Künstliche Intelligenz – Interdisziplinär, Tagung an der Hochschule München, 6. & 7. November 2020
Künstliche Intelligenz (KI) ist eines der großen Gegenwarts- und Zukunftsthemen unserer Zeit. Die Technologie bietet Chancen und birgt Risiken, weshalb weltweit Mittel bereitgestellt und Wege eröffnet werden, um die Potenziale zu erforschen. Die Tagung möchte zu diesem Diskurs einen interdisziplinären Beitrag leisten. Statt fachspezifischer Blickwinkel auf KI möchten wir einladen, querzudenken und eine interdisziplinäre Perspektive einzunehmen, die Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen und Anwender*innen zusammenführt, um eine visionäre, innovative und internationale Debatte anzustoßen. Dabei sollen folgende Themenfelder im Fokus stehen:
KI als Macht
KI bedeutet Macht, die direkt und indirekt in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft wirksam wird. Gesellschaftliche Diskussionen, politische Prozesse und wirtschaftliche Entscheidungen werden durch KI gelenkt und beeinflusst. Daraus erwachsen neue, zukunftsweisende Potenziale ebenso wie kritische Szenarien, die unser Zusammenleben vor immer neue Herausforderungen stellen. Wie verändert sich gesellschaftlicher Diskurs durch KI als Ordnungsmacht? Wie viel Überwachung durch KI verträgt eine offene Gesellschaft? Ist KI der eigentliche neue politische Gegenspieler? Öffnet KI neue Wege für die Schaffung von Wohlfahrt und Gerechtigkeit? Welche Auswirkungen hat der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz in wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen im Bereich der Mitarbeiterführung? Diese und darüber hinaus gehende Fragen sollen in dieser Sektion interdisziplinär beleuchtet werden.
KI als Religion
Der menschliche Umgang mit KI erinnert an religiöses Verhalten. In teils irrationaler Weise wird der Technologie Entscheidungsgewalt übergeben und Allwissenheit zugeschrieben. Tägliche Routinen werden von Programmen autonom gestaltet, es entstehen Riten, Konditionierung und Vergemeinschaftung. Vertrauen und Abhängigkeit gegenüber einer nicht greifbaren Macht mit menschlichen Zügen sind die Folge. Dies verändert das Welt-, Menschen- und Gottesbild nachhaltig. Handelt es sich um die Widerspiegelung und Verarbeitung alltäglicher Erfahrungen oder werden selbstlernende Systeme bald zu autonom agierenden Göttern? Erlauben Künstliche Intelligenzen das Ewige Leben in digitalisierter Form? Kann die programmierte, kognitive und emotionale Intelligenz eine sinnvolle Ersatzreligion für das digitale Zeitalter bieten? Die bereits heute übermenschliche Leistung auf immer mehr, einst dem Menschen vorbehaltenen Gebieten legen diese Überlegungen nahe.
KI als Spiel
In Computerspielen gehen Spieler vorbehaltslos mit Künstlicher Intelligenz um. Der geschickt programmierte Gegner hat die komplexe Aufgabe, das Spiel herausfordernd und gleichzeitig attraktiv zu gestalten. Hierfür muss das Programm den Gamer möglichst schnell und umfassend kennenlernen. Folglich sind spielerische Strukturen ideale Trainingsplattformen für kognitive Systeme und Treiber der KI-Entwicklung. Weit über Fun-Games hinaus wächst die Bedeutung von Serious Games in Technologie, Wirtschaft, Medizin und Bildung. Der Einsatz von KI birgt für die Games-Industrie ein immenses Innovations- und Wachstumspotential. Welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig? Wie beeinflussen KI-gesteuerte Spiele Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft? Wo werden Bedürfnisse nutzbringend befriedigt und welche Regeln sind zu beachten? KI kann aufgrund der zunehmend perfektionierten Simulation und Imitation nachhaltige Lösungen bieten, da Denk- und Verhaltensmuster hinterfragt und Handlungswissen generiert wird.
KI als Familie
Künstliche soziale Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Maschine nimmt inzwischen einen sehr wichtigen Stellenwert ein. Nicht nur, dass viele Menschen bereits im Umgang mit KI in Form von Alexa, Siri oder künstlichen Call-Center-Mitarbeitern erprobt sind. Daneben hilft uns die KI auch bereits vielfach, unsere (idealen) Sex- und Lebenspartner zu finden, mit schwierigen psychischen Situationen zurechtzukommen oder die Einsamkeit zu überbrücken. KI kann soziales Miteinander konstituieren, ergänzen und sogar ersetzen. Inwiefern determiniert KI, wer mit wem in soziale Interaktion geht – und wer nicht? Welche Rolle soll und kann KI im Rahmen von sozialen Interaktionen einnehmen? Inwiefern kann und soll durch KI (soziale) Verantwortung, Liebe, Vertrauen, Unterstützung und Geborgenheit vermittelt werden? Was passiert, wenn Menschen der Beziehung mit einer KI in Zukunft den Vorzug geben - wenn die KI also Teil der eigenen Familie wird?
Organisatorisches
Die Konferenz wird am 6. und 7. November 2020 in München an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (Campus Lothstraße) stattfinden. Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge für 30-minütige Vorträge bis spätestens 15. Juni 2020 per Mail an: ki-interdisziplinaer-fk13@hm.edu
Wir freuen uns über Beiträge aus verschieden Disziplinen, gerne auch von Nachwuchswissenschaftler*innen.
Der Vorschlag sollte maximal eine DIN A4 Seite umfassen und um kurze biographische Notizen ergänzt sein. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Konferenz soll der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein, weshalb keine Teilnahmegebühr verlangt wird. Reise- oder sonstigen Kosten der Referent*innen können nicht übernommen werden.
Es ist geplant, die Ergebnisse der Konferenz bei einem namhaften Verlag zu veröffentlichen.