Fellowships, stipends, scholarships etc.
1 Junior Fellowship "Imaginarien der Kraft" (Universität Hamburg)
Application deadline:
15.09.2025
Die DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« vergibt im Wintersemester 2026/27 ein Junior Fellowship für die Dauer von 6 Monaten.
Bewerbungsvoraussetzung:
Die Ausschreibung richtet sich an Doktorand:innen und Postdoktorand:innen (bis max. 4 Jahre nach der Promotion). Voraussetzung für eine Bewerbung ist ein Forschungsvorhaben zu Kraftvorstellungen und -diskursen in den Künsten und/oder der Kultur- bzw. Wissenschaftsgeschichte.
Themenfeld der Ausschreibung:
Kaum ein Feld der kulturellen Reflexion kommt ohne Konzeptualisierungen von Kraft aus. Vorstellungen von religiösen oder magischen (Schöpfungskraft, Zauberkraft), menschlichen (vis animae, Triebkraft, Willenskraft), politischen (kratos, potestas, Macht, Herrschaft, charisma), physikalischen (Schwerkraft, Anziehungskraft, Energie), biologischen (Zeugungskraft, Lebenskraft, Bildungskraft), physiologischen (Muskelkraft, Wahrnehmungskraft) oder sozioökonomischen (Arbeitskraft, Kaufkraft) Kräften verweisen auf die Dominanz wie auch die Plastizität des Konzepts Kraft und seiner Derivate. Seit der antiken Poetik und Rhetorik, tradiert über die Kunst- und Dichtungslehren der frühen Neuzeit, entwerfen gerade die Künste ihr Leistungsprofil auffällig häufig im Rekurs auf Kräftelehren (Schaffenskraft, Einbildungskraft, movere). Umso erstaunlicher ist es, dass die Übergänge und Übernahmen zwischen natur-, kultur- und kunstwissenschaftlichen Verwendungen des Kraftbegriffs noch kaum systematisch untersucht worden sind. Ziel der Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« ist es, vielfältige disziplinäre Zugänge zu Konzepten der Kraft und kraftaffiner Begriffe zu bündeln, um ihre Ausbildung und ihren Wandel in den Künsten zu erforschen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass das Wort ›Kraft‹ (griech. dynamis, lat. potentia) zwar die Fähigkeit bezeichnet, Wirkungen auszuüben, dass sich Kräfte selbst aber nicht wahrnehmen, sondern nur indirekt an ihren Wirkungen ablesen lassen. Die Künste und die Reflexionen über sie, so eine leitende These, bilden einen privilegierten Ort der Auseinandersetzung mit den sinnlichen Präsenzeffekten unsinnlicher Kräfte.
Während im Rahmen der ersten Förderphase (2019-2023) die Übergänge zwischen Naturphilosophie, Naturwissenschaft und Ästhetik im Vordergrund standen, setzen wir in der zweiten Förderphase der Kolleg-Forschungsgruppe (2023-2027) drei neue Akzente. Im Fokus steht bei der Erforschung ästhetischer Kräfte 1) ihre Affinität zu den nicht-quantifizierbaren Kräften des Numinosen, 2) das Verhältnis von europäischen und außereuropäischen Modellen der Kraft und 3) die gestalterischen, künstlerischen und literarischen Auseinandersetzungen mit historischen und gegenwärtigen Praktiken der Energieerzeugung und mit den daraus entstehenden Energielandschaften.
Das Wintersemester 2026/27 steht insbesondere im Zeichen des Jahresthemas »Transgression«. Kräfte sind grundlegend durch ihre Ermüdung bedroht, aber ihnen kommt zugleich eine ebenfalls kaum kontrollierbare Steigerungsfähigkeit zu, die immer schon Kritik an exzessiver Durchbrechung von Ordnungsstrukturen auf sich gezogen hat. Darin ist auch eine Skepsis gegenüber der potentiellen Selbstzerstörung transgressiver Kräfte enthalten. Der Kunstdiskurs kreist daher seit der Frühen Neuzeit um Strategien der Kräftebalance, die sich von der Moderierung zugleich Dauerhaftigkeit und Resilienz verspricht. Zugleich bilden aber Transgressionen in vielfacher Weise den Fluchtpunkt und das eigentliche Ziel künstlerischer Produktionen.
Details zur Bewerbung finden Sie in der Ausschreibung.