Berg und Subjekt. Subjektivierung im Kontext (un-)zeitgemäßer Konstellationen von Körper – Raum – Diskurs (Philipps-Universität Marburg)
3.–5. November 2022
Organisationsteam: Prof. Dr. Martin Stern, Dr. phil. Nina Peter, Dr. phil Sven Ismer, Dr. phil. Lea Spahn, Rahel Drüen (MA)
Philipps-Universität Marburg. Institut für Sportwissenschaft und Motologie
Berge lassen sich bewundern, bezwingen, beschreiben, beforschen – das Hochgebirge bildet ganz unterschiedliche Erfahrungs- und Wissensräume. Es ist Schauplatz sentimentaler Reisen, (extrem-)sportlicher Unternehmungen, pädagogischer Angebote und alltäglicher Bewohnung und Nutzung. Berge sind Gegenstand des individuellen Erlebens und der kollektiven Imagination. Sie stehen im Zentrum divergierender Interessen und Perspektivierungen, gesellschaftlicher und politischer Diskussionen, der Künste und der Wissenschaft. Berge ‚subjektivieren‘ – sie sind Räume, in denen sich Subjektivierungsprozesse vollziehen und anhand derer spezifische Subjektvorstellungen entworfen werden: durch Praktiken, institutionelle und infrastrukturelle Rahmungen, digitale Perspektivierungen und diskursive Reflexionen. Berg- und Subjektvorstellungen bedingen sich gegenseitig:
Was Berge ‚sind‘, welche Bedeutung sie erlangen und welche Vorstellungen sich mit ihnen verknüpfen, lässt sich nicht ohne einen Blick auf die ‚Berg-Subjekte‘ beantworten, die sich wiederum selbst auf vielfache Art und Weise auf diese beziehen, sich mit ihnen auseinandersetzen und in dieser Auseinandersetzung konstituieren.
Vor dem Hintergrund poststrukturalistischer Subjekttheorien, in denen Vorstellungen von fixen Subjekten und Identitäten sowie einer Autonomie des Subjekts weitgehend verabschiedet wurden, beschäftigt sich die Konferenz mit Subjektivierungsprozessen und diskursiv sowie viskursiv hervorgebrachten Subjekttypen im Kontext der Berge. Ziel der interdisziplinären Konferenz ist es, den vielfältigen Konstellationen von (naturnahen) Räumen, leiblichen und körperlichen Praktiken und (diskursiven) Subjektvorstellungen nachzugehen.
Die Frage nach Berg-Subjekt-Verhältnissen bildet bislang ein Desiderat: Sowohl in subjektivierungstheoretischen Forschungen (Soziologie, Erziehungs-, Kultur- und Medienwissenschaften) als auch in der soziologischen und kulturwissenschaftlichen Erforschung von naturnahen Räumen und deren Repräsentationen wurden deren Wechselbeziehungen bisher kaum untersucht. Die Konferenz ermöglicht den interdisziplinären Austausch über „Berg und Subjekt“ in historischen, gegenwartsanalytischen und zukunftsorientierten Perspektiven und lädt ausdrücklich auch zu theoretischen und methodologischen Beiträgen ein.
Eingeladen sind Forschende, die sich mit u.a. folgenden Themen und Fragen auseinandersetzen:
• Welche Natur- und Subjektverhältnisse lassen sich in Wissenschaft und Wissenschaftsgeschichte rekonstruieren?
• Wie werden Mensch-Natur-/Berg-Verhältnisse durch institutionelle Rahmungen (z.B. Verbände, Versicherungen) und ihren Wandel beeinflusst?
• Welche Subjekttypen zeigen sich im Kontext von Ideologisierung naturnaher Räume (z.B. K2 als ‚Schicksalsberg der Deutschen‘, Eigernordwand) und wie wirken sich Berg-Ideologien auf Subjektivierungsprozesse aus?
• Wie werden Berge in Literatur, Film und Kunst imaginiert und inszeniert?
• Wie vollzieht sich Subjektivierung in unterschiedlichen Bergsportarten (z.B. Wandern, Bergsteigen, Snowboarding, Trailrunning, Paragliding, Wildwasserkajak) und ihren Varianten?
• Welche Potentiale und/oder Widerstände (z.B. Transfer) eröffnen naturnahe Räume für Bildungskonzepte und pädagogische Angebote?
• Wie konstituieren sich Körper- und Leiblichkeit in naturnahen Konstellationen?
• Welche Teilnehmer*innenschaften (z.B. auch materielle Ausstattungen, digitale Tools) gehen als subjektivierungstheoretisch relevante Größen in die Konstellationen ein?
• Welchen Einfluss nehmen digitale ‚Unterstützungen‘ (z.B. GPS, Tracking-Apps) auf die Dynamiken der Subjektivierung in naturnahen Räumen?
• Welche Perspektiven eröffnen geschlechtertheoretische und intersektionale Ansätze auf subjektivierungstheoretische Analysen der Berge?
• Wie werden Mensch-Natur-Verhältnisse durch posthumanistische Perspektiven befragt, transformiert, imaginiert?
• Wie werden Berge als philosophische und theoretische Denkfiguren, Metaphern, Symbole genutzt?
• Wie lassen sich Körper als beobachtbare Bezugsgrößen und insbesondere Leiblichkeit als ge- und erlebte Erfahrung in naturnahen Räumen konzeptionieren und methodisch zugänglich machen?
Eine Übernahme der Reisekosten wird angestrebt.
Wir wünschen uns, die Konferenz in Präsenz an der Philipps Universität Marburg durchzuführen und Sie vor Ort begrüßen zu können; abhängig von der Pandemielage werden wir ein Hybridformat gestalten.
Wir freuen uns auf Ihre Beitragsvorschläge von max. 1 Seite bis zum 31.03.2022. Bitte an nina.peter@uni-marburg.de und lea.spahn@uni-marburg.de senden.
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Organisationsteam: Prof. Dr. Martin Stern, Dr. phil. Nina Peter, Dr. phil Sven Ismer, Dr. phil. Lea Spahn, Rahel Drüen (MA)
Philipps-Universität Marburg. Institut für Sportwissenschaft und Motologie
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