CfP/CfA Veranstaltungen

XV. IVG-Kongress 2025: Narrative psychischer Krisen (Graz)

Beginn
20.07.2025
Ende
27.07.2025
Deadline Abstract
30.11.2022
Deadline Beitrag
01.10.2024

Call for papers für die Sektion „Narrative psychischer Krisen“

IVG-Kongress 2025: „Sprache und Literatur in Krisenzeiten – Herausforderungen, Aufgaben und Chancen der internationalen Germanistik“, 20. bis 27.7.2025, Ort: Graz, Österreich

Ko-Leitung: Misa Fujiwara (Kyoto, Japan), Federica La Manna (Arcavacata di Rende, Italien), Ella Margaretha Karnatz (Oldenburg, Deutschland), Waltraud Maierhofer (Iowa City, USA)

Spätestens seit der Covid19-Pandemie sind psychische Belastungen und Störungen in den Medien allgegenwärtig, und es wurden weltweit mehr psychische Erkrankungen diagnostiziert. Literarische Texte greifen diese Themen auf und verarbeiten sie mit ihren eigenen Mitteln. Welche Mittel kommen dafür zum Einsatz? Wie wird in Krisenzeiten von psychischen Belastungen und Störungen erzählt? Gibt es wiederkehrende Erzählweisen? Diese Sektion widmet sich „Narrativen psychischer Krisen“ in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart. Im Sinne seiner Herkunft aus dem Griechischen und Lateinischen bezeichnet der Begriff ‚Krise‘ einen Wende- und Entscheidungspunkt, insb. bei Krankheitsverläufen. ‚Krise‘ kann – aus psychosozialer Perspektive – ein seelisches Ungleichgewicht ausdrücken. Im Vordergrund steht dabei die Schwierigkeit, verändernde Lebensumstände und Ereignisse bewältigen zu können. Es wird in der Sektion von einem weiten Begriffsverständnis von ‚psychischer Krise‘ ausgegangen, so dass verschiedene Arten berücksichtigt werden können, z. B. die traumatische Krise, die Lebensveränderungskrise oder die Zuspitzung einer psychischen Störung.

Die Sektion schließt an neuere literaturwissenschaftliche Forschungsbeiträge an, die betonen, dass Narrative psychischer Belastungen und Erkrankungen – zum Beispiel der Erschöpfung und Depression – als Gegenmodelle zu den gegenwärtigen Anforderungen der Arbeitswelt verstanden werden können (vgl. Osthues/ Gerstner 2021, Huber/ Nover [im Erscheinen]). Kinder- und jugendliteraturwissenschaftliche Publikationen verweisen auf pädagogisch-didaktische Funktionen von Krankheitsnarrativen sowie auf eine Verbindung zwischen psychischer Krankheit und Adoleszenz (vgl. Holst/Schäfer/ Ullmann 2016, Schäfer 2016 und 2020, Stemmann 2017). Ob kinder- und jugendliterarische Texte Krisennarrative anders funktionalisieren oder ob es hier Ähnlichkeiten zur Allgemeinliteratur gibt, ist eine mögliche Fragestellung der Sektion. Grundsätzlich liegt der Fokus von „Narrativen psychischer Krisen“ auf den Verfahren (kinder- und jugend-)literarischer Texte seit der Jahrtausendwende. Besonders berücksichtigt werden soll dabei die Analyse eines möglichen Wendepunkts, der zur Bewältigung einer Krise führen kann oder in der Katastrophe – zum Beispiel dem Suizid – endet.

Mögliche Fragestellungen:

  • Mit welchen literarischen Verfahren werden psychische Krisen dargestellt? Welche Metaphern, Motive, Schreibweisen kommen zum Einsatz?
  • Wie werden psychische Krisen in spezifischen Genres ausgedrückt (z. B. in autofiktionalen und/oder autobiographischen Texten)?
  • Mit welchen psychischen Krisen setzen sich die Figuren auseinander? In welchem Verhältnis stehen diese zu aktuellen Diskursen (z. B. aus dem medizinischen, psychologischen, soziologischen oder politischen Bereich)? Was ist darüber hinaus das spezifisch Literarische?
  • Wird das Thema ‚Suizid‘ verhandelt? In welcher Form wird Suizid und Suizidalität literarisiert?
  • Lassen sich spezifische Narrative im Zusammenhang mit Gender und Diversität erkennen? Oder werden im Sinne von Intersektionalität verschiedene Unterdrückungsmechanismen im Zusammenhang mit psychischen Krisen dargestellt?
  • Symbolisieren literarische Kunstfiguren subjektive und/oder gesellschaftliche Krisen?
  • Welche Narrative psychischer Krisen lassen sich als Gegenmodelle zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Anforderungen lesen und sind Ausdruck davon (z. B. Leistungs- und Selbstoptimierungsdruck)?
  • Welche Funktionen kommen dem Schreiben zu (etwa Bibliotherapie, Entlastung)?
  • Lassen sich für kinder- und jugendliterarische Texte andere Funktionen (wie Aufklärung, Entstigmatisierung, Enttabuisierung oder Empowerment) ausmachen?
  • Welche kulturgeschichtlichen Traditionslinien lassen sich erkennen, z. B. mithilfe intertextueller Verfahren?
  • Mit welchen (Literatur-)Theorien lassen sich Narrative psychischer Krisen untersuchen?
  • Welche Potenziale bietet das Thema für die German Studies?

Literatur:

  • Gerstner, Jan/ Osthues, Julian: Erschöpfungsgeschichten. Kehrseiten und Kontrapunkte der Moderne. Paderborn 2021.
  • Holst, Nina/ Ullmann, Annika/ Schäfer, Iris (Hg.): Narrating Disease and Deviance in Media for Children and Young Adults [Krankheits- und Abweichungsnarrative in kinder- und jugendliterarischen Medien]. Frankfurt am Main 2016.
  • Huber, Till/ Nover, Immanuel (Hg.): Ästhetik des Depressiven in der Literatur der Moderne/Postmoderne. Berlin/Boston [im Erscheinen].
  • Schäfer, Iris: Von der Hysterie zur Magersucht. Adoleszenz und Krankheit in Romanen und Erzählungen der Jahrhundert- und der Jahrtausendwende. Frankfurt am Main 2016.
  • Schäfer, Iris (Hg.): Zur Ästhetik psychischer Krankheit in kinder- und jugendliterarischen Medien. Psychoanalytische und tiefenpsychologische Analysen – transdisziplinär erweitert. Göttingen 2020.
  • Stemmann, Anna: Wenn das Ich ein anderer ist, in: JuLit 43 (2017) 3, S. 25-31.

Abgabefrist für Themenvorschläge und das Exposé (bis 300 Wörter): 30.11.2022

Voraussetzung für die Teilnahme in Graz ist eine aktive Mitgliedschaft in der IVG.

Es bestehen zwei Möglichkeiten der Veröffentlichung: Geplant ist ein Sammelband, der zeitgleich zu dem Kongress veröffentlicht werden soll. Die Abgabefrist ausgewählter Beiträge liegt voraussichtlich im Januar 2024. Des Weiteren können ausgewählte Vorträge in die Konferenzbände der IVG aufgenommen werden, die nach dem Kongress publiziert werden.

Kontakt: ella.margaretha.karnatz@uol.de, waltraud-maierhofer@uiowa.edu

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literaturtheorie, Erzähltheorie, Literatur und Psychoanalyse/Psychologie, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Kinder- und Jugendliteratur, Rhetorische Figuren (Allegorie, Symbol, Metapher), Stoffe, Motive, Thematologie
Medizin

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Internationale Vereinigung für Germanistik (IVG)
Karl-Franzens-Universität Graz (KFUG)

Adressen

Graz
Österreich

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Veranstaltungen

XV. IVG-Kongress 2025
Datum der Veröffentlichung: 12.09.2022
Letzte Änderung: 12.09.2022