Konferenzen, Tagungen

Schreibarten im Umbruch. Stildiskurse im 18. Jahrhundert, Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) Berlin

Beginn
06.10.2021
Ende
08.10.2021
Deadline Anmeldung
04.10.2021

Internationale Tagung am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, 6. bis 8. Oktober 2021

Organisiert von Eva Axer (ZfL Berlin), Annika Hildebrandt (Universität Siegen) und Kathrin Wittler (Freie Universität Berlin)  


Ausgangspunkt der Tagung ist die Beobachtung, dass sich im Nachdenken über Schreibweisen und Schreibarten im 18. Jahrhundert eine Neujustierung der Stilkategorie abzeichnet. Um 1750 wird der Stil aus dem rhetorischen System herausgelöst und zu einem vieldeutigen Konzept ausgebaut. Hatte man zuvor schematisch genus sublime, genus mediocre und genus humile unterschieden, identifiziert man nun naive und scherzhafte (frz. naïf, gracieux), launische (engl. humour) und kräftige Schreibarten, die zum Gegenstand ästhetischer Reflexion werden. So vollzieht sich eine Pluralisierung, Historisierung und Individualisierung des Stils, die ihm neue literatur- und kulturtheoretische Anwendungsbereiche eröffnet. In gesellschaftstheoretischen Diskursen wird er zum Beispiel als sprachlicher Index für politische und kulturelle Gemeinschaft diskutiert. Damit in Verbindung steht ein wachsendes Bewusstsein für den Eigensinn von Sprachen, das sich in der Übersetzungsreflexion niederschlägt. Am Stil werden Probleme der Übertragung verhandelt, die auch für den Austausch zwischen medialen Formationen relevant werden (z.B. Text/Musik, Mündlichkeit/Schriftlichkeit). Diese Bewegungen zwischen Sprachen, Literaturen, Medien und semantischen Feldern erschließt die Tagung, indem sie europäische Vergleichshorizonte eröffnet und Literatur- mit Sprachwissenschaft verbindet.


Die Veranstaltung wird gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).


Die Tagung wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Pandemiebedingt ist die Präsenz vor Ort auf die eingeladenen Tagungsteilnehmer*innen beschränkt. Für interessierte Gäste ist eine Online-Teilnahme möglich. Wenn Sie sich als Gast per Zoom zuschalten möchten, melden Sie sich bitte bis 4. Oktober 2021 an bei: webredaktion@zfl-berlin.org.

Programm


Mittwoch, 6.10.2021


13.00–13.30 Begrüßung und Einführung (Eva Axer, Annika Hildebrandt, Kathrin Wittler)


13.30–15.00 Stildiskurse, Stilvergleiche

Michael Gamper (Freie Universität Berlin): Stilübertragungen. Prosabildung als Stilkomparatistik in Herders frühen Schriften

Dietmar Till (Universität Tübingen): Hugh Blairs Stilanalysen und das Konzept der belletristic rhetoric

15.30–16.30 Theorie und Poetik des Stils: LEKTÜRE-WORKSHOPS (nichtöffentlich)

Sina Dell’Anno/Emmanuel Heman (Universität Basel): »der Styl des Sokrates«: Johann Georg Hamanns monströse Schreibart zwischen Zitationismus und Individualität

Roland Spalinger (Universität Bern): Stil der ästhetischen Erkenntnis. Johann Georg Sulzer


17.00–17.45 Stil und Gattungspoetik

Karin Kukkonen (Universität Oslo): Die Wahrnehmung des Inneren: Stil in der Romanpoetik  

Donnerstag, 7.10.2021


9.00–10.30 Tonqualitäten und Medientransfer

Yael Sela Teichler (The Open University of Israel): Found in Translation: Moses Mendelssohn and the Discourse of Biblical Poetry

Elisa Ronzheimer (Universität Bielefeld): Ton und Stil. Überlegungen zu einer intermedialen Schnittstelle im Stildiskurs des 18. Jahrhunderts

11.00–12.30 Stilqualitäten und Stilprinzipien

Cornelia Zumbusch (Universität Hamburg): Mit Nachdruck. Zur emphasis als Figur und Schreibart

Caroline Torra-Mattenklott (Universität Aachen): Reichtum an Worten und Lakonie des Ausdrucks. Zur Theorie des körnigen Stils

14.00–15.30 Individualisierung des Stils?

Dirk Oschmann (Universität Leipzig): Natürliche Ordnung? Lichtenbergs Sprachreflexionen zwischen »Nomenklatur« und »Stil«

Kira Louisa Künstler (Freie Universität Berlin): »Kennt kein Gesetz als jedes Augenblicks Laune«? Christoph Martin Wielands Versepos Der neue Amadis (1771)

16.00–17.30 Individualstil und Stilwandel

Jan Oliver Jost-Fritz (East Tennessee State University): Stil und energeia. Stilimplikationen der Kürze zwischen Rhetorik und Ästhetik

Joel Lande (Princeton University): Handschrift und Hochstapler. Zu Goethes Groß-Cophta  

Freitag, 8.10.2021


9.00–10.30 Stil im Kulturtransfer I

Valérie Leyh (Université de Namur): Goût, manière und esprit. Jean-François Marmontels Ansichten zum Stil und ihre Rezeption im deutschsprachigen Raum

Jørgen Sneis (Universität Bielefeld): Konzeptualisierungen des Nordischen im dänischen Gesamtstaat

11.30–13.00 Stil im Kulturtransfer II

Lore Knapp (Universität Bielefeld): Empirismus und Stil. Zur Rezeption britischer Schriften um 1750

Anja Voeste (Universität Gießen): Beispiel und Regel. Ein Blick in zweisprachige Wörterbücher des 18. Jahrhunderts

14.30–15.30 Abschlussdiskussion

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Nordeuropäische Literatur (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland), Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur aus Großbritannien und Irland, Französische Literatur, Literaturgeschichtsschreibung (Geschichte; Theorie), Literaturtheorie, Literatur und andere Künste, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Rhetorik, Übersetzung allgemein, Literatur des 18. Jahrhunderts

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL)

Adressen

Schützenstr. 18
10117 Berlin Berlin
Deutschland
Beitrag von: Kathrin Wittler
Datum der Veröffentlichung: 24.09.2021
Letzte Änderung: 27.09.2021