Einzelprojekte

Generationengerechtigkeit neu verhandeln: Ein Vergleich von Generationenkrisen in Anglophoner Literatur und Film vom 20.-21. Jahrhundert

Die Idee der ‚Generationengerechtigkeit’ ist zu einem der Schlüsselbegriffe des 21. Jahrhunderts geworden und bezieht sich heute meist auf die Rechte zukünftiger Generationen auf eine intakte Umwelt und eine stabile Gesellschaftsordnung. Während sich Generationengerechtigkeit als ein zentrales Problem unserer sich klimatisch verändernden Welt herauskristallisiert hat, ist das Thema jedoch größtenteils weitgehend in der Philosophie und den Sozialwissenschaften theoretisiert worden und weist, wie ich argumentiere, eine Tendenz zur Abstraktion und zum Eurozentrismus auf. Dieses Forschungsvorhaben versucht, die kulturelle Dimension der Generationengerechtigkeit zu beleuchten—ein Aspekt, der bis zuletzt vernachlässigt wurde. Gezeigt werden soll, dass die Literatur- und Kulturwissenschaften viel zum Diskurs der Generationengerechtigkeit beitragen können, da Auffassungen von Generationenidentität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zutiefst kulturell geprägt sind. Wie ich zeige, hat das wissenschaftliche Gebiet der Generationengerechtigkeit bisher die Beiträge der Literatur- und Kulturwissenschaft vernachlässigt, obwohl diese Beiträge neue Perspektiven ermöglichen und ein verstärktes Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Thematik in der Gesellschaft hervorbringen können. Umgekehrt mangelt es den Literatur- und Kulturwissenschaften wohl an einer nachhaltigen Auseinandersetzung mit dem Thema Generationengerechtigkeit, weil es bisher keine größere vergleichende kulturelle Studie gibt. Mein Vorhaben kann im neuen wissenschaftlichen Feld der ‚Environmental Humanities’ verortet werden, das durch die Frage motiviert ist, was die Geisteswissenschaften in Zeiten des Klimawandels beitragen können (dies war das Thema meiner Dissertation). Ebenso zielt mein Forschungsvorhaben darauf ab, entscheidende Erkenntnisse der Environmental Humanities mit Studien zum kulturellen Gedächtnis, Transkulturalität und Postkolonialismus zusammenzuführen, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt haben. Ich argumentiere, dass die Beachtung kultureller Beiträge hier entscheidend ist, da kultureller Wandel und zivilgesellschaftliche Bewegungen häufig politischen Reaktionen vorrausgehen. Beginnend mit Nachkriegs-Narrativen des Ersten Weltkriegs, über das 20. Jahrhundert, bis hin zur Gegenwart und in die imaginierte Zukunft, zielt meine Studie darauf ab, anglophone Texte aus verschiedensten Orten wie der Karibik, Europa, Afrika, Indien, und Nordamerika zu vergleichen. Eine solch komparatistische und transkulturelle Studie hat zwei Absichten: auf der einen Seite möchte sie den immer globaler werdenden Ruf nach Generationengerechtigkeit bestärken. Auf der anderen Seite wird meine Studie Vorstellungen von Generationengerechtigkeit differenzieren und problematisieren. Die Betrachtung dieser unterschiedlichen Kontexte und Konzeptionen ist bedeutsam, da sie neue Perspektiven auf die aktuellen Klimabewegungen und auf das Feld der Generationengerechtigkeit im Allgemeinen hervorbringen kann.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Nordamerika, Ibero-Amerikanische Literatur (einschl. Karibik), Literatur aus Großbritannien und Irland, Nordafrikanische Literatur, Literatur aus Afrika südlich der Sahara, Südasiatische Literatur, Postkoloniale Literaturtheorie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies
Generationengerechtigkeit, Transkulturalität, kulturelles Gedächtnis, Environmental Humanities

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Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für England- und Amerikastudien (IEAS)

Adressen

Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 07.01.2022
Letzte Änderung: 07.01.2022