Workshops, Seminare

Künste – Agonismus – Konvivialität: Analysen im Anschluss an Marcel Mauss

Beginn
13.10.2022
Ende
15.10.2022

Workshop, 13.–15.10.2022, Universität Bonn

Organisation: Prof. Dr. Sabine Mainberger, Prof. Dr. Christian Moser

Der Essai sur le don. Forme et raison de l’échange dans les sociétés archaïques (Die Gabe. Form undFunktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften) des französischen Ethnologen und SoziologenMarcel Mauss synthetisiert eine Fülle verschiedener Forschungen. Der Text von 1923/24 ist dicht, hochkomplex und widersprüchlich. Nicht zuletzt verbinden sich darin zwei nicht leicht zu vereinbarende Perspektiven: eine des Studiums im weitesten Sinn ‚vormoderner‘, Gesellschaften und eine der Analyse zeitgenössischer Verhältnisse.

Die in den Blick genommenen Gaben zeichnen Begegnungen aus und sorgen für soziale Bindungen, seien es die zwischen Gruppen, den Mitgliedern eines Kollektivs oder Einzelnen. Sie befrieden und schaffen Allianzen, sie ermöglichen und bekräftigen Konvivialität. Gleichwohl können sie aber auch Ausdruck und Quelle von Agonismen, Rivalität oder Gegnerschaft sein. Unter bestimmten Bedingungen sind sie feindselige Handlungen oder sogar ein Modus kriegerischer Auseinandersetzung. Sie schließen Streit also mitnichten aus. Zumindest im Mauss’schen Sinn sind Gaben zutiefst ambivalent.

Der Workshop möchte dem Konnex von Gaben, Agonismus, Konvivialität, Künsten und Macht nachgehen und damit – nach einer Konjunktur gabentheoretischer Überlegungen in den 1990er Jahren – die Diskussion um Gabenkonzepte und -praktiken noch einmal aufnehmen und um alternative Lesarten des Textes ergänzen. In den Fokus rücken sollen nach Möglichkeit jüngere oder in Deutschland wenig rezipierte Ansätze wie etwa die von Annette Weiner, Marcel Hénaff, Alain Caillé und den Autor*innen von MAUSS (mouvement anti-utilitariste dans les sciences sociales) oder Serge Tcherkézoff. Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaften können von diesen Arbeiten ebenso profitieren wie von den philosophischen, anthropologischen, soziologischen und nicht zuletzt von den wissenschaftsgeschichtlichen Studien zu Mauss und seinem Umfeld.

Vorträge zu einzelnen Gabenszenen und/oder Theoretisierungen der Gabe unter verschiedenen Vorzeichen sollen dabei etwas von dem großen Themenspektrum deutlich machen. Die Referent*innen kommen aus Alter Geschichte, Philosophie, Klassischen Philologien, Musikwissenschaft und modernen Literatur- und Kulturwissenschaften.

   

Programm:

Donnerstag, 13.10.2022

15.30–16.00 Uhr: Einführung

1)     16.00–17.00 Uhr: Marco Brusotti: „A rage for display.“ Zur agonalen Ästhetik der Gabe bei René Maunier

2)     17.15–18.15 Uhr: Beate Wagner-Hasel: Medeas Kleidergabe. Zur Kunst des richtigen Gebens in der griechischen Mythologie

3)     20.15–21.15 Uhr: Andreas Pfersmann: Vahine und fa’a’amu. Mythos Tahiti und Problematik der Gabe (via Zoom)

Freitag, 14.10.2022

1)     9.30–10.30 Uhr: Kathrin Chlench-Priber: Gast und Gastmahl in der eddischen Dichtung

2)     10.45–11.45 Uhr: Katharina Hottmann: ,Komponierte Konvivialität‘ – Beobachtungen an Trinkliedern der Frühen Neuzeit

3)     12.15–13.15 Uhr: Sean Lawrence: „Sharper than a Serpent’s Tooth“: Grace and Ingrates in Shakespeare

4)     14.45–15.45 Uhr: Julia Soytek: Kleine Gemeinheiten für die Gemeinschaft. Romantischer Gabentausch

5)     16.00–17.00 Uhr: Philip Binder: Die Tücken der Reziprozität. Gabebeziehungen bei Henry James

6)     17.30–18.30 Uhr: Christian Moser: (Dis-)Grace, Giving and (Post-)Colonial Sociality in the Work of J.M. Coetzee

Samstag, 15.10.2022

1)      9.30–10.30 Uhr: Pietro Li Causi: Contentio honestissima: Socrates and Aeschines in Seneca’s On Benefits I, 8

2)     10.45–11.45 Uhr: Martin Stöckinger: Geschichte als Gabe? Zum Sitz im Leben römischer Historiographie

3)     12.15–13.15 Uhr: Sabine Mainberger: Kunst, Macht, Agonismus. Auf der Suche nach einer Gabentheorie der Kunst

Schlussdiskussion

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur und andere Künste, Literatur und Soziologie, Literatur und Recht, Literatur und Anthropologie/Ethnologie

Ansprechpartner

Einrichtungen

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft/Komparatistik
Beitrag von: Christian Moser
Datum der Veröffentlichung: 04.10.2022
Letzte Änderung: 04.10.2022