Konferenzen, Tagungen

Schwarze deutsche Literatur und ihre Vermittlung. Ästhetik, Politik, Kanonkritik | Online

Beginn
24.06.2024
Ende
24.06.2024

Schwarze deutsche Literatur und ihre Vermittlung. Ästhetik, Politik, Kanonkritik

Online-Workshop (Zoom)

Montag, 24.6.2024, 10-17 Uhr

Organisation: PD Dr. Lily Tonger-Erk, Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit Prof. Dr. Franziska Bergmann, FAU Erlangen-Nürnberg 

In den letzten Jahren hat sich die Präsenz deutschsprachiger Gegenwartsliteratur von Schwarzen Autor*innen im literarischen Feld deutlich verstärkt: Romane wie Olivia Wenzels 1000 Serpentinen Angst oder Sharon Dodua Otoos Adas Raum sind in den Fokus der literarischen Diskussion gerückt. Auszeichnungen wie der Ingeborg-Bachmann-Preis für Otoo oder der Friedenspreis des Buchhandels für Tsitsi Dangarembga sorgen für mehr Aufmerksamkeit. Festivals wie „Resonanzen – Schwarzes Internationales Literaturfestival“, das 2024 bereits zum dritten Mal Teil der Ruhrfestspiele Recklinghausen war, machen die Vielfältigkeit Schwarzer Perspektiven und Poetiken sichtbar. Und an US-amerikanischen wie deutschen Universitäten etablieren sich die Black German Studies zunehmend als transdisziplinäres Forschungsfeld, das die langjährige afrodiasporische Präsenz in Deutschland erschließt und ihre Literaturtraditionen bzw. ästhetischen „Interventionen“ erforscht. 

Die Forderung, im Literaturbetrieb nicht-weiße Autor*innen und Positionen vermehrt zu sehen und sichtbarer zu machen, ist die Antwort auf eine langwährende Praxis gesellschaftlicher Marginalisierung, die sich auch in vermeintlich objektiven Kriterien literarischer Valorisierung niederschlug. Die Black-Lives-Matter-Proteste im Jahr 2020 haben ein Bewusstsein für institutionellen Rassismus in Deutschland in breitere Bevölkerungsschichten getragen und zum Nachdenken darüber angeregt, wie der deutsche Literatur- und Theaterbetrieb sein Weißsein reflektieren und fehlender Diversität begegnen kann. Und dennoch bleibt viel zu tun, wie Sharon Dodua Otoo 2022 feststellt. Weil es noch „nicht genug Schwarze Autor_innen gibt, die in großen Verlagen veröffentlicht werden, die rezensiert werden, die zu Lesungen und Literaturveranstaltungen eingeladen werden, die Literaturpreise erhalten“[1], müsse eine politisch-aktivistische Dimension die ästhetische ergänzen. 

Der Workshop erkundet das dynamische Feld der Literaturvermittlung in Bezug auf Schwarze deutsche Literatur: Welche Rolle spielen identitätspolitische Kriterien in Bezug auf die Vermittlung von Literatur? Inwiefern öffnen sich deutsche Verlage zunehmend für marginalisierte Stimmen? Welche politischen Ziele sind mit einer dezidiert antirassistischen Verlagsarbeit verbunden? Welche Erfahrungen, Perspektiven und ästhetische Positionen gilt es sichtbarer zu machen? Nach welchen Kriterien werden Festivals wie „Resonanzen“ oder die „Popup-Werkstatt Schwarze deutsche literarische Perspektiven“ kuratiert? Wie verändert sich die Selbstwahrnehmung in der neueren Schwarzen deutschen Literatur? Und was muss noch getan werden, damit marginalisiertes Wissen „seinen Weg von exklusiven Safer Spaces in Räume und Formate der Gesamtgesellschaft“[2] findet? 

Der Online-Workshop findet im Rahmen eines transregionalen Lehrprojekts an der Universität Duisburg-Essen sowie der FAU Erlangen-Nürnberg statt. Interessierte Gäste sind willkommen. Sie erhalten gerne den Link nach Ihrer Anmeldung (bitte mit Klarnamen und Institution) unter literaturvermittlung@gmail.com

 

Programm

24.6.2024

10.00 Uhr

Lily Tonger-Erk und Franziska Bergmann: Begrüßung

10-12 Uhr

Tatjana Niederberghaus (Verlegerin Unrast Verlag und Projektleiterin „Resonanzen – Schwarzes Internationales Literaturfestival/Ruhrfestspiele Recklinghausen“): Antirassistische Verlagsarbeit. Politische Ziele und praktische Strategien

13-15 Uhr 

Yeama Bangali (Literaturwissenschaftlerin und Kuratorin der „Popup-Werkstatt Schwarze deutsche literarische Perspektiven“): 

(Un)sichtbare Literaturtraditionen? Schwarze Ästhetiken in der deutschsprachigen Literatur und die Bedeutung von Literaturfestivals

15-17 Uhr 

Melanelle B. C. Hémêfa (Performing Poetess, Autorin und Consultant für DEI & Empowerment):

„O le gbo gnea“. Lesung und Diskussion

 

[1] Sharon Dodua Otoo, Jeannette Oholi (Hg.): Resonanzen. Schwarzes Literaturfestival. Ruhrfestspiele Recklinghausen, 19.-21. Mai 2022. Eine Dokumentation. Leipzig 2022, S. 18.

[2] Noah Anderson, Kevin Junk (Hg.): Parabolis Virtualis 3: Neue, queere Lyrik. Berlin 2023, S. 92.

Contact Information

PD Dr. Lily Tonger-Erk
Universität Duisburg-Essen
 

Contact Email

lily.tongererk@uni-due.de

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literaturgeschichtsschreibung (Geschichte; Theorie), Postkoloniale Literaturtheorie, Literatur und Soziologie, Literatur und Verlagswesen/Buchhandel, Ästhetik

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Ansprechpartner

Datum der Veröffentlichung: 10.06.2024
Letzte Änderung: 10.06.2024