Konferenzen, Tagungen

Optimierung des Selbst

Beginn
04.03.2021
Ende
05.03.2021

Logiken der Optimierung durchdringen sämtliche Sozialsphären der gegenwärtigen Gesellschaft. Sie sind Leitbild und Orientierungsmuster in der Gestaltung des individuellen Lebens. Ob gesunde Ernährung, Fitnessstudio, Schönheitsoperationen, Achtsamkeitsübung oder Schlaf-App – das Streben nach Selbstverbesserung hat einen festen Platz in der Alltagskultur und umfasst ein breites Spektrum an Praktiken und Techniken. Was dabei jeweils unter einem Optimierungsprozess verstanden wird, welche Grenzen ihm gesetzt und welche Ziele mit ihm verbunden sind, wird kontrovers diskutiert. Das Thema der Selbstoptimierung provoziert sowohl im wissenschaftlichen wie auch im gesellschaftlichen Diskurs im selben Maße affirmierende wie kritische Positionen. Kritiker*innen lehnen das Optimierungsstreben als Teil einer neoliberalen Effizienzsteigerung ab, wohingegen Befürworter*innen es als Ausdruck persönlicher Autonomie deuten.  

Die zweite Tagung des interdisziplinären Mainzer Graduiertennachwuchskolleg „Ethnographien des Selbst in der Gegenwart“ als Kooperation der Fächer Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Systematische Theologie und Sozialethik und Kulturanthropologie/Volkskunde möchte zum einen an diese Problemstellungen anknüpfen. Zum anderen ist es ihr Ziel, den gegenwärtigen Diskurs im Horizont verschiedener kultureller sowie historischer Konzeptualisierungen der Selbstoptimierung vergleichend in den Blick zu nehmen, um auf diese Weise eine breitere Perspektive auf den Gegenstandsbereich der Optimierung zu eröffnen.
Im interdisziplinären Austausch fragt sie nach den diskursiven Voraussetzungen der Bewertung von Selbstoptimierung und ihren Vermittlungsformen. Auf welchen Werten und Normen basieren Optimierungsvorstellungen? Welche Konsequenzen, Risiken und Chancen gehen mit den Selbstoptimierungsbestrebungen einher? Erfordern diese Prozesse Reaktionsmuster? Welche Darstellungsstrategien zeigen sich in der kommunikativen Vermittlung von Optimierung?  

Die Tagung umfasst Impulsvorträge, Diskussionen und Workshops und findet am 4. und 5. März 2021 digital über Zoom statt.

Interessierte Gasthörer*innen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Anmeldungen bitte unter: https://www.ethnographien.uni-mainz.de/tagungen/optimierung-des-selbst/

Programm 

Donnerstag, 04.03.

09.00 Uhr​

Loreen Dalski, Kirsten Flöter und Annabelle Schülein​

Eröffnung & thematische Einführung ​

09.40 Uhr​

Stefan Groth (Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft)​

Selbstoptimierung, Sinnbiografien und Antizipation​

10.20 Uhr​

Johanna Kästel (Rechtswissenschaften)​

Selbstoptimierung und Recht – Eine leitbildbasierte Stichprobe​

11.00 Uhr​

30 Minuten Kaffeepause​

11.30 Uhr​

Jörg Scheller (Kunstwissenschaften)​

Apotheose der Krämerseele. Was die Selbstoptimierung des Quantified Self mit Karl Marx, göttlicher Wissenschaft und gotischen Kathedralen zu tun hat​

12.10 Uhr​

Eberhard Wolff (Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft)​

Der Superlativ als Stolperstein. Ein Plädoyer gegen ​‘(Selbst-)Optimierung’ als Analysemodell​

12.50 Uhr​

„Virtuelle Kaffeepause“​

13.05 Uhr​

1 ½ Stunden Mittagspause  ​

14.35 Uhr​

Loreen Dalski (Germanistik)​

„Lerne geschmeidig zu sein wie die Mollusken“. Selbstoptimierung in Yoko Tawadas "Sendbo-o-te"​

15.15 Uhr​

Workshop in Kleingruppen ​

16.15 Uhr​

30 Minuten Kaffeepause​

16.45 Uhr​

Lisa Keil (Germanistik)​

Testosteron zwischen Optimierungs- und Geschlechtsindiz – Diskurse um das Hormon von Caster Semenya bis Sasha Marianna Salzmann​

17. 25 Uhr​

Johanna Tönsing (Germanistik)​

Ungeahnte Perspektiven auf die Subjektivierungsfigur der Selbstoptimierung am Beispiel von Bodo Kirchhoffs "Body-Building" und Elfriede Jelineks "Ein Sportstück"​

  

Freitag, 05.03.

09.00 Uhr​

Hermann Diebel-Fischer (Theologie)​

Selbstoptimierung als Technik des Enhancements ​

09.40 Uhr​

Kirsten Flöter (Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft)​

"Ich habe mir das Prinzip, das dem Stein inhärent ist, zu Nutze gemacht, um für mich weiterzukommen.” Der Gebrauch von Heilsteinen zwischen Selbstoptimierung und therapeutischer Alltagspraktik​

10.20 Uhr​

Annabelle Schülein (Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft)​

Veganer Lebensstil zwischen Selbst- und Weltoptimierung. ​

Über die kulturelle Komplexität des Verzichts​

11.00 Uhr​

30 Minuten Kaffeepause​

11.30 Uhr​

Martina Wagner-Egelhaaf (Germanistik)​

Stil. Lebensstil/Schreibstil​

12.10 Uhr​

Workshop in Kleingruppen ​

12.50 Uhr​

1 ½ Stunden Mittagspause  ​

14.20 Uhr​

Silke Meyer (Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft)​

Narrative Identitätskonstruktionen / migrant narratives ​

15.00 Uhr

Kathrin Lohse (Germanistik)​

Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz" – ​ein Anti-Optimierungsroman?​

15.40 Uhr​

30 Minuten Kaffeepause​

16.10 Uhr​

Ralph Köhnen (Germanistik)​

Selbstoptimierung: Eine kritische Diskursgeschichte des Tagebuchs ​

16.50 Uhr​

Linda Leskau (Germanistik)​

Disability Vlogs. Kollektive Arbeit am Selbst?​

17.30 Uhr​

Abschlussdiskussion​

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur und Anthropologie/Ethnologie
Selbstoptimierung

Links

Einrichtungen

Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
Graduiertennachwuchskolleg „Ethnographien des Selbst in der Gegenwart“

Adressen

Mainz
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 26.02.2021
Letzte Änderung: 26.02.2021