Veröffentlichen unter Aufsicht. Vigilante Akteure des deutschsprachigen Literaturmarkts 1819-1848, München
Veröffentlichen unter Aufsicht
Vigilante Akteure des deutschsprachigen Literaturmarkts 1819–1848
(Workshop des SFB-Teilprojekts A09 des SFB "Vigilanzkulturen" in Kooperation mit dem Zentrum für Buchwissenschaft München)
Verlage waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ‚Architekten‘ der öffentlichen Sphäre. Durch die Verbreitung von Druckerzeugnissen trieben sie die Herausbildung einer vielfältigen Lesekultur voran und beteiligten sich damit maßgeblich an der öffentlichen Meinungsbildung. In dieser Funktion konnten sie die Interessen der spätabsolutistischen Herrschaftsinstanzen, systemkritisches Gedankengut durch einen institutionalisierten Zensurapparat zu kontrollieren, sowohl unterminieren als auch stabilisieren. Das Taktieren unter den Bedingungen der restriktiven Literaturpolitik der Zeit forderte von Verlegern und ihren Redaktionen ein hohes Maß an Wachsamkeit. Sie rechneten mit dem prüfenden Blick der Zensurbehörden, observierten aber auch ihrerseits das Aufmerksamkeitsverhalten staatlicher Kontrollinstanzen. Beobachtet wurde ihre Arbeit allerdings auch von anderen wachsamen Akteuren des Literaturmarkts, etwa von konkurrierenden Verlagshäusern, von Buchhändlern, von Autoren und einem in verschiedene Gruppen diversifizierten Publikum. Vice versa behielten Verleger die vigilanten Beobachtungsformen der am literarischen Produktions-, Distributions- und Rezeptionsprozess Beteiligten wachsam im Blick. Im Kontext der restriktiven Literaturpolitik der Jahre 1819–1848 wähnten sich die Akteure des deutschsprachigen Literaturmarkts folglich in potenzierter Weise ‚unter Aufsicht‘.
An dieser Beobachtung setzt der vom SFB-Teilprojekt A09 des SFB „Vigilanzkulturen“ gemeinsam mit dem Zentrum für Buchwissenschaft organisierte Workshop an und widmet sich den Praktiken und Effekten wachsamer Verlagsarbeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Akteure und Akteursgruppen des einflussreichen Cotta-Verlags gelegt werden, die sich im Kontext kollaborativer Settings am Publikations- und Distributionsprozess literarischer Erzeugnisse mit vigilanten Rezeptionsformen beteiligten.
PROGRAMM
Donnerstag, 9. Januar 2025, LMU Hauptgebäude Geschwister-Scholl-Platz 1, Raum E 216
18:15 James Brophy: Oppositionelle Öffentlichkeit im Aufbruch: Deutsche Verleger und
politische Kommunikation 1800–1870
(Moderation: Christine Haug)
Freitag, 10. Januar 2025, IBZ München, Amalienstraße 38
10:15 Kristina Mateescu (München): Begrüßung und Eröffnung des Workshops
10:30 Moritz Strohschneider (München): Hermann Hauff als vigilanter Redakteur des Morgenblatts für gebildete Stände/Leser
(Moderation: Kristina Mateescu)
11:15 Kaffeepause
11:30 Charlotte Krick (München): Zwischen Kontrolle und Kooperation. Die Zusammenarbeit des AZ-Redakteurs Karl Joseph Stegmanns mit den Zensurbehörden
(Moderation: Erika Thomalla)
12:15 Mittagessen am IBZ
13:00 Demian Berger (Zürich): Zur Polemologie der Zensur im Vormärz. Am Beispiel von Karl Gutzkows Roman Maha Guru und dessen Briefkorrespondenz mit dem Cotta-Verlag
(Moderation: Tilman Venzl)
13:45 Astrid Dröse (Tübingen): Cottas Journalpoetik
(Moderation: Carlos Spoerhase)
14:30 Kaffeepause
14:45 Enno Stahl (Düsseldorf): Zensoren und Ministerialbeamte als wachsame Leser Heinrich Heines
(Moderation: Charlotte Krick)
15:30 Daniel Syrovy (Wien): Anspielung oder Paranoia? Ein Zensurfall aus Mailand, 1833.
(Moderation: Christine Haug)
Contact Information
https://www.sfb1369.uni-muenchen.de/forschung/teilprojekte/projektbereich_a/teilprojekt-a09/index.html
Contact Email
Kristina.Mateescu@lmu.de
URL
https://www.sfb1369.uni-muenchen.de/veranstaltungen/aktuell/workshop-a09-jan-25…
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