Konferenzen, Tagungen

Jahrestagung des Arbeitskreises "Politische Ästhetiken" am Literaturforum im Brecht-Haus (Berlin, 22.-23.05.2025)

Beginn
22.05.2025
Ende
23.05.2025

Jahrestreffen Arbeitskreis Politische Ästhetiken

Die diesjährige Jahrestagung des Arbeitskreises »Politische Ästhetiken« im Literaturforum im Brecht-Haus bringt Forschende des Arbeitskreises und Gäst*innen zusammen, um aktuelle Fragen zur politischen Dimension von Ästhetik zu diskutieren. Im Fokus stehen dabei verschiedene Perspektiven auf die Materialität, Sichtbarkeit und transformative Kraft ästhetischer Praktiken in literarischen, performativen und künstlerischen Kontexten.

Organisiert von Dîlan Canan Çakir, (Freie Universität Berlin, EXC 2020 "Temporal Communities") Charlotte Rathjen (Universität Leipzig) und dem Literaturforum im Brecht-Haus. Mit Unterstützung von Florian Kappeler und Jeannie Moser.

In Kooperation mit dem Exzellenzcluster 2020 »Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective« an der Freien Universität Berlin (https://www.temporal-communities.de/events/2025/konferenz-politische-aesthetiken.html)

Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus 
Einlass: 22.05.2025, ab 19:00 Uhr
Einlass: 23.05.2025, ab 9:30 Uhr

Ticket: Eintritt frei!

Link zum Programm:https://lfbrecht.de/event/jahrestreffen-arbeitskreis-politische-aesthetiken/
Mehr zum Arbeitskreis:https://lfbrecht.de/projekte/arbeitskreis-politische-aesthetiken/ 

Progamm und Abstracts

Donnerstag, 22.05.2025, 19:30 Uhr

  • »Fackel oder Das Feuer In Uns« und »Das brennende Streichholz«

Die Lecture Performance »Fackel oder Das Feuer In Uns« von Benjamin Jakob Enders und Leonard Schmidt-Dominé beschäftigt sich mit Fackeln und wie sie korrekt einzusetzen sind. Zu Beginn der Menschheitsgeschichte hauptsächlich als Lichtquelle verwendet, erlebte die Fackel im Laufe der Zeit einen tiefgreifenden Bedeutungswandel: vom vermeintlich reinen Gebrauchsgegenstand hin zum ästhetischen Mittel. Eine verwandte Form zur Fackel bildet das Streichholz: Die Verlegerin Chrizzi Heinen (Vakant Verlag) stellt den Essay »Das brennende Streichholz« von Luise Maloneau vor – eine poetische Erkundung psychologischer Entscheidungsfindung und wirtschaftlicher Zusammenhänge rund um die Methode »TBM«. Im Anschluss folgt ein Künstler*innengespräch mit den Beteiligten. Mit Benjamin Jakob Enders, Leonard Schmidt-Dominé, Chrizzi Heinen und Florian Kappeler (Moderation)

Freitag, 23.05.2025

10:00
Begrüßung und Einführung
mit Charlotte Rathjen, Dîlan Canan Çakir und Christian Hippe
 

10:15
Panel I: Aktivismus und Widerstandsformen

  • Interruption und Widerstand: Formen der Verlangsamung in der ökologischen Krise

In diesem Panel wird ‘Verlangsamung’ als eine Form der Interruption vorgestellt, die in der ökologischen Krise eine transformative Wirkung auf kapitalistische und koloniale Narrative haben kann. Etablierte Zeitverständnisse, (Un-)Sichtbarkeiten und dominierende Krisendiskurse werden durch (ästhetische und narrative) Praktiken des ‘Langsamer-Werdens’ — darunter verstehen wir bspw. Modi wie Ennui, Überdruss und Trauer — unterbrochen. Solche Formen der Langsamkeit betrachten wir als Möglichkeit des Widerstands in der ökologischen Krise. Das Panel stellt diese These anhand der beiden literarischen Beispiele Phytopia Plus (Zara Zerbe) und Die Spur des Anderen (Patrick Chamoiseau) vor. Schließlich wollen wir mit dem Politikwissenschaftler und ‘Kairologen’ Alexander Neupert-Doppler zum Thema ‘Unterbrechung’ von Krisennarrativen ins Gespräch kommen. Mit  Alexander Neupert-Doppler, Lisa Brunke, Katharina Kalthoff, Magdalena Siebert. Graphic Recording Krishan Rajapakshe

  • Aktivistische Aktionen von Autor*innen

Die Podiumsdiskussion untersucht die vielfältigen Formen aktivistischer Aktionen von Autor*innen, die sich mit ihren Interventionen in politische und gesellschaftliche Prozesse eingebracht haben. Anhand ausgewählter Beispiele wie Fasia Jansen, Kate Millett und literarischer Bündnisse und Kollektive wird diskutiert, wie literarische, performative und andere künstlerische Strategien als Mittel des Widerstands genutzt wurden – von Protestreden und Streikbeteiligungen bis hin zu  künstlerischen Aktionen im öffentlichen Raum. Mit Iuditha Balint, Ela Gezen, Nacim Ghanbari, Tara Talwar Windsor. Moderation Dîlan Canan Çakir

14:45 Uhr

  • Materialitäten und Sichtbarkeiten proletarischer Ästhetiken

Das Verfassen, Veröffentlichen und Verwalten politisch wie auch ästhetisch wirksamer Texte - im weiteren Sinne Literatur, Theater/Tanz oder Liedgut gleichermaßen betreffend -  ist geprägt von materieller Erfahrung und Bedingtheit. Seien es die konkreten Schreibsituationen, in denen Schreibgerät auf Material trifft, oder historisch-gesellschaftliche Umstände: Stets sind es materielle Verhältnisse, die die Vollzüge künstlerischen Schaffens ermöglichen, erschweren oder gar verunmöglichen - immer jedoch bedingen. Materialitäten sind es aber auch, die sich in den Formkräften der Kunst ausdrücken und Kunst als eine Wissenschaft des Materials lesbar werden lassen, wie es Lu Märten beschreibt, oder neue künstlerische Formen hervorbringen können, wenn sie zum leitenden Prinzip des künstlerischen Schaffens gemacht werden, wie es Sergej Tretjakov zeigt. Gerade bei ephemeren Formen künstlerischer Produktionen, die auf eine gemeinsame Öffentlichkeit angewiesen sind, berührt die Frage nach dem Verhältnis von proletarischer Literatur und Materialität zudem auch die der Archivierung. In unserem Panel auf der Jahrestagung wollen wir dieses Verhältnis von proletarischen Textquellen und Materialität anhand von exemplarischen Konstellationen sondieren und reflektieren. Um zu dieser Perspektive auf politische Ästhetiken ins Gespräch zu kommen, möchten wir konkrete Materialitäten der Quellen nicht nur vorstellen, sondern auch in Form eines interaktiven Workshops erfahrbar machen.  Mit Annika Hildebrandt, Katharina Kolar, Hennig Podulski, Charlotte Rauth, Andrea Schütte, Mimmi Woisnitza.

16:45 Uhr
Panel II: Ästhetik, Politik und Ausdrucksformen

  • Nach und trotz der Autonomie? Politische Ästhetiken in der Literatur- und Kunstproduktion heute

Ästhetische Autonomie bezeichnet das Verhältnis der modernen Kunst zur Gesellschaft. Sie ist das Charakteristikum, durch das sich das Kunstwerk negativ auf die Gesellschaft bezieht: in Form seiner Zweckfreiheit, Distanznahme, ja geradezu Emanzipation von unmittelbar politischen oder institutionellen Eingriffen. Politische Ästhetiken in der Gegenwart fordern dieses moderne Paradigma scheinbar heraus, indem sie ihre Funktion in der Gesellschaft kritisch reflektieren und zum Anspruch tendieren, unmittelbar politisch wirken zu wollen. Auf dem Panel werden solche Tendenzen in der Kunst und Literatur aus philosophischer und soziologischer Perspektive diskutiert und nach dem Verhältnis von ästhetischer Autonomie und politischer Ästhetik heute gefragt. Mit Anne Eusterschulte, Alexandra Schauer. Moderation Robin Becker, Nursan Celik

18:15 Uhr

  • Ostdeutschland erzählen. Literarisches Quintett

Im Sprechen über das heutige und frühere Ostdeutschland zeichnet sich ein erklärungsbedürftiger Wandel ab. Bisherige Deutungshoheiten werden infrage gestellt, Leerstellen im Wissen sichtbar, differenziertere Lesarten der aktuellen Lage und ihrer Entstehung erschlossen. Die belletristische Literatur zum Thema scheint allerdings die bekannten Wege selten zu verlassen – führen sie doch weiterhin verlässlich wenigstens auf der Longlist der großen Literaturpreise. Das Literarische Quintett schaut sich das Ganze auch jenseits von Kanon und Buchpreisen genauer an: Wer, was und vor allem warum wird so erzählt? In gegenwartsliterarischen Texten zum Osten wird nach den Zusammenhängen von Stasi- und Provinz-Romantik, DDR- und Wende-Ästhetik, ostdeutschem Othering und postsozialistischer Selbstbehauptung gesucht. Mit Jonas Haug, Franziska Haug, Tim Preuß, Charlotte Rathjen, Mareike Gronich

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und andere Künste, Ästhetik

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Literaturforum im Brecht-Haus
Freie Universität Berlin
Exzellenzcluster 2020 "Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective"
Beitrag von: Dîlan Canan Çakir
Datum der Veröffentlichung: 16.04.2025
Letzte Änderung: 16.04.2025