Vom 17. Dezember 2018 bis zum 12. März 2019 hatten wir als Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (FID AVL) eine Umfrage online gestellt, in der wir unsere Fachcommunity zum Thema Forschungsdaten befragt haben. Die Auswertung der Umfrage weist darauf hin, dass es im Umgang mit Forschungsdaten noch viele Unsicherheiten und einiges an Beratungsbedarf gibt.
Am 26. November 2018 wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) eine Vereinbarung zum Aufbau und der Förderung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen: „Die nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie (inter-)national vernetzen.“ Forschungsdaten sind in ihrer Gesamtheit folglich hoch divers und unterscheiden sich je nach Wissenschaft.
Die Auswertung unserer AVL-Umfrage zeigt, dass das Thema hauptsächlich für die Gruppen von Forschenden von Interesse ist, die im akademischen Mittelbau verortet sind. Die Forschungsgegenstände dieser Gruppe sind medial unterschiedlich verfasst, wobei „Literatur“ wissenschaftlicher Hauptgegenstand ist. Dies entspricht dem Fachprofil der Komparatistik als einer Wissenschaft, die sich vorrangig mit Literatur beschäftigt, aber auch intermedial arbeitet. In der Forschung der genannten Gruppe wird primär Text generiert. Andere Datentypen scheinen für die Komparatistik nur von marginaler Bedeutung zu sein. Als Datenformat fallen Word- und Textdateien an. Die Speichermedien der Forschenden sind in keine größere Forschungsdaten-Infrastruktur eingebettet. Die bevorzugten Speichermedien sind externe Speichermedien, Privat- und Arbeitsrechner. Auffällig ist, dass die TeilnehmerInnen der Befragung in Bezug auf Forschungsdaten über „fehlendes Know-How“ und „mangelndes Nutzerwissen“ sprechen. Dies erschwert eine Stellungnahme der Forschungscommunity hinsichtlich der Relevanz von Forschungsdaten. Hinsichtlich des Datenmanagements wird sich Beratung im Allgemeinen gewünscht. Zudem sind Unsicherheiten in Bezug auf das Urheberrecht und Ängste vor Plagiaten (d.h. Missbrauch der eigenen Forschungsdaten) in der Forschungscommunity ein Hinderungsgrund für die Veröffentlichung von Forschungsdaten. Hier wird ebenfalls Beratungsbedarf angemeldet. Generell scheinen fehlende Kompetenzen der Veröffentlichung von Forschungsdaten im Weg zu stehen, obwohl diese von der Forschungscommunity erwünscht ist. Gute Gründe für die Veröffentlichung von Forschungsdaten sind für unsere Community der wissenschaftliche Austausch untereinander, die Zitierfähigkeit und Langzeitarchivierung der eigenen Forschung (einschließlich Qualitätssicherung).
Resümee
Alles in allem war die Beteiligung an unserer Umfrage eher gering, trotz zahlreicher Werbeaktionen seitens des FID AVL. Eine Rückmeldung lautete „Was habe ich mit Forschungsdaten zu tun?“, was wohl die momentane Situation im Fach trifft. Das Thema „Forschungsdaten in der AVL“ bleibt also vorerst eines von Spezialisten für Spezialisten, wird aber in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen – wofür nicht zuletzt die nationalen (Förder-)Bestrebungen sorgen werden.