CfP/CfA Veranstaltungen

Gottfried Benn und Carl Einstein: Freundschaft - Netzwerke - Themen

Beginn
15.09.2022
Ende
17.09.2022
Deadline Abstract
14.11.2021

CfP – Gottfried Benn und Carl Einstein: Freundschaft, Netzwerke, Themen
Gemeinsame Tagung der Gottfried-Benn-Gesellschaft und der Carl-Einstein-Gesellschaft/Société Carl Einstein an der Universität Münster vom 15.-17. September 2022


Die Freundschaft von Gottfried Benn und Carl Einstein entstand in ihrer expressionistischen Phase im Kontext des Aktions-Kreises um Franz Pfemfert und in der gemeinsamen Brüsseler Zeit im Ersten Weltkrieg. Bislang noch weniger präsent ist die intensive Fortführung der Beziehung im Berlin der 1920er Jahre. Obwohl keine direkten Briefe zwischen den beiden überliefert sind, bietet die jüngst publizierte Korrespondenz Carl Einsteins der Jahre 1904-1940 (hg. v. Klaus H. Kiefer und Liliane Meffre, Stuttgart 2020) mit ihren zahlreichen Erwähnungen Benns und gemeinsamer Bekannter vielfältige Einblicke in das Verhältnis der beiden Autoren, ihre sich überschneidenden Netzwerke sowie Hinweise auf Themen, die sie gemeinsam oder auch je einzeln beschäftigten.
Die Carl-Einstein-Gesellschaft/Société Carl Einstein und die Gottfried-Benn-Gesellschaft nehmen dies zum Anlass für eine gemeinsame Tagung, auf der diese faszinierende Konstellation in ihrem Umfeld genauer in den Blick genommen werden soll. Das internationale Organisationskomitee hat dabei vorläufig drei thematische Schwerpunkte ausgemacht, die jedoch nicht als exklusiv zu betrachten sind:
1. Expressionistische und postexpressionistische Netzwerke – von F. Pfemferts Aktion zu H. von Wedderkops Querschnitt und darüber hinaus
Hierbei stellt sich insbesondere die Frage, wie der Übergang aus den recht gut erforschten expressionistischen Zirkeln in die Netzwerke der 1920er Jahre vor sich gegangen ist, in denen nun andere Publikationsorgane in den Vordergrund traten. Wo finden sich hier personale, mediale und thematische Konstanten, was änderte sich? Und wie sehen die weitere Entwicklung in Richtung Drittes Reich/Exil und (für Benn) dann die Situation in der Nachkriegszeit aus, national wie vor allem auch international? Eine Perspektive auf die Vernetzung diverser Akteure verspricht hier neue Aufschlüsse zur Literatur sowohl der 1920er Jahre als auch noch der Jahrhundertmitte.
2. Kolonialismus und Exotismus als gemeinsames Thema
Die Kunst und die Theorie des Expressionismus sind vielfältig mit der europäischen und damit auch der deutschen kolonialen Vergangenheit verflochten. Während sich Carl Einstein bekanntermaßen intensiv mit afrikanischer Plastik auseinandergesetzt hat und in seiner Zeit in Brüssel im Kongomuseum in Tervuren (heute: Königliches Museum für Zentral-Afrika) tätig war, gewann dieses Thema in der Lyrik Benns vor allem in den 1920er Jahren stärker an Präsenz (Osterinsel, Banane, Ostafrika …), ist aber auch schon zuvor in Gestalt eines breiter zu fassenden Exotismus und Primitivismus vielfach im Werk präsent. Aus den jüngsten kulturellen und kulturpolitischen Debatten u.a. über die Frage nach dem Umgang mit kolonialer Raubkunst sollen hier neue Diskussionsansätze zur Beleuchtung des jeweiligen Eingebundenseins der beiden Autoren in diesen Kontext gewonnen werden.
3. Avantgardepoetik, Gattungsfragen und die Idee der ‚absoluten Prosa‘
Für Benn dient Einsteins Bebuquin (1912) noch im Jahre 1944 als Idealbeispiel ‚absoluter Prosa‘. Dieses Verhältnis von Programmatik und Form versteht sich jedoch keineswegs von selbst. Schon Benn und Einstein scheinen mit diesem Begriff durchaus Unterschiedliches zu meinen, hinzu kommt eine zeitliche Entwicklung: Wie lässt sich etwa Einsteins Beharren auf der Avantgarde-Programmatik in Georges Braque (1934) mit seiner Verabschiedung derselben in Fabrikation der Fiktionen aus derselben Zeit vereinbaren? Die Gattungsfragen der emphatischen Moderne, von den zahlreichen Kurzprosaformen über Gehirne. ‚Novellen‘ (1916) bis zum ‚Roman‘ des Phänotyp (1944), könnten im Fall Benns unter diesem Aspekt noch einmal mit Gewinn neu aufgerollt werden.
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Die drei Fragenkreise und mögliche weitere Gegenstände können in unterschiedlicher Gewichtung sowohl mit einem stärkeren Blick auf lebensweltliche Kontexte als auch fokussiert auf das literarische und essayistische Werk Benns, Einsteins und ihrer Zeitgenossen betrachtet werden.
Auch wenn wir besonders auf Vorschläge hoffen, die sich den bislang noch weniger bearbeiteten Zeiträumen und Gegenständen widmen, sind natürlich auch Beiträge zu den 1910er Jahren oder zu zeitübergreifenden Themen willkommen.
Themenvorschläge mit einem knappen Exposé im Umfang von ca. einer Seite werden bis zum 14. November 2021 per Mail an Moritz Baßler (mbassler@uni-muenster.de) und Stephan Kraft (stephan.kraft@uni-wuerzburg.de) erbeten.
Da eine zeitnahe Publikation im Benn Forum. Beiträge zur literarischen Moderne im Verlag Walter de Gruyter geplant ist, sollen die fertigen Beiträge bereits zum Ende des Jahres 2022 vorliegen.
Die aktuelle (Teil-)Finanzierung der Veranstaltung erlaubt uns, eine Übernahme der Reise- und Unterkunftskosten für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs zuzusagen. Um weitere Mittel bemühen wir uns noch.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur des 20. Jahrhunderts
Carl Einstein ; Gottfried Benn

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU)
Gottfried-Benn-Gesellschaft
Carl-Einstein-Gesellschaft/Société-Carl-Einstein, e.V.

Adressen

Münster
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 10.09.2021
Letzte Änderung: 10.09.2021