Workshops, Seminare

Der volatile Text. Formen, Verfahren und Medien der Unabgeschlossenheit

Beginn
01.07.2021
Ende
02.07.2021

Organisation: Sophie König (FU Berlin) und Alexander Weinstock (Hamburg)

 

Mit dem gedruckten Buch als nach wie vor dominanter Verbreitungsform eines literarischen Textes geht für gewöhnlich auch die Vorstellung seiner Abgeschlossenheit einher. Einmal buchförmig aufbereitet, so die unterschwellige Behauptung, ist der literarische Text stillgelegt, seinen Vorarbeiten ebenso wie möglichen Über- oder Weiterverarbeitungen entrückt. Zwar wurde dieser Umstand mit dem Aufkommen digitaler Formen, Produktions- und Reproduktionsweisen von Literatur zur Disposition gestellt. Allerdings wird das Infragestellen des ‚fertigen‘ Textes in diesem Kontext immer wieder mit einer Entmaterialisierung von Literatur zusammengedacht. Und das, obwohl sich gegenüber der Fiktion textueller Statik eine Reihe von Formen, Verfahren und Medien ausmachen lassen, die nicht nur die Materialität des Textes in je spezifischer Weise hervorheben, sondern ihn auch und gerade deswegen als eine volatile Größe ausweisen. Der literarische als volatiler Text gerät vor diesem Hintergrund nicht hinsichtlich einer Finalität und Konstanz in den Blick, sondern als unbeständiger, veränderlicher und dynamischer Gegenstand, der in und zwischen seinen diversen Materialitäten und Erscheinungskontexten auftritt. Skizzen, Notizen und Entwürfe halten die Möglichkeit anderer Texte und alternativer Leseweisen offen und hallen in vermeintlich abgeschlossenen Fassungen nach. Graphische und typographische Besonderheiten, aber auch Graphismen, Ordnungsmuster wie Tabellen, Aufzählungen, Karten oder Listen, bis hin zu experimentellen Anordnungen von papiernen Schnipseln, Satzstücken und Wörtern zeugen von künstlerischen Praktiken, die mit Textelementen als mobilem Material umgehen und Schreibweisen, die dessen Finalisierung aufschieben. Veröffentlichungsmodi in unterschiedlichen medialen Umgebungen, von Zeitschriften über Anthologien bis hin zu digitalen Formaten, lassen unterschiedliche Texte oder Textteile aufeinander reagieren und in Spannungsverhältnisse zueinander treten. In anderen künstlerischen Kontexten wie etwa dem Theater werden Textgrundlagen konstant und den sich wandelnden bühnen- und aufführungspraktischen Anforderungen gemäß überarbeitet.

 

Der Workshop setzt an dieser spezifisch materialorientierten Position an, um solche und vergleichbare Phänomene der Dynamisierung und Unabgeschlossenheit von Texten in den Blick zu nehmen und sie dabei insbesondere aus der Perspektive ihrer Prozessualität zu fokussieren. Die virtuelle Veranstaltung ist öffentlich. Um Anmeldung wird gebeten bei sophie.koenig@fu-berlin.de und alexander.weinstock@uni-hamburg.de.

 

Programm: 

 

Donnerstag, 1. Juli

 

14.00-14.20 Uhr 

Begrüßung und Einführung.

Sophie König und Alexander Weinstock

 

14.20-15.00 Uhr

Alexander Weinstock (Hamburg): 
Ergänzen, streichen, ersetzen. Volatiler Text und performative Materialität im Soufflierbuch

 

15.00-15.40 Uhr

Marcus Krause (Köln): 
Herr Davidsohn geht ins Varieté. Über den Expressionismus der Publikationsformate (Magazin, Anthologie, Zyklus und Werk)

 

–  PAUSE  –  15.40-16.10 Uhr

 

16.10-16.50 Uhr

Sophie-Charlott Hartisch (Köln): 
Das Ganze in Teilen. Monotone Kapitelvielfalt in den Manuskripten von Leo Perutz

 

16.50-17.30 Uhr

Marie Millutat (Berlin): 
Modulare Überarbeitungsstrategien bei Walter Benjamin

 

Ab 17.30 Uhr – Virtueller Ausklang

  

Freitag, 2. Juli

 

10.00-10.40 Uhr

Julia Nantke (Hamburg): 
Konzeptuell dynamisch und konstitutiv unabgeschlossen: Ebenen der Volatilität in Kempowskis Ortslinien-Projekt und die (Un-)Möglichkeiten einer Edition

 

10.40-11.20 Uhr

Sophie König (Berlin): 
Zwischen Text und Graphismus: Materialanordnungen in Triptychonform bei Claude Simon

 

–  PAUSE  ­– 11.20-11.40 Uhr

 

11.40-12.20 Uhr

Lena Hintze (Berlin): 
Text-Paratext-Verknüpfungen. Jeff Koons von Rainald Goetz

 

12.20-13.00 Uhr

Daniela Doutch (Berlin): 
Neue Zeiten: Globales lesen. Bolaños 2666

 

–  PAUSE  –  13.00-14.00 Uhr

 

14.00-14.40 Uhr

Timo Sestu (Berlin): 
Zurück auf dem Seziertisch: Volatilisierung als philologische Praxis

 

14.40-15.20 Uhr

Nina Tolksdorf (Berlin): 
#Autor*innenschaft. Kollektive Literaturprojekte auf sozialen Plattformen

 

–  PAUSE  –  15.20-15.30 Uhr

 

15.30-16.00 Uhr

Abschlussdiskussion 

 

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Textgeschichte, Editionstechnik, Handschriftenkunde, Literaturgeschichtsschreibung (Geschichte; Theorie), Schriftlichkeit, Literatur und Medienwissenschaften, Digitale Literatur, Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur des 21. Jahrhunderts

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Freie Universität Berlin
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie

Adressen

Berlin
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 25.06.2021
Letzte Änderung: 25.06.2021