Vortragsreihen

Literaturwissenschaftliches Kolloquium an der Universität Duisburg-Essen (2021/2022)

Beginn
27.10.2021
Ende
12.01.2022

Das Literaturwissenschaftliche Kolloquium des Instituts für Germanistik an der Universität Duisburg-Essen findet im Wintersemester 2021/22 jeweils mittwochs, 18h c.t., sowohl in Präsenz als auch digital via Zoom statt. Externe Gäste sind herzlich eingeladen und können sich bei Dennis Borghardt (dennis.borghardt@uni-due.de) anmelden.

Raum: V15S - V15 S02 C87 (Universität Duisburg-Essen, Universitätsstraße 2, 45141 Essen)

Zeit: Mi, 18h c.t.

 

Programm:

27.10.21:

Prof. Dr. Andreas Blödorn (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

„Tanz auf dem Vulkan“? Die Unterwelten von BABYLON BERLIN

Angesiedelt im Berlin des Krisenjahrs 1929 – einem Jahr, das auch mediengeschichtlich als ‚Schnittpunkt‘ gelten kann –, zeichnet die Krimiserie BABYLON BERLIN einen Großstadtmoloch zwischen Glanz und Exzess sowie Gewalt und Kriminalität, Arbeitslosigkeit und politischer Bedrohung durch den sich anbahnenden Aufstieg des Faschismus – im rekurrent evozierten Bild eines ‚Tanzes auf dem Vulkan‘. Der Vortrag nimmt die mit dieser Vorstellung verbundene Bedrohungssituation zum Anlass, dem ‚Untergrund‘ in BABYLON BERLIN und seinen ‚Halb‘- und ‚Unterwelten‘ nachzugehen. Angesprochen sind damit zugleich komplexere Zusammenhänge, welche die implizierten Unterscheidungssemantiken für die Vorstellungen von ‚Oben‘ und ‚Unten‘, ‚Zentrum‘ und ‚Peripherie‘, ‚Norm‘ und ‚Abweichung‘ relativieren. So wirft ein Blick auf die ‚Unterwelten‘ der Serie die Frage auf nach Sichtbarkeit und Latenz vermeintlich randständiger Subkulturen und ‚Gegenwelten‘ für das hier gezeichnete Bild einer durch Alteritäten gekennzeichneten Moderne.

 

17.11.21:

Dr. Carolin Amlinger (Universität Basel)

Schreibarbeit. Zur Soziologie literarischer Produktion

Der Konnex zwischen Schreiben und Arbeit ist keineswegs selbstverständlich – im Gegenteil. Spricht man von Arbeit, so meint man damit für gewöhnlich eine erwerbsförmige Tätigkeit lohnabhängiger Arbeitskräfte. Schreiben geht über diese enge Vorstellung von Arbeit hinaus. Sie kann zwar erwerbsförmig ausgeübt werden, jedoch liegt ihr Zweck nicht ausschließlich im wirtschaftlichen Verdienst. Lange Zeit galt das literarische Schreiben (wie Kunstpraktiken im Allgemeinen) als Gegenentwurf zu einer zweckorientierten kapitalistischen Arbeitsgesellschaft, die das eigene Tun rationalisierte und versachlichte.

Ein enger Begriff von Lohn- oder Erwerbsarbeit ist also mit der ästhetischen (Schreib-)Handlung nur begrenzt kompatibel. Eine Fokussierung auf den Schreibprozess würde jedoch umgekehrt den Charakter der Arbeit auf ein unzureichendes Minimum reduzieren. Während kulturwissenschaftliche Perspektiven genau dies tun, nämlich Schreiben vorrangig als Schreibakt zu betrachten, versuche ich in meiner Soziologie literarischer Arbeit auch die sozialen Prozesse miteinzubeziehen, die diesem Akt zugrunde liegen und ihn allererst ermöglichen. Der Vortrag möchte einen Einblick geben in den fortlaufenden Produktionsprozess literarischen Arbeitens, seinem institutionalisierten Ensemble von ästhetischen Praktiken und seinen unterschiedlichen Ökonomien der Produktion, die je eigene Wertbildungsprozesse in Gang setzen.

 

24.11.21:

Prof. Dr. Ulrike Preußer (Universität Bielefeld)

Gesprächskultur an Bild und Bilderbuch fördern.

Sprachliches und literarisches Lernen bei den „Kleinen Sprachfüchsen“

Das Projekt „Kleine Sprachfüchse“, das durch die Martini-Stiftung und die Stadt Bielefeld finanziell unterstützt wird, bietet eine alltagsintegrierte, gesprächsbasierte Sprachförderung durch Studierende des Grundschullehramts für Kinder in Bielefelder Tagesstätten an. Die Konzeption beruht auf der empirisch mehrfach bestätigten Annahme, dass Sprachförderung eine deutlich stärkere Wirksamkeit entfaltet, wenn sie gesprächsförmig verläuft: Dialogisches Lesen (vgl. Beckerle et al 2018), insbesondere jedoch philosophische (vgl. Alt 2019) oder literarische (vgl. Fuhrmann/Merklinger Lingnau/Preußer im Druck) Gespräche mit Kindern, in denen für die Beteiligten bedeutsame Gesprächsgegenstände ergebnisoffen diskutiert werden, sind dazu besonders gut geeignet. Regelmäßig führen im Vorfeld geschulte und begleitend durch Reflexionsgespräche über ihr Vorgehen im Gespräch sensibilisierte Sprachförderkräfte zunächst Bild- und später Vorlesegespräche zu Bildern und Bilderbüchern in kleinen Gruppen durch, die die Kinder zu individuell bedeutsamen Äußerungen und zur Teilhabe am Austausch über einen gemeinsam rezipierten Gegenstand anregen. Die Gesprächssituationen werden akustisch aufgezeichnet, um die sprachlichen Entwicklungsprozesse der Kinder nachvollziehen zu können, aber auch, um das Gesprächsverhalten der Förderkräfte thematisieren zu können. Diese Daten werden dementsprechend mit unterschiedlichen Zielsetzungen zur Rückmeldung an die Förderkräfte, Erzieher*innen und Eltern, aber auch zur wissenschaftlichen Auswertung genutzt. Im Vortrag wird zunächst die Konzeption des Projekts erläutert, um aus ihr verschiedene Fragestellungen entwickeln zu können, die das sprachliche, literarische, aber auch das hochschuldidaktische Lernen betreffen. Mit Hilfe exemplarischer Sprachdaten aus dem ersten halben Projektjahr können diese Fragen präzisiert und es kann ihnen mit ersten Thesen begegnet werden. In den Fokus sollen dabei vor allem die Herausforderungen und Potentiale von Bildgesprächen mit Kindern im Elementarbereich geraten und die Rückmeldepraxis und ihre Wirksamkeit anhand der selbst durchgeführten Gespräche der Sprachförderkräfte.

 

12.01.22:

Prof. Dr. Jörg Wesche (Georg-August-Universität Göttingen)

Die Ambiguität des Türkischen in der deutschsprachigen Erzählliteratur der frühen Neuzeit

Mit der Ambiguität des Türkischen als fremdkulturelle Konstruktion werden Interferenzphänomene zwischen der religiösen und der ethnischen Differenz entlang der Skalierung von Türkengefahr und -faszination in der Frühen Neuzeit vorgestellt. Das frühneuzeitlich verbreitete Feindbild wird dabei im Gegenlicht historischer Perspektiven interkulturellen Staunens reflektiert. Im Fokus steht die thematisch einschlägige Erzählliteratur der Zeit, ebenso die im engeren Sinn literarischen Formen (v.a. Roman und Versepos) wie Gebrauchstextsorten (v.a. Reiseliteratur, Flugschriften und Zeitschriften), die gemäß zeitgenössischer Realitätskonzepte einschlägige Wirklichkeitserzählungen enthalten.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Visual Studies/Bildwissenschaften, Literatur der Frühen Neuzeit (14. und 15. Jh.)

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Institut für Germanistik

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Universitätsstraße 2
45141 Essen
Deutschland

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Literaturwissenschaftliches Kolloquium an der Universität Duisburg-Essen
Datum der Veröffentlichung: 18.10.2021
Letzte Änderung: 18.10.2021