CfP/CfA event (On site)

Streichungen - Kreation aus Negation, Klagenfurt


Event date:

18.02.2026-21.02.2026

Abstract submission deadline:

25.08.2025

Streichungen gibt es nur da, wo es schon etwas gibt. Keine Streichung kommt ex nihilo, keine ist voraussetzungslos. Die Streichung ist eine Negation, die Spuren legt ‚in Bezug auf‘. Sie kann der Anfang von etwas Neuem sein und von einem negativen in einen kreativen Akt umschla­gen. Die Streichung hat Aufforderungscharakter, sie ist affordance-in-interaction (Zillien 2009; Bosse 2023). Dies betrifft ihr Vorher, sie selbst und ihr Nachher. 

Streichungen als „Performance-Akte der Textwerdung“ (Grésillon 1996) wurden bisher vor al­lem anhand literarischer Text- und Schreibprozesse untersucht (vgl. exemplarisch Gisi, Thü­ring, Wirtz 2011). Darüber möchten wir hinausgehen.

Denn die Streichung ist ein mit Schreiben interagierender Akt, den alle Schreibenden alltäglich vollziehen – meist so routiniert, dass seine Vielfalt und seine kreativen Effekte unreflektiert bleiben: Lö­schen, Tilgen, Durchstreichen, Überschreiben, Übermalen, Einklammern, Korrigie­ren, Ersetzen oder Reakti­vieren des Gestrichenen und schließlich Auslösen von neuen Texttei­len, von ganzen Texten. Darüber hinaus entwickelt jede:r Schreibende je individuelle Formen der Streichung, die selbstadressiert und (oft unbewusst) Aufforderungen sind. 

Streichungen finden in allen Schriftsprachen und in allen Textsorten statt, aber auch in teil­schriftlichen audio-visuellen Medien – von analog bis digital. Streichungen finden bereits beim Schreibenlernen statt, als Selbstkorrektur oder Kor­rektur durch Lehrpersonen, als Auslöser neuer Texte. Streichungen sind Teil eines dynamischen (Selbst-)Bildungs­pro­zesses. Streichun­gen finden als Verschiebungs-, Verdrängungs-, sogar Auslöschungsversuche in individuellen und kollektiven Erinnerungspro­zes­sen statt und können Um- und Neuschreibungen initiieren.

Da, wo die Streichung eine bedeutungsvolle, zu deutende materiale Spur hinterlässt, setzen wir mit unserer Tagung an. Denn die schriftbezogene materiale Spur ermöglicht uns, Strei­chungen und ihre Effekte konkret zu untersuchen.

Mögliche Themen, an denen sich Interessierte orientieren können, sind: 

  • Ästhetik und Materialität der Streichung: Löschung, Radierung, Übermalung … Leer­stellen …
  • Streichungen im literarischen Schreibprozess und beim creative writing
  • Streichungen als Operation in kollektiven Produktionsprozessen: Buch/Lektorat, Zeit­schrift und Zeitung/Redaktion und in teilschriftlichen audio-visuellen Medien – bis hin zu Selbstzensur oder Zensur
  • Streichungen im digitalen Schreiben und digitale Forensik
  • Streichungen beim Schreibenlernen
  • Streichungen beim Übersetzen
  • Streichungen in individuellen und kollektiven Erinnerungsprozessen

Die Tagung findet an der Universität Klagenfurt statt und wird vom Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv organisiert. Im Rahmen der Tagung wird eine Ausstellung zu Streichungen im Zentralgebäude der Universität stattfinden.

Bei Interesse senden Sie bitte ein Exposé (max. 1.800 Zeichen) bis 25. August 2025 an streichungen@aau.at.

 

Zitierte Literatur:

Bosse, Anke (2023): Freund, Fetisch, Phantasma. Josef Winklers Notizbücher, in: Ressource „Schriftträger“. In: Materielle Praktiken der Literatur zwischen Verschwendung und Nachhaltigkeit, hg. von Martin Bartelmus u.a., Bielefeld, S. 141-158 (https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6172-9/ressource-schrifttraeger/, zuletzt abgerufen am 04.06.2025).

Gisi, Lucas Marco; Thüring, Hubert; Wirtz, Irmgard M., Hgg. (2011): Schreiben und Streichen. Zu einem Moment produktiver Negativität, Göttingen.

Grésillon, Almuth (1996): „‚Critique génétique‘: Gedanken zu ihrer Entstehung, Methode und Theorie“. In: Quarto 7, S. 14–24, bes. S. 23.

Zillien, Nicole (2009): Die (Wieder-)entdeckung der Medien. Das Affordanzkonzept in der Mediensoziologie. In: Sociologica Internationalis. Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung2/18, 18 (https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb4/prof/SOZ/AMK/PDF_Dateien/Affordanz.pdf, zuletzt abge­rufen am 04.06.2025).

Contact Information

Univ.-Prof. Dr. Anke Bosse

Leitung

Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv

Universität Klagenfurt

 

Contact Email
anke.bosse@aau.at

Venue

Klagenfurt, Austria

Organization

University of Klagenfurt

Contact

Anke Bosse
Created by: Redaktion avldigital.de
Published on: 27.06.2025
Last change: 27.06.2025, 15:00

Proposed citation:
"Streichungen - Kreation aus Negation, Klagenfurt" (CfP/CfA event), avldigital.de, veröffentlicht am: 27.06.2025. https://avldigital.de/en/networking/information/call-for-papers/streichungen-kreation-aus-negation-klagenfurt