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Sammelband: Genderaspekte in der Kinder- und Jugendliteratur. Synchrone und diachrone Perspektiven von den Anfängen bis zur Gegenwart

Deadline Abstract
14.06.2020
Deadline Beitrag
31.10.2020

Genderaspekte in der Kinder- und Jugendliteratur sind ein gesellschaftspolitisch und kulturwissenschaftlich besonders relevantes Forschungsfeld, da im Kindes- und Jugendalter die entscheidenden Gender-Prägungen stattfinden und hierbei – neben den Eltern und der Peergroup – Medien, also auch Bücher, eine entscheidende Rolle spielen. In kaum einem literarischen Genre manifestieren sich Genderaspekte so signifikant wie in der Kinder- und Jugendliteratur, da diese stets Hand in Hand mit den jeweils herrschenden pädagogischen Diskursen ging und lange Zeit einen dezidierten Erziehungsauftrag hatte. Obwohl Kinder- und Jugendliteratur heute nicht mehr als Erziehungsliteratur im engen Sinne zu begreifen ist, versteht sie sich nach wie vor als Lektüre, welche die Sozialisation und Entwicklung von Heranwachsenden begleitet und damit eine erzieherische Verantwortung trägt. Kinder- und Jugendbücher reflektieren einerseits die herrschenden gesellschaftlichen Genderkonstrukte, entwerfen aber andererseits auch neue Konzepte oder gar Utopien und sind nicht selten Vorreiter auf diesem Gebiet. Dabei kommt es zu einem interessanten Nebeneinander von konservativen und innovativen Werken zu derselben Zeit, und es entstehen auch immer wieder Werke, in denen sich Ausprägungen beider Konstrukte gleichermaßen wiederfinden lassen.

In dem geplanten Band soll die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur erstmals systematisch in ihrer diachronen Entwicklung unter Genderaspekten aufgearbeitet und dargestellt werden. Erwünscht sind daher Beiträge zu den verschiedenen literarischen Epochen, die jeweils einen Überblick über die Genderkonstrukte der jeweiligen Epoche mit Bezügen zu den herrschenden pädagogischen Diskursen der Zeit sowie ein oder mehrere Fallbeispiele beinhalten. Dabei sind Beiträge zu den ‚Meilensteinen‘ der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur ebenso willkommen wie solche zu heute vergessenen, aber zu ihrer Entstehungszeit beliebten Texten. Genderaspekte sollen außerdem in ihrer ganzen Breite ernstgenommen werden, d.h. es sollen Weiblichkeitskonzepte, Männlichkeitskonzepte und Geschlechterrelationen betrachtet werden; auch Beiträge zu dezidierter Mädchen- und Jungsliteratur sind willkommen. Der Schwerpunkt liegt auf deutschsprachigen Werken, doch auch viel rezipierte und die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur prägende Werke aus dem Ausland sollen berücksichtigt werden.

Folgende Gliederung des Bandes ist geplant und folgende Werke könnten dabei beispielsweise in den Blick genommen werden:

1. Genderaspekte in der Kinder- und Jugendliteratur: Einführung 

    (Herausgeberinkapitel)

2. Mittelalter bis frühes 18. Jhd.

3. Aufklärung

  • Unterhaltende Schriften (Johann Heinrich Campe: Robinson der Jüngere [1779])
  • Literatur für Mädchen (Johann Heinrich Campe: Vaetherlicher Rath für meine Tochter [1789])
  • Moralisch belehrende und religiöse Schriften

4. Romantik

  • Märchen, Märchendichtungen, Märchennovellen (z.B. E.T.A. Hoffmann: Nussknacker und Mausekönig [1816]; Das fremde Kind [1817])
  • Kinderlyrik und Kinderlieder

5. Biedermeier

  • ‚Meilensteine‘ und Longseller: Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter (1845); Wilhelm Busch: Max und Moritz (1865)
  • KJL zu Nationalismus, Geschichte, Krieg, Reise und Abenteuer
  • Wichtige Werke aus dem Ausland: Harriet BeecherStowe: Onkel Toms Hütte (1852); James Fenimore Cooper: Lederstrumpf (dt. Übers. 182445)

6. Letztes Drittel des 19. Jahrhunderts bis Erster Weltkrieg 

  • Realistische Kinderprosa (z.B. Johanna Spyri: Heidis Lehr und Wanderjahre [1880])
  • Mädchenbücher (Liebes und Backfischromane; z.B. Emmy von Rhoden: Der Trotzkopf [1885])
  • Jungsbücher (Reise, Abenteuer-, Kriegs- und Geschichtsromane; z.B. S. Wörishöffer: Das Naturforscherschiff [1880])

7. Erste Hälfte 20. Jahrhundert

  • Weimarer Republik (Erich Kästner: Emil und die Detektive [1929])
  • NS-Zeit
  • Exil (Kurt Held: Die rote Zora und ihre Bande [1941])

8. 1945-1990

  • Die Zäsur 1945 (Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf [1945; dt. Übers. 1949])
  • 1950er bis 1970er Jahre (Otfried Preußler; Michael Ende; James Krüss; Christine Nöstlinger: Wir pfeifen auf den Gurkenkönig [1973]; Paul Maar: Das Sams [1973])
  • 1980er Jahre (z.B. Dagmar Chidolue: Lady Punk [1985])
  • Phantastische Literatur; Mädchenliteratur; Adoleszenzromane (z.B. Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. [1973]; Christian Kracht: Faserland [1995]; Alexa Hennig von Lange: Relax [1998])

9. 1990 bis Gegenwart

  • ‚Meilensteine‘ (Joanne K. Rowling: Harry PotterSerie[1998 ff.]; Wolfgang Herrndorf: Tschick [2010])
  • Konservative Mädchen und Jungsbücher (z.B. John Green); Fantasy
  • Neue Genderentwicklungen/LGBTBücher (z.B. David Levithan: Every Day [2012])

Beitragsvorschläge (max. 1 DIN A4-Seite) nebst einem kurzen CV senden Sie bitte bis zum 14.06.20 an die Herausgeberin Prof. Dr. Weertje Willms (weertje.willms@germanistik.uni-freiburg.de). Über die Annahme der Beiträge werden Sie bis zum 21.06.20 informiert. Die Beiträge sollen bis zum 31.10.20 vorliegen und ca. 40.000-50.000 Zeichen (incl. Leerzeichen) umfassen.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Gender Studies/Queer Studies, Kinder- und Jugendliteratur

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Datum der Veröffentlichung: 08.05.2020
Letzte Änderung: 08.05.2020