CfP/CfA publications

Call for Papers – CLOSURE: Kieler e-Journal für Comicforschung #8 (November 2021) / Schwerpunkt: »Non-Narrative Comics«

Abstract submission deadline
22.11.2020
Paper submission deadline
01.03.2021

Offener Themenbereich

Das e-Journal CLOSURE wird im Herbst 2021 in seiner achten Ausgabe erneut allen Facetten der Comicforschung ein Forum bieten. Von Kultur-, Bild- und Medienwissenschaften bis zu Sozial- oder Naturwissenschaften und darüber hinaus: CLOSURE setzt auf Aufsätze und Rezensionen, die den ›state of the comic‹ verhandeln. Ob Detailanalyse, Comic-Theorie oder innovative Neuansätze – für den offenen Themenbereich begrüßen wir möglichst vielseitige Beiträge aus dem interdisziplinären Forschungsfeld ›Comic‹.

Schwerpunkt: »Non-Narrative Comics«

Was verbindet zwei Panels, die nebeneinander stehen? Die Antwort auf diese Frage lautet zumeist ›eine Erzählung‹. So verlangt zum Beispiel Scott McCloud »einige der Geheimnisse zu lüften, die die Kunst des Comic-Erzählens umgeben.« In CLOSURE #8 möchten wir diese Reduzierung von Comics auf ihre Narrativität kritisch hinterfragen und stattdessen nicht-narrative Ansätze des Mediums in den Blick nehmen. Die Beiträge sollten sich von der Idee des Narrativs lösen, sich dem Prinzip der closure verweigern, das Storytelling in den Hintergrund treten lassen und damit den Weg für eine Theoretisierung neuer Konstellationen des Non-Narrative ebnen. Wir freuen uns auf Beiträge, die die Frage »Müssen wir auf die Erzählung verzichten?« (Groensteen) mit einem ›Ja‹ beantworten — und die den Fokus damit auf die logischen, formalen, affektiven, konstruierten Verbindungen rücken, die an die Stelle der Erzählung treten.

Unsere Ausgabe wird sich nicht-narrativen Comics zuwenden, die – etwa durch Abstraktion –Diegese und Sequentialität in den Hintergrund rücken. Anstatt nicht-narrative Comics als Subgenre des Comic zu klassifizieren, schlagen wir vor, sie als formales Angebot des Mediums zu betrachten, das die Parameter des Comics auslotet: seinen doppelten Blick auf die Sequenz und das Layout der Panels, sein Zeichengeflecht, seine Verteilung textueller und visueller Elemente sowie die gezeichneten Spuren, die sich nicht in die Erzählung einhegen lassen. Eine solche »über das Diegetische und das Narrativ hinausgehende« (Molotiu) Bewegung findet sich zuhauf in abstrakten und experimentellen Comics. Wir interessieren uns aber gleichermaßen für Beiträge, die dem Nicht-Narrativen am Rande bekannter Erzählwelten nachspüren.

Wir sind auf der Suche nach Lektüren, die sich von sequentiellen, linearen oder episodischen Modi der Darstellung lösen. Das nicht-narrative Potential des Comics verlangt dabei nach einer Neubewertung seiner Form sowie einem Fokus auf die Materialität des Mediums. Wie Bukatman es formuliert, bedarf der so betrachtete Comic einer »Aufmerksamkeit für die Fläche, Vernachlässigung der linearen Sequenz, sowie eine auf Abstraktion abzielende Bewegung.« Unser Versuch eines »kritischen Neudenken des Mediums« (Baetens) zielt darauf ab, unterschiedlich starke Ausprägungen von Narrativität durch das Prinzip der Abstraktion zu ersetzen. Welche neuen ›Logiken‹ treten durch eine Bewegung hervor, die die narrative Ordnung unterläuft? Welches »kohärente gedankliche Modell« (Kukkonen) wenden Leser_innen an, sobald das Konzept der Erzählung wegbricht? Welche diagrammatischen, abstrakten, flachen, statischen Zeichen und welche konzeptuellen Modelle formen graphische Lesarten  – und welches Wissen generieren sie? Wenn der »Zustand eines guten Lebens für Viele ein gänzlich nicht-narratives Unterfangen ist« (Strawson), können wir dann das gute Betrachtens eines Comics im Sinne nicht-narrativer Formfindung verstehen?

Abschließend möchten wir auch nach den Konsequenzen fragen, die der Fokus auf das Nicht-Narrative des Comics mit sich bringt. Anstatt einfach nur die Abwesenheit von Erzählung zu postulieren, sollten die Beiträge die Anwesenheit von Besonderheiten des Comics abseits der Sequenz betonen: so können die Materialität des Comics, Farben, Linien, Soundeffekte, Symbole, Design, Diagrammatik, Performativität, Gesten, das Einzelpanel und die Simultanität der Zeichen in den Vordergrund rücken, sobald wir die Frage ›Was passiert als nächstes?‹ hinter uns lassen. Wir freuen uns über Beiträge, die Comics abseits narrativer Vorgaben denken und die Formen und Funktionen einer neuen, abstrakten Welt ausloten.

Bitte senden Sie Ihr Abstract zum offenen Themenbereich oder zum Schwerpunkt (max. 3000 Zeichen inkl. Leerzeichen) sowie eine kurze bio-bibliographische Angabe bis zum 22. November 2020 an: closure@email.uni-kiel.de. Die fertigen Beiträge (35.000-50.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) werden bis zum 01. März 2021 erwartet. Weitere Informationen zum e-Journal CLOSURE sowie die bisherigen Ausgaben finden Sie unter: www.closure.uni-kiel.de.

Mögliche Themen sind unter anderem:

  • Comics als nicht-narratives Medium
  • Verortung von ›Non-Narrative‹: formales Angebot, Lesestrategie, oder Genre?
  • Comics und Neuer Formalismus
  • Formfindung abseits von Narrativität
  • »Müssen wir auf die Erzählung verzichten?« (Groensteen)
  • Gegen die graphic ›novel‹: weg von Plot und Handlung
  • Unterbrechungen: antinarrative Tendenzen »eingefaltet in das Narrativ« (Baetens)
  • Anstelle vom Essentalismus des Narrativs: Performativität von Panelübergängen
  • Widerstand des Comics: gegen Repräsentation and narrative closure
  • Betonung der Materialität des Comics
  • Funktionale Kommunikation: Zeichen, Diagramme und Visualisierungen am Rande des Comics
  • nicht-narrative Kanonbildung (Lewis Trondheim, Chris Ware, Martin Vaughn-James, Amanda Vahamaki)
Source of description: Information from the provider

Fields of research

Media studies, Literature and other forms of art, Literature and cultural studies, Literature and visual studies, Literature and media studies, Comic

Links

Superordinate links

Contact

Institutions

Closure. Kieler e-journal für Comicforschung
Submitted by: Kerstin Howaldt
Date of publication: 21.09.2020
Last edited: 21.09.2020