Germanistentag 2022, Doppelpanel: Mehrdeutige Titel
CFP: "Mehrdeutige Titel"
Doppelpanel auf dem 27. Deutschen Germanistentag
Themenbereich 2: Phänomenorientierte Zugänge
25.–28. September 2022 an der Universität Paderborn
Konzept und Organisation
David-Christopher Assmann (Frankfurt/Main)
Lorella Bosco (Bari/Italien)
Genette zufolge ist die literaturtheoretische Bestimmung des Titels "problematischer als bei den anderen Elementen des Paratextes". Das Doppelpanel setzt an dieser Beobachtung an und macht sie für die Untersuchung literarischer Mehrdeutigkeit produktiv. Untersucht werden soll, inwiefern der in konkreten Fallstudien genauer zu bestimmende "problematische[]" Status des Titels an peritextuellen Verfahren und Praktiken der Erzeugung, Rezeption und Vermittlung literarischer Mehrdeutigkeit beteiligt ist. Auf der Basis erstens von theoretischen (strukturalistischen, semiotischen) Bestimmungen dessen, was Titel als Paratexte kennzeichnet, zweitens von praxeologischen Ansätzen und drittens von Studien zur Ambiguität von Literatur interessiert sich das Panel in explorativ-literaturgeschichtlicher Perspektive für mehrdeutige oder auffallend eindeutige Titel seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart: für kurze oder besonders lange Titel, für semantisch leere, selbstreferentielle oder bemerkenswert intertextuelle Titel, für einprägsame oder doppeldeutige Titel, für besonders prägnante oder fehlende Titel. Leitend sind zwei Fragekomplexe: Erstens fragen wir nach dem Gemacht-Sein des Titels: Mit welchen rhetorischen, typographischen und/oder schriftbildlichen Verfahren erzeugen Titel Effekte von Mehrdeutigkeit (oder auffallender Eindeutigkeit)? In welcher Korrelation stehen diese Effekte jeweils zu Struktur und Textur des ,eigentlichen‘ Textes? Inwiefern stellen sich Effekte des Mehrdeutigen überhaupt erst durch das Zusammenspiel zwischen Titel und Text ein? Zweitens lenkt das Doppelpanel die Untersuchung literarischer Mehrdeutigkeit auf die Rolle von Titeln als peritextuelle Organisatoren des literarischen Feldes: Inwiefern sind literaturbetriebliche Akteure und Organisatoren, die zur Konstitution von Titeln beitragen (AutorInnen, LektorInnen etc.), in Praktiken des Erzeugens (oder der Vermittlung) literarischer Mehrdeutigkeit involviert? Inwiefern haben bestimmte Instanzen des literarischen Feldes ein besonderes Interesse an literarischer Mehrdeutigkeit oder Eindeutigkeit, wie sie Titel evozieren? Wie geht das lesende Publikum mit mehrdeutigen (oder eindeutigen) Titeln um?
Willkommen sind Beiträge, die sich mit diesen oder ähnlichen Fragen beschäftigen und den Mehrdeutigkeiten von Titeln nachgehen. Vorschläge für einen 20-minütigen Vortrag erbitten wir in Form eines Abstracts (max. 350 Wörter und CV) bis zum 15. Juli 2021 an die beiden OrganisatorInnen (dc.assmann@em.uni-frankfurt.de, carmelalorellaausilia.bosco@uniba.it).