Konferenzen, Tagungen

Generationen- und Familienverhältnisse bei Wilhelm Raabe (Braunschweig)

Beginn
17.09.2022
Ende
18.09.2022

„Wir waren, alt wie jung, eine sauere, griesgrämliche, dunkele, verstaubte, wurmzerfressene Familie“. Generationen- und Familienverhältnisse bei Wilhelm Raabe. Wissenschaftliche Tagung der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.

Obwohl Wilhelm Raabe in seinen Briefen einen ausgeprägten Familiensinn, ein liebevolles Verhältnis zu seinen näheren Verwandten pflegt, sind in seinen Werken hauptsächlich zerfallende oder zerstörte Familien dargestellt. Seine Texte sind bevölkert von Halbwaisen und Waisen; Generationen, Geschwister und Eheleute sind durch Streit entzweit oder aus zahlreichen anderen Gründen einander entfremdet. Gelingende Beziehungen gibt es oftmals nur außerhalb der Familie – in verschiedenen Formen sozialer Elternschaft, in patenschaftlichen, freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Verbindungen. Das ist nicht nur mit Blick auf Raabes Privatverhältnisse auffällig, sondern vor allem auch vor dem Hintergrund der Normen und Werte von 'Bürgerlichkeit', die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weiter verfestigen. Denn für sie spielen (klein-)familiäre Bindungen und Generationenzusammenhänge eine ganz zentrale Rolle, wie nicht nur der große Erfolg populärer Familienzeitschriften a lá Die Gartenlaube zeigt. Die Literatur des 'Realismus' hat offenbar andere Vorstellungen von interpersonalen Beziehungen. Und sie scheint hier einer grundlegenden Skepsis gegenüber biologischer Reproduktion zu folgen, wie sie sich schon in ihren Vorgängerepochen ausgebildet hatte. Zugleich setzt sie sich auch auseinander mit aktuellen zeitgenössischen Diskursen und Problemlagen: mit der Ausweitung der Frauenrechte und dem Aufbegehren gegen die Konvenienzehe etwa, mit Verschiebungen in der Konzeptualisierung des 'Kindes', mit dem Darwinismus und mit einer Vererbungslehre, die tief in die Modellierung von Psychen bzw. Subjekten hineinreicht, mit der Aufwertung der 'Nation' und mit (proto-)soziologischen Gemeinschaftskonzepten etc. Dieses Spannungsfeld will die Tagung ausloten und nach der spezifischen Stellung von Raabes Werken und Briefen im Familiendiskurs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fragen. 

-Ort: Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung‚ TU Braunschweig, Fallersleber-Tor-Wall 23, 38100 Braunschweig

-Tagungsprogramm: 

SAMSTAG (17.9.2022)

14.00: Begrüßung und Eröffnung (Gerd Biegel, Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft)

14.15: Einführung in das Tagungsprogramm (Andreas Blödorn / Madleen Podewski / Lena Wetenkamp)

Moderation: Madleen Podewski 

14.30-15.15: Fatale Familien. Raabe, Stifter und das Schicksal der Genealogie (Alexander Draxl, Princeton / Wien)
        
15.15-16.00: „Nicht totzukriegen!“ Verdauungsprobleme in "Fabian und Sebastian" (Alexander Wagner, Wuppertal)

16.00-16.15 Kaffeepause 

16.15-17.00: „das Kind in der Wiege und die Nation im Todeskampf“ – Familie und Nation im Nachmärz in Wilhelm Raabes "Die Chronik der Sperlingsgasse" (Irene Husser, Münster)

17.00-18.00 Studentinnen und Studenten des Seminars „Literatur regional / intermedial: Wilhelm Raabe“ an der Universität Braunschweig präsentieren ihre Arbeitsergebnisse. Einführung: Verena Ullmann (Wendeburg)

18.00-18.30 Uhr Pause

18.30-19.30 Archivieren und Bibliographieren. Ein Gespräch zur neuen Raabe-Bibliographie mit Katharina Marguc (Münster) und Gerd Biegel (Braunschweig)


SONNTAG (18.9.2022)

Moderation: Lena Wetenkamp

09.00-09.45: Die Dekonstruktion des bürgerlichen Familienideals in Wilhelm Raabes Erzählung "Auf dunkelm Grunde" (Patricia Czezior, München)
 
09.45-10.30: Die ‚gespaltene Ehe‘ als ironische Erzählfigur: Wilhelm Raabes Auseinandersetzung mit dem bürgerlichen Ideal der Mitte (Verena Ullmann, Wendeburg)

10.30-10.45 Uhr: Pause

10.45-11.30: (Un)Sichtbare Gewalt in der Familie (Iulia Katrin Patrut, Flensburg) 

11.30-13.30: Mittagspause

Moderation: Andreas Blödorn

13.30-14.15: Kommunikatives Erinnern in Texten Theodor Storms und Wilhelm Raabes (Matthias Grüne, Wuppertal)

14.15-15.00: Die Wirklichkeit der Auflehnung: Turgenevs "Väter und Söhne" als Metaroman zwischen Realismus und Romantik (Erik Martin, Frankfurt/Oder)

Kontakt: madleen.podewski@fu-berlin.de

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Stoffe, Motive, Thematologie, Literatur des 19. Jahrhunderts
Wilhelm Raabe

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Internationale Raabe-Gesellschaft e.V.
Technische Universität Braunschweig (TUB)

Adressen

Braunschweig
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 09.09.2022
Letzte Änderung: 09.09.2022