(Un)Vereintes Europa? Grenzen und Grenzüberschreitungen in der deutschen und österreichischen Literatur nach 2000, Prag
Themen wie die (De)Konstruktion von europäischen Außengrenzen und die (Nicht)Existenz der Binnengrenzen innerhalb der EU, die Frage nach dem Vereinenden und Trennenden nicht nur im Hinblick auf die verschwundene bzw. immer noch präsente Ost-West-Grenze mehr als 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, sondern auch nach dem eurozentrisch geprägten Blick auf den ‚Osten‘ und ‚Süden‘, der sich u.a. in unzureichender Hilfe der EU während der Flüchtlingskrise deutlich widerspiegelt – das alles sind Themen, die heutzutage aktueller sind, als je zuvor, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit dem an der unmittelbaren EU-Grenze stattfindenden Ukraine-Krieg. Eine entsprechende Diskussion dieser Themen in der tschechischen Gesellschaft, sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in der Literatur, Drama und Theater, findet bisher nicht statt. Aus diesem Grund will diese Tagung das Thema der Grenze und Grenzüberschreitung als literarisches Thema, Motiv, Erzählstrategie oder auch Theater- und Performance-Dramaturgie fokussieren und am Beispiel der Prosawerke und Theaterstücke nach 2000 einer kritischen Reflexion unterziehen.
Die Tagung wird am 25. 11. 2023 mit einer Lesung von Kathrin Röggla abgeschlossen.
Mittwoch 22. 11. 2023
18:00 Eröffnung und Grußworte
18:30 Plenarvorträge (Moderation: Renata Cornejo)
- Jürgen Eder (Budweis): Das Thema Grenze(n) in neueren historisch-politischen Büchern über Europa
- Manfred Weinberg (Prag): Vom ‚Eisernen Vorhang‘ zum ‚Westsplaining‘. Alte und neue Grenzen
Donnerstag 23. 11. 2023
9:00 – 10:30 / 30 Jahre nach Mauerfall – Bruchlinien entlang des Eisernen Vorhangs
Moderation: Monika Wolting
- Ievgeniia Voloshchuk (Frankfurt/Oder): Grenzen Europas im Sammelband „Über die Dummheit der Stunde“ von Olga Martynova
- Martina Trombiková (Brünn): Zu Grenzüberschreitungen am Beispiel des Romans „Mädchen an der Grenze“ (2017) von Thomas Sautner
- Jana Wild (Bratislava): Davor und danach. Um und in uns. (Das Stück von Viliam Klimáček LIBERTÉ – EGALITÉ – ELECTRICITÉ (2017)
11:00 – 12:00 / 30 Jahre nach Mauerfall – Konstruktion und Dekonstruktion von Grenzen
Moderation: Vesna Kondrič Horvat
- Dana Pfeiferová (Pilsen): Vom Fall des Eisernen Vorhangs zur Festung Österreich. Zur neueren Prosa Elisabeth Reicharts
- Gabriella Pelloni (Verona): Konstruktion und Dekonstruktion der ‚Grenze‘ in ausgewählten Werken von Emine Sevgi Özdamar
14:00 – 15:30 / Mitteleuropäische Grenzgänge
Moderation: Renata Cornejo
- Stephan Wolting (Posen): „Die Schlacht von Königsgrätz ist unser Untergang (…)“ – Über-Fahrten als literarische Entgrenzungen in Jaroslav Rudišs Roman „Winterbergs letzte Reise“
- Jindra Dubová (Hradec Králové): Geografische und surrealistische Grenzüberschreitungen am Beispiel ausgewählter Texte von Bernhard Setzwein
- Julie Adam (Ústí nad Labem): Grenzüberschreitung als poetologisches Konzept bei Michael Stavarič und Jaroslav Rudiš: Zwei Autoren, die (keine) Grenzen kennen
16:00 – 17:00 / Grenzüberschreitungen – vom Biographischen zum Ästhetischen
Moderation: Hans-Christian Trepte
- Eva Hausbacher (Graz): Grenzgänge in der deutschsprachigen Literatur osteuropäischer Herkunft
- Iris Hermann (Bamberg): Natascha Wodins Romane „Sie kam aus Mariupol“ und „Nastjas Tränen“
Freitag 24. 11. 2023
9:00 – 10:30 / Flucht und Aufbruch nach Europa als Teil des Grenzdiskurses
Moderation: Neva Šlibar
- Monika Wolting (Breslau): Grenzen – Zäune, Mauern, Flüsse – Hindernisse der Fluchtbewegungen
- Ilse Nagelschmidt (Leipzig): Erfahrene doppelte Grenzziehungen (Jenny Erpenbeck)
- Brigitte Marschall (Wien): Schiffe überqueren die Grenzen der Meere: Vom Überlebenskampf in die Ästhetik
11:00 – 12:00 / Flucht und Aufbruch nach Europa als Thema bei Jelinek
Moderation: Zuzana Augustová
- Jana Hrdličková (Ústí nad Labem): „Aber das gemeinsame Problem ist die Grenze“: „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek
- Christian Schenkermayr (Wien): „Europas Wehr?“ – Überschreitung und Dekonstruktion von Grenzen in Elfriede Jelineks Addenda-Texten zu „Die Schutzbefohlenen“
14:00 – 15:00 / Grenzüberschreitung und deutsch-tschechischer Transfer im Theater
Moderation: Iva Mikulová
- Libuše Černá (Bremen): Herausforderungen bei der Präsentation tschechischer Theaterproduktionen in Deutschland
- Zuzana Augustová (Prag): Zeitgenössische tschechische Dramatik in Berlin
15:00 Spaziergang auf Kafkas Spuren, kommentierte Führung mit Dr. Štěpán Zbytovský (Karls-Universität Prag)
Samstag 25. 11. 2023
9:00 – 10:30 / Grenzüberschreitungen als Schreibstrategien
Moderation: Ilse Nagelschmidt
- Neva Šlibar (Ljubljana): Die Du-Erzählform als literarisches Grenzüberschreitungs- und Schwellenphänomen, anhand aktueller deutschsprachiger Literatur
- Natalie Moser (Potsdam): Variationen einer Grenzüberschreitung in Antje Rávik Strubels „Blaue Frau“
- Arkadiusz Żychliński (Posen): Jenseits des Erwartbaren. Poetologische Grenzgänge von Clemens J. Setz
11:00 – 12:00 / Grenzüberschreitungen und Kulturtransfer in der Theaterpraxis
Moderation: Libuše Černá
- Tomáš Kubart (Prag): Aktionstheater Ensemble und Überschreitungen der ethnischen Grenzen
- Iva Mikulová (Brünn): Kulturtransfers am Beispiel der Inszenierung von „König Ottokars Glück und Ende“ von Dušan D. Pařízek auf der Bühne des Wiener Volkstheaters
14:00 – 15:30 / Konfigurationen der Grenze und europäischer Identitäten
Moderation: Dana Pfeiferová
- Vesna Kondrič Horvat (Maribor): Grenzüberschreitung von jedweden Grenzen in Texten von Ilija Trojanow
- Hans-Christian Trepte (Leipzig): Grenze als Heimat? Grenzen und Grenzüberschreitung in Natascha Wodins Roman „Nachtgeschwister“(2018)
- Carme Bescansa (Vitoria-Gasteiz): Europa als ‚das Zuhören‘. Konfigurationen der Grenze bei Kathrin Röggla
17:00 Autorenlesung mit Kathrin Röggla, Moderation: Zuzana Augustová
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Veranstalter: Institut für Tschechische Literatur, Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag (ÚČL AV ČR) und Institut für Germanistik, Philosophische Fakultät der J. E. Purkyně-Universität in Ústí nad Labem (KGER FF UJEP) in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum Prag
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renata.cornejo@yahoo.de
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