Vortragsreihen

Szenen der Kritik: Zwischen postkolonialer, medienästhetischer und politischer Philosophie

Beginn
03.06.2021
Ende
15.07.2021

Links finden sich unten (Zugang ab 18:00 Uhr).

 

Do, 03.06.2021, 18:15 Uhr, Online-Vortrag

Erich Hörl (Leuphana Universität, Lüneburg)

Im Epochenlosen. Bernard Stieglers Denken des Entropozäns

Der Vortrag skizziert und kontextualisiert Bernard Stieglers Überlegungen zu einem Denken der Suspension. Dabei wird zum einen der Begriff der »doppelten epochalen Verdoppelung« herausgearbeitet, den Stiegler im Rahmen seiner Technophänomenologie der Disorientierung als weitreichende Neufassung des Problems des Epochenwandels entwirft. Auf dieser Grundlage werden zum anderen seine Überlegungen zum Sein-in-der-Disruption präsentiert, wie es unsere Gegenwart – die Zeit des Entropozäns als letztes Stadium des Anthropozäns – als eine Un-Zeit der Abwesenheit von Epoche charakterisiert. Es ist diese Kondition des Epochenlosen, schwierige Konstellation eines umfassenden Abwesens, die uns heute zum Denken zwingt und die Aufgabe des Denkens als sorgend-sorgsames Denken herausstellt, dabei die Frage des Denkens in aller Radikalität als Sorge reartikuliert.

 

Erich Hörl ist Professor für Medienkultur und Medienphilosophie am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien der Leuphana Universität, Lüneburg. Er arbeitet an einer Theorie der allgemeinen Ökologie und der Environmentalität, einer Kritik der Kybernetisierung aller Existenzformen sowie einer Faszinationsgeschichte der Nicht-Modernität. Zu seinen neueren Publikationen zählen Critique and the Digital (hg. mit N.Y. Pinkrah u.a., 2021), Sacred Channels: On the Archaic Illusion of Communication, mit einem Vorwort von J.-L. Nancy (2018) sowie General Ecology. The New Ecological Paradigm (Hg.; 2017).

 

https://europa-uni-de.zoom.us/j/82030944442?pwd=Zm5Ic1NISncwUlZVZWhxQVE0dC8vdz09

Meeting-ID: 820 3094 4442

Kenncode: 111312

  

Mi, 30.06.202, 18:15 Uhr, Online-Vortrag

Andrea Gremels (Goethe-Universität, Frankfurt/M.)

Der afrokaribische Surrealismus von Aimé und Suzanne Césaire

In den 1930er und 40er Jahren stößt der Surrealismus bei afrokaribischen Intellektuellen und Schriftsteller*innen auf große Resonanz. Ausgehend von Aimé und Suzanne Césaire untersucht der Vortrag, wie sich auf Martinique die surrealistische Forderung nach der Entfesselung unbewusster Kräfte mit einer radikal antikolonialen Kritik verbindet. So manifestiert der lyrische Gründungstext der Négritude, Cahier d’un retour au pays natal (1939), wie Aimé Césaire den Surrealismus für die Bearbeitung des kollektiven Traumas der Sklaverei produktiv macht. Im Umfeld der antifaschistischen Zeitschrift Tropiques (1941-45) sieht auch Suzanne Césaire in den surrealistischen Forderungen die Möglichkeit zur sozialen Befreiung von der kolonialen Last der Unterdrückung und Selbstverneinung. Im Gegensatz zu Aimé Césaire setzt sie sich nicht nur für die Anerkennung des verdrängten, afrikanischen Erbes der Karibik ein, sondern auch für deren transkulturelle Verfasstheit, wie sie aus der Geschichte der Sklaverei hervorgegangen ist. Inwiefern werden Aimé und Suzanne Césaires Texte zu Ereignissen einer antikolonialen Kritik, die erst mithilfe der Aktivierung des Unbewussten zur Sprache gebracht werden können?

 

Andrea Gremels ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität, Frankfurt/M. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Kulturen und Literaturen Lateinamerikas (Karibik), Avantgarde- und Surrealismus-Forschung, postkoloniale Literaturtheorie sowie inter- und transmediale Verfahren. Zu ihren Publikationen zählen u.a. Violencia e infancias en el cine latinoamericano (hg. mit S. Sosenski, 2019) Kubanische Gegenwartsliteratur in Paris zwischen Exil und Transkulturalität (2014). Ihr Habilitationsprojekt Kosmovisionen und Weltkünste: Der transversale Surrealismus untersucht transnationale Netzwerke des Surrealismus zwischen Afrika, Europa und Lateinamerika.

 

https://europa-uni-de.zoom.us/j/85833778174?pwd=UXl0YVluUlB5NVFlajRyYVBacGVUdz09

Meeting-ID: 858 3377 8174

Kenncode: 555589

  

Do, 15.07.2021, 18:15 Uhr, Online-Vortrag

Iris Därmann (Humboldt-Universität, Berlin)

Fluchtlinien. Britische Sklavenschiffe als Gewalt- und Widerstandsräume

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen Widerstandspraktiken des Sich-Undienlich-Machens versklavter Afrikanerinnen und Afrikaner auf britischen Sklavenschiffen. Konzeptionell möchte der Vortrag dafür plädieren, Gewalt- und Widerstandsforschung miteinander zu verknüpfen und zugleich ein flaches, niedrigschwelliges Verständnis von widerständigen Praktiken und passivierenden body politics zu entwickeln, die nicht am wirksamen Erfolg, sondern nur daran gemessen werden können, dass sie sich überhaupt ereignet haben.

 

Iris Därmann ist Professorin für Kulturtheorie und Kulturwissenschaftliche Ästhetik am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Bildpraktiken und Bildtheorien, der Ökonomien des Gabentausches, der politischen Zoologie und der Philosophie im kolonialen Kontext. Zu ihren neueren Veröffentlichungen gehören Widerstände. Gewaltenteilung in statu nascendi (2021), Undienlichkeit. Gewaltgeschichte und politische Philosophie (2020) sowie Andere Ökologien. Transformationen von Mensch und Tier (hg. mit S. Zandt, 2017).

 

https://europa-uni-de.zoom.us/j/88962342167?pwd=S3psUjUyK0gzZ2FYa1VsWWRZNFY1Zz09

Meeting-ID: 889 6234 2167

Kenncode: 903296

  

Organisiert von Andrea Allerkamp und Katja Diefenbach | Westeuropäische Literaturen und Kulturphilosophie/ Philosophie der Kulturen | Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) | Kulturwissenschaftliche Fakultät

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Ibero-Amerikanische Literatur (einschl. Karibik), Französische Literatur, Literatur aus Afrika südlich der Sahara, Empirische Ästhetik, Postkoloniale Literaturtheorie, Literatur und Philosophie

Links

Ansprechpartner

Andrea Allerkamp
Katja Diefenbach

Einrichtungen

Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Kulturwissenschaftliche Fakultät

Adressen

Frankfurt Oder
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 28.05.2021
Letzte Änderung: 28.05.2021