CfP/CfA Veranstaltungen

Forum Literatursoziologie. Ein interdisziplinärer Workshop an der Universität Basel

Beginn
23.03.2023
Ende
24.03.2023
Deadline Abstract
15.05.2022

Forum Literatursoziologie

Ein interdisziplinärer Workshop an der Universität Basel

23. und 24. März 2023

 

Konzept und Organisation

Dr. Carolin Amlinger, Universität Basel

PD Dr. David-Christopher Assmann, Universität Frankfurt

Dr. Urs Büttner, Universität Düsseldorf

 

Literatursoziologisch informierte Studien erleben in jüngerer Zeit erneut Konjunktur. Schon eine kursorische Sichtung einschlägiger Fachbibliographien und Kataloge trägt eine Vielzahl an aktuellen Arbeiten zusammen, die „eine auf das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft gerichtete Fragestellung“ (Magerski/Karpenstein-Eßbach) verfolgen. Was manche gar zu einem „Social Turn“ (Stiemer/Büker/Sanchino Martinez) verdichtet sehen, bedeutet die soziale Verfasstheit herauszuarbeiten, in die literarische Texte und die mit ihnen hantierenden Akteure nolens volens eingebunden sind. Umgekehrt bedeutet es aber auch, der rhetorisch-literarischen Faktur und der imaginären Gestalt soziologischer Gesellschaftsbeschreibungen Rechnung zu tragen. Neuere Ansätze tun dies auf ganz unterschiedliche Weise: von Zugängen zum Literaturbetrieb auf Basis ethnographischer Methoden, qualitativer Methoden der Sozialforschung und Dokumentenanalyse, über die praxeologische Untersuchung der wechselseitigen Bezogenheit literarischer Akteure und deren öffentlichen Positionierungen und Konkurrenzen, bis zu Ansätzen, die stärker durch book history und publishing studies geprägt sind und etwa die Zusammenarbeit zwischen Lektor:innen und Autor:innen in den Blick nehmen. Untersuchungen zum Einfluss globalisierter Vertriebswege, zu digitalen Medienformaten und zum sozialen Umgang mit Büchern kommen hinzu, ebenso Studien, die mit quantitativen Methoden und statistischen Erhebungen arbeiten, Analysen literarischer ,Autosoziobiographien‘ oder die Frage, inwiefern vermittels literarischer Texte soziologische Zeitdiagnose betrieben werden kann.

Diese keinesfalls abgeschlossene Liste zeigt bereits, dass die aktuellen literatursoziologischen Diskussionen aufgrund ihrer Vielfalt an theoretischen und methodischen Zugängen als auch Gegenständen nicht leicht zu überschauen und kaum einsinnig zu ordnen sind. Der Workshop möchte diese Vielfalt und Dynamik produktiv machen, ohne sie stillzustellen und Soziolog:innen, Buch- und Literaturwissenschaftler:innen aus dem Schnittbereich literatursoziologischer Problemstellungen zusammenbringen. Das Ziel ist, auch über den Workshop hinaus einen kontinuierlichen Gesprächszusammenhang zu etablieren. Wir möchten aktuelle theoretische und methodische Ansätze oder auch erst im Entstehen begriffene Projekte anhand der Trias Theorien, Methoden und Schreibweisen gemeinsam diskutieren:

  1. Theorien: Wie lenken Theoriekonzepte und Leitmetaphoriken den Blick auf die Sozialdimension und was blenden sie aus? Welche Ansätze scheinen für literatursoziologische Fragen besonders geeignet? Welche älteren Theorieansätze verdienen eine Revitalisierung, wie lassen sich neuere Ansätze weiterentwickeln, welche Theorien lassen sich für Fragen literarischer Produktion, Distribution und Rezeption fruchtbar machen? Woraufhin dekonstruiert die Soziologie in Fremdbeschreibungen und die Literatur in Selbstbeschreibungen die Sozialdimension der Literatur (Klassen und soziale Ungleichheit, Gender, Institutionen und Machtverhältnisse, Sprachen, ökonomische Hegemonien etc.)?
  2. Methoden: Literatursoziologische Zugriffe setzen auf Methodiken unterschiedlicher Disziplinen: Philologische Text-, Kontext- und Praktiken-Analyse, der soziologische Analyse-Pool empirischer Sozialforschung, der von qualitativen Interviews und der teilnehmenden Beobachtung bis zu quantitativen Methoden und statistischen Erhebungen reicht, und medienhistorische,  institutionenanalytische und ökonomische Modelle der book history und publishing studies stehen bislang in einem ungeklärten Verhältnis zueinander. Lassen sich verschiedene Ansätze produktiv verbinden? Und welche Zugriffe verhalten sich eher komplementär zueinander?
  3. Schreibweisen: In den Geistes- und Sozialwissenschaften ist ein Zuwachs transgressiver Schreibweisen zu beobachten, die entgegen den Gepflogenheiten ihrer jeweiligen ,Herkunftsdisziplin‘ literarische Darstellungsformen oder Stilelemente einbauen. Was bewirkt die Präsentation wissenschaftlicher Erkenntnis mit Mitteln des story tellings sowie essayistischer und autobiographisch-anekdotischer Darstellungsverfahren? Hat die Literatur genuin eigene Schreibweisen der Gesellschaftsdiagnose ausgeprägt und was leisten Sie im Lichte soziologischer Erkenntnis?

Beitragsvorschläge mit einem Umfang von max. 2000 Zeichen können bis zum 15. Mai 2022 an carolin.amlinger@unibas.ch, dc.assmann@em.uni-frankfurt.de  und buettner@phil.hhu.de gesendet werden. Vorbehaltlich der Finanzierung können Reise- und Übernachtungskosten erstattet werden. Über eine mögliche Publikation der Beiträge kann auf dem Workshop entschieden werden.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur und Soziologie

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Universität Basel

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Basel
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 22.04.2022
Letzte Änderung: 22.04.2022