Über den sozialen Aufstieg marginalisierter weiblicher Figuren in ausgewählten Bildungsromanen der Gegenwart

Die vorliegende Studie setzt sich anhand einschlägiger Textbeispiele ‒ Angelika Klüssendorfs Zyklus Das Mädchen (2011), April (2014) und Jahre später (2018) sowie Emine Sevgi Özdamars Trilogie Sonne auf halbem Weg (2006) ‒ mit den drei zentralen Aspekten der Marginalisierung, der Bildung und des sozialen Aufstiegs auseinander. Diese Aspekte sind, so die These der Dissertation, literarisch in den genannten Romanen inszeniert und im historischen Erscheinungskontext des weiblichen Bildungsromans als ein abweichendes Genre von dem meist als ,männlichʻ betrachteten Bildungsroman anwendbar. So unternimmt die Studie eine soziokulturell unterfütterte literarische Untersuchung, die darauf abzielt, das Genre des weiblichen Bildungsromans analytisch zu erfassen und die Liste der bisher erforschten weiblichen Bildungsromane um weitere Beispiele aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu ergänzen. Damit leistet die Studie einerseits einen literaturwissenschaftlichen Forschungsbeitrag zur Re-Lektüre von Özdamars Trilogie als weibliche Bildungsromane, um dabei neue Perspektiven für die wissenschaftliche Forschung zu Özdamar zu erarbeiten, deren Romane bisher noch nicht unter diesem Aspekt betrachtet wurden. Andererseits wirft sie den Blick auf die von der germanistischen Forschung bis dato nicht berücksichtigten Romane Klüssendorfs. Bei der Untersuchung von Klüssendorfs Zyklus und Özdamars Trilogie stellt die vorliegende Dissertation die Frage nach jenem Wendepunkt in den beschriebenen Aufstiegswegen beider Protagonistinnen, dem Einfluss dieser Wendepunkte auf ihre Charakterbildung und den inhaltlichen und erzählerischen Faktoren, die die ausgewählten Werke als Bildungsromane markieren. Die soziale Laufbahn nach Bourdieu, Foucaults Auseinandersetzung mit sozialen Ausschlussmechanismen, Robert E. Parks Konzept The marginal man, die Bhabhaʼsche Hybridität und die gender-orientierte Narratologie wurden als methodische Eckpfeiler ausgewählt, um bei der Analyse aus verschiedenen Disziplinen zu schöpfen und sie miteinander im Kontext der Romane zu vernetzen.

Schlagwörter: Marginalisierung – sozialer Aufstieg – weiblicher Bildungsroman der Gegenwart - Özdamar – Klüssendorf