juni 2023 in München stattfinden wird. Für Kost und Logis während der Veranstaltung wird gesorgt, wohingegen die Reisekosten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu übernehmen sind. Die Diskussionen werden auf Englisch und auf Deutsch stattfinden. Wenn Sie sich für das Summer Seminar bewerben möchten, senden Sie bitte eine kurzes CV und einen Text von etwa 400 Wörtern, in dem Sie Ihr Interesse an dem Thema darlegen, bis zum 31. März an folgende E-Mail-Adresse: ger-authorship@princeton.edu. Aktuelle Informationen finden Sie unter: https://german.princeton.edu/lmu-princeton-summer-seminar.
What is authorship? The answer may seem all too obvious: An author is the sole creator of literary artworks. While announcements of the death of the author and proclamations of the author’s return consequentially unsettled the traditional notion of the literary author as an autonomous genius, scholarship today often reasserts the role of a single author in the creation of literary works. And yet several studies from recent years have highlighted forms of authorship that contravene this assumption: Writers who team-write their works; authors whose assistants supply ideas and materials; novelists who involve their families in their writing activities; ghostwriters who draft books in the name of others; editors and publishing staff who rewrite and finalize the manuscripts of authors they advise; and writers who turn to digital and machine technologies for the fabrication of their works.
Indeed, authors would hardly exist at all, if not for the publishing companies, the circles of friends, professional networks, and familial relations. As these cases illustrate, collaborative and supportive networks—human as well as non-human—play a pivotal role in the creative process. In this seminar, we wish to throw light on these invisible co-authors, whose contributions largely go unacknowledged. Our goal shall be to develop a historically sensitive understanding of the way such figures impact literary creativity and transmission. How does the analysis of these multiple ‘inputs’ in the making of a literary text alter our understanding of creativity? What does it mean to shift from a focus on individual ingenuity to collective enterprise as foundational for the making of a literary object? Is it possible to specify different historical attitudes toward novelty and originality?
The summer seminar focuses on the author as a figure entangled in a web that includes numerous other agents, institutions, and practices. The seminar will include three guest lectures: the literary scholar Julika Griem, the poet and intellectual historian Hannes Bajohr and the novelist and sociologist Juan S. Guse, as well as the literary author and professor of creative writing Annette Pehnt with a collective will address recent trends and challenges in the field of literature. Graduate Students from Germany, Austria, Switzerland, and the USA interested in this set of questions are welcome to apply for the LMU-Princeton summer seminar taking place from June 5 to June 7, 2023, in Munich. Room and board will be provided during the period of the event, whereas the travel expenses are the participants’ responsibility. Discussions will take place in English and in German. If you want to apply for the summer seminar, please send a short CV and a text of roughly 400 words detailing your interest in the topic no later than March 31 to: ger-authorship@princeton.edu. For updates on the event please refer to: https://german.princeton.edu/lmu-princeton-summer-seminar.