Workshops, Seminare

Pop & Archiv

Beginn
08.02.2018
Ende
10.02.2018
Dass ,Pop’ und ,Archiv’ zwei Kategorien darstellen, die in enger Beziehung zueinanderstehen, ist vor allem aus literaturwissenschaftlicher Perspektive evident. So haben Studien zur Pop-Literatur der 1990er-Jahre gezeigt, dass die Texte in umfangreichem Maße Verfahren der Archivierung nachgehen. Neben der Tatsache, dass Pop in unterschiedlichen Medienformaten Material aus anderen Zeichensystemen archiviert („an art about signs and sign systems“, Alloway 1974), soll der Workshop dem Umstand Rechnung tragen, dass Pop mittlerweile selbst zum Gegenstand von Archivierung, Institutionalisierung und Musealisierung geworden ist. Pop-Ausstellungen gehören zum festen Bestandteil der Museumsprogramme, auf Revivalkonzerten kann man greise Popkünstler_innen bestaunen, Archive sichern die kostbaren Materialbestände, von Zeitschriften und Fanzines bis zu historischen Konzertkarten und Pop-Reliquien. Geschichtliche Überblicke versuchen, aus dem einst widerständigen Phänomen Pop eine große, gefügige Erzählung zu machen.
Daher lautet eine weit verbreitete Position in Musikpresse und Forschung: Pop, der seit seinen Anfängen in den 1950er-Jahren in einem Modus des progressiven ‚Jetzt‘ operiert (Schumacher 2003) und sich einem ,Imperativ des Weiter’ verschrieben hat (vgl. Diederichsen 2010), leidet unter einem Erschöpfungssyndrom, habe sich überlebt und sei vielleicht gar an ein Ende gekommen. Neue Begrifflichkeiten werden ins Spiel gebracht: Seien es Post-Pop, After Pop oder – in Anlehnung an Diederichsens Historisierung – Pop III. Statt optimistisch in eine irgendwie besser geartete Zukunft zu schauen, richtet sich der Blick zurück oder verharrt in einem digitalen, gespenstisch-endlosen Jetzt ohne Zukunftsmöglichkeit. Die Musikkritiker Simon Reynolds und Mark Fisher sprechen dabei von „Retromania“ (2011) bzw. „Hauntology“ (2014).

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Konstellation? Wie verändert sich der Modus der Archivierung im Pop? Inwiefern reflektiert Pop seinen Status und seine eigene Geschichte, welche Umgangsweisen mit dem Phänomen ,Zeit’ lassen sich zum Beispiel beobachten? Und nicht zuletzt: Wie können die institutionellen Archive zur Diskussion dieser Fragen beitragen?
Von solchen Fragen ausgehend sollen im Workshop kulturtheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Pop und Archivierung mit archivpraktischen Fragestellungen und Problemen in einen Dialog treten. Der Workshop ist also zweigeteilt. Ziel ist es, Strukturbildung im Bereich der Pop-Forschung zu intensivieren und Vertreter_innen aus der Archivpraxis mit Pop-Forscher_innen für künftige Projekte zu vernetzen. So findet der Workshop in enger Kooperation mit dem Archivnetzwerk Pop statt, zu dem auch das Pop-Archiv des
Germanistischen Instituts der WWU Münster zählt. Das Archivnetzwerk Pop wurde als Verbund deutscher Archive gegründet, die sich der Bewahrung, Pflege und Präsentation popkultureller Quellen wie z.B. Zeitschriften, Tonträgern, Plakate usw. widmen. Neben dem Münsteraner Archiv sind folgende Institutionen beteiligt: Archiv der Jugendkulturen e.V. Berlin, das Lippmann + Rau-Musikarchiv Eisenach, Rock’n’Popmuseum Gronau, das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet e.V. Dortmund und das Musikarchiv NRW Köln.
Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur des 20. Jahrhunderts
Pop, Archiv

Links

Einrichtungen

Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU)
Germanistisches Institut
Datum der Veröffentlichung: 12.12.2018
Letzte Änderung: 12.12.2018